Elektromobilität

Regelbetrieb für elektrische Oberleitungs-Lkw im Murgtal startet

Im Rahmen des Projekt „eWayBW“ soll im baden-württembergischen Murgental eine Teststrecke für Oberleitungs-Lastkraftwagen entstehen. (Bild: dpa)

Die Vorbereitungen für den Betrieb von elektrischen Oberleitungs-Lkw im Murgtal sind abgeschlossen, sodass der eWayBW-Regelbetrieb starten kann. Die im Vergleich zu Diesel-Lkw leiseren und schadstoffärmeren Oberleitungs-Lkw übernehmen nun reale Transportaufgaben bei den Speditionen.

Der Regelbetrieb der Teststrecke mit elektrischen Oberleitungs-Lastkraftwagen (Lkw) im Murgtal kann nach Abschluss der umfangreichen Vorbereitungen am Dienstag 21. September starten. Bereits am 28. Juni 2021 hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann gemeinsam mit der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium (BMU), Rita Schwarzelühr-Sutter, die eWayBW-Pilotstrecke feierlich in Betrieb genommen und damit die Errichtungsphase der Oberleitungsanlage abgeschlossen. Nach erfolgreichem Abschluss der vorbereitenden Arbeiten für den Realbetrieb, zu denen unter anderem die Durchführung von Test- und Einstellfahrten sowie die Schulungen von Feuerwehren, Rettungsdiensten, Betriebspersonal und Fahrern gehörten, können die Oberleitungs-Lkw nun von den Speditionen eingesetzt werden.

Minister Hermann freut sich über den Beginn der Realfahrten: „Nun können endlich die Transporte, die bisher noch von Diesel-Lkw durchgeführt wurden, durch die leiseren und schadstoffärmeren Oberleitungs-Hybrid(OH)-Lkw übernommen werden. Das kommt vor allem den Bürgerinnen und Bürgern des Murgtals unmittelbar zugute.“ Auf der Pilotstrecke werden von zwei Speditionen jährlich etwa 500.000 Tonnen Papier im 24 Stunden/7 Tage (24/7)-Betrieb von drei Papierherstellern in Gernsbach-Obertsrot in ein Logistikzentrum nach Kuppenheim verbracht.

Fahrzeugpool ermöglicht Speditionen flexible Nutzung

Zum Start des Regelbetriebs stehen zwei Oberleitungs-Lkw von Scania zur Verfügung. Drei weitere Fahrzeuge sollen bis Mitte Oktober folgen. Eine Besonderheit bei eWayBW ist, dass die Fahrzeuge nicht direkt von den beteiligten Speditionen angemietet werden. Vielmehr wurde eine Poollösung geschaffen, bei der die Fahrzeuge zunächst von der TRAPICO GmbH, einer Tochter der SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG, angemietet werden und dann innerhalb des Fahrzeugpools den Speditionen flexibel zur Verfügung stehen.

Der Verkehrsminister dankte in diesem Zusammenhang der TRAPICO und den Speditionen für deren Engagement: „Wir erreichen so eine maximale Auslastung der Versuchsfahrzeuge und unterstreichen damit einmal mehr unser Ziel, die Oberleitungstechnologie für den Straßengüterverkehr im Rahmen des Feldversuchs ergebnisoffen auf Herz und Nieren zu testen. Ich freue mich daher sehr, dass nach vier Jahren der Vorbereitung nun endlich der 24/7-Regelbetrieb startet.“

Netze BW übernimmt Betriebsführung der Anlage

Während des Realbetriebs übernimmt die Netze BW die Betriebsführung der Anlage. Die elektrotechnische Überwachung erfolgt über ihren Netzleitstand Nord in Heilbronn, die Instandhaltung und Wartung der Anlage vor Ort durch den Betriebsservice der Netze BW in Ötigheim, der sich in unmittelbarer Nähe zur eWayBW-Anlage befindet. Steffen Ringwald, Geschäftsführer bei der Netze BW GmbH, zeigte sich ebenfalls erfreut: „Wir unterstützen das Land schon seit mehreren Jahren intensiv im Bereich der Elektromobilität durch den landesweiten Aufbau von Ladeinfrastruktur. Gerade vor diesem Hintergrund freut es uns ganz besonders, dass wir die Zusammenarbeit mit dem Land nun auch auf die Oberleitungsanlage für Schwerlastverkehr im Rahmen des Feldversuchs eWayBW ausweiten.“

Ziel des Pilotprojekts eWayBW ist ein realitätsnaher elektrischer Betrieb von Oberleitungs-Hybrid-Lkw, um bisherige Erkenntnisse zu erweitern. Eine wissenschaftliche Begleitforschung wird vor allem Aspekte der Energieversorgung sowie Auswirkungen auf Lärm, Luftschadstoffe und straßenplanerische Maßnahmen untersuchen. Die Bundesstraße 462 im Murgtal wurde für das Pilotprojekt gewählt, weil auf der Strecke ein 24/7-Betrieb zwischen Obertsrot (Kreis Rastatt) und Kuppenheim stattfindet. Dabei ergibt sich pro Kalendertag die hohe Anzahl von bis zu 64 Umläufen. In Summe legen die OH-Lkw damit pro Jahr über 100.000 Kilometer im Bereich der Oberleitungen zurück. Diese Randbedingungen lassen belastbare Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt erwarten.

Weitere alternative Antriebsmöglichkeiten werden getestet

Während des dreijährigen Realbetriebs werden jedoch nicht nur OH-Lkw eingesetzt. Im Rahmen eines ergebnisoffenen Technologievergleichs kommen noch weitere alternative Antriebstechnologien zum Einsatz. Darunter sind ein Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Lkw von Iveco Nikola und ein Bio-Methan-Lkw von Iveco. Außerdem werden noch ein batterieelektrischer Lkw mit Pantograph sowie rein batterieelektrische Lkw der Daimler AG und von Iveco getestet. Bei einem OH-Lkw werden darüber hinaus temporär auch synthetischer Kraftstoff (reFuels) eingesetzt. Somit sind alle derzeit erfolgsversprechenden Antriebstechnologien für einen klimaschonenderen Straßengüterverkehr vertreten. eWayBW wird so zum Schaufenster eines klimaschonenden Straßengüterverkehrs der Zukunft.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat den Bau der Oberleitungen an der Bundesstraße 462 im Murgtal federführend betreut. Die Mobilitätszentrale Baden-Württemberg, die zum Regierungspräsidium Tübingen gehört, wird den Betrieb leiten. Das Projekt wird außerdem wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung leitet das Forschungskonsortium eWayBW.

Land fördert das Projekt mit rund 1,6 Millionen Euro

Die Kosten für das Projekt betragen insgesamt circa 28 Millionen Euro. Darin sind Planung, Bau und Betrieb sowie die wissenschaftliche Begleitforschung enthalten. Mit 26,4 Millionen Euro übernimmt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit dem Förderprogramm „Erneuerbar Mobil“ einen Großteil der Kosten. Der Eigenanteil des Landes beträgt rund 1,6 Millionen Euro. Damit möchte sich das Land am Forschungsprojekt beteiligen und die innovative Technik mit fördern.

An dem Projekt sind die nachfolgend aufgeführten acht Projektpartner beteiligt: Land Baden-Württemberg (als Vorhabenträger), Landkreis Rastatt, Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG), Netze BW sowie das Konsortium Forschung eWayBW, das aus dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, der PTV Transport Consult GmbH, dem FZI Forschungszentrum Informatik und dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie besteht.

Große Projektbeteiligung zeigt Interesse und Engagement

Über die Projektpartner hinaus gibt es acht weitere Projektbeteiligte, die als assoziierte Partner in eWayBW eingebunden sind. Die assoziierten Partner kommen für ihre Beteiligung selbst auf und erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung aus den Zuweisungsmitteln. Auf dieser Grundlage eingebunden sind die Spedition Fahrner GmbH, die Huettemann Logistics GmbH, die Casimir Kast Verpackung und Display GmbH, die Mayr-Melnhof Gernsbach GmbH, die Baden Board GmbH, die Bundesanstalt für Straßenwesen, die e-mobil BW GmbH sowie der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg.

Das BMU unterstützt seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Oberleitungstechnologie zur Elektrifizierung des Schwerlastgüterverkehrs. Bis 2024 werden insgesamt drei Teilstrecken gefördert: Neben dem Projekt eWayBW auf einer Bundesstraße in Baden-Württemberg laufen die Projekte ELISA und FESH auf Autobahnen in Hessen und Schleswig-Holstein. Dort sind bereits seit 2019 Oberleitungs-Lkw im realen Transportbetrieb im Einsatz. Das BMU unterstützt alle drei Projekte beim Aufbau der Infrastruktur, beim Betrieb der Teststrecken sowie bei der begleitenden Forschung mit insgesamt rund 103 Millionen Euro.

Darüber hinaus hat der Freistaat Bayern mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ebenfalls eine Pilotstrecke für Oberleitungs- und Wasserstoff-Lkw auf einer Autobahn bei München angekündigt.

eWayBW: Baden-Württemberg elektrisiert

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