Auszeichnung

Kulturlandschaftspreis 2019 verliehen

Das Steinheimer Becken am Albuch (Kries Heidenheim). (Bild: Stefan Puchner / dpa)

Für herausragende Verdienste um die Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung von Kulturlandschaften wurde der diesjährige Kulturlandschaftspreis verliehen. Minister Peter Hauk lobte das große private Engagement, mit dem die Bürgerinnen und Bürger zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen.

„Unsere Kulturlandschaften gehen den Menschen in Baden-Württemberg ans Herz. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Bürger, die sich um die Erhaltung unserer Kulturlandschaften kümmern, geehrt und gewürdigt werden“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Verleihung des Kulturlandschaftspreises 2019. Baden-Württembergs Kulturlandschaften stiften nicht nur bei vielen Menschen ein Heimatgefühl. Sie leisten seit jeher auch einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität, die neuerdings immer stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerät. „Streuobstwiesen, Wacholderheiden, Steillagen, Moore und Wälder sind wichtige Rückzugsgebiete für viele seltene Tiere und Pflanzen. Viele dieser Kulturlandschaften sind heute bedroht. Sie sind ein Schatz, den wir unbedingt erhalten müssen“, forderte der Minister.
 
Unsere Landwirte, Winzer und Obstbauern können die Kulturlandschaften nur erhalten, wenn ihre Betriebe finanziell auf gesunden Beinen stehen. „Das ist heute aber oftmals leider nicht der Fall. Die Globalisierung der Agrarmärkte führt dazu, dass sie in ein echtes Dilemma geraten: Einerseits sollen sie umweltschonend produzieren und helfen, die artenreichen Kulturlandschaften zu erhalten. Andererseits sollen sie auf internationalen Märkten ihre Wettbewerbsfähigkeit behaupten. Das ist ein ernstes Problem“, betonte Minister Hauk.

Minister Hauk freut sich über Verbraucher, die wieder vermehrt regionale Produkte nachfragen

Politik und Gesellschaft müssten bereit sein, den Bewahrern unserer artenreichen Kulturlandschaften einen finanziellen Ausgleich zu zahlen. Es sei deshalb erfreulich, dass viele Verbraucher wieder vermehrt auf regionale, nachhaltig erzeugte Agrarprodukte zurückgreifen und auch bereit sind, etwas höhere Preise zu bezahlen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer Kulturlandschaften. „Wir unterstützen diesen Trend durch unsere Regionalkampagne ‚Natürlich. VON DAHEIM‘“, so Hauk.
 
Das Land tue sehr viel, um die artenreichen Kulturlandschaften zu erhalten. „Mindestens ebenso wichtig ist aber das Engagement der Bürger. Herzlichen Dank an die Preisträger für ihr Engagement zur Erhaltung unserer artenreichen Kulturlandschaften und Kulturdenkmäler. Ein Feldrain hier, eine gepflegte Streuobstwiese dort, das Anlegen von Trockenmauern in Wein-Steillagen, Weideprojekte, die Pflege von Feldkreuzen und Flurdenkmälern – viele kleine Schritte ergeben auch einen langen Weg“, betonte Minister Hauk.

Wettbewerb und Preisträger 2019

Jeder Haupt-Preisträger erhält ein Preisgeld von 1.500 Euro. Die Sonderpreise Kleindenkmal sind mit jeweils 500 Euro dotiert. Insgesamt beträgt die Preissumme 10.500 Euro, die von der Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung gestellt wird. Überreicht werden die Preise Minister Peter Hauk, Dr. Harry Streib, stellvertretender Verbandsgeschäftsführer des Sparkassenverbands Baden-Württemberg und Josef Kreuzberger, Vorsitzender des Schwäbischen Heimatbundes.

Jugend-Kulturlandschaftspreis 2019

Albert-Schweitzer-Gymnasium, 74172 Neckarsulm (Kreis Heilbronn)

Einen zehn ar großen städtische Weinberg in Steillage am Neckarsulmer Scheuerberg hat die wohl einzige Schüler-Weinbaugenossenschaft Deutschlands gepachtet und bewirtschaftet ihn ganzjährig. Von Rebschnitt und Nachpflanzung über Pflege der Drahtanlagen, Laubarbeiten, Spritzungen mit Hilfe einer Drohne bis zu Lese, Kelterung und Ausbau treiben Schüler verschiedener Klassenstufen den Weinberg um. Die Tätigkeiten sind eingebunden in Lehreinheiten von Biologie und Chemie bis zu Kunstunterricht und Ethik. Und die Endprodukte Wein und alkoholfreier Traubensecco finden reißenden Absatz.

Kulturlandschaftspreis 2019

Reinhold Reuschle, Besigheim (Kreis Ludwigsburg)

In der von Terrassenweinbau geprägten Besigheimer Kulturlandschaft hat Reinhold Reuschle 2014 zwei historische Weinberge von 20 ar Größe, die schon lange verbuscht und deren Mauern eingestürzt waren, mit dem Ziel erworben, sie wieder neu anzulegen. In bisher fast 5.000 Arbeitsstunden und mit großem auch finanziellem Engagement hat er 18 Weinbergterrassen gerodet, neu mit Reben bepflanzt und annähernd 650 qm Trockenmauern aus Muschelkalk restauriert oder neu aufgebaut. Mit insekten- und reptilienfreundlicher Begrünung und Bewirtschaftung fördert er die Artenvielfalt solcher Weinbauflächen.

Schäferei Jörg und Betina Schmid, Owen (Landkreis Esslingen)

1.250 Schafe der Rassen Merino-Landschaf und Schwarzkopf sowie 80 Burenziegen sorgen dafür, dass die 170 ha umfassenden Schafweiden am Trauf der Schwäbischen Alb unterhalb von Burg Teck und Limburg nicht zuwachsen und Lebensraum vieler teils hochgradig gefährdeter Tier- und Pflanzenarten bleiben. In Hüte- und Koppelhaltung bewirtschaften Betina und Jörg Schmid diese nahe vollständig in Schutzgebieten liegenden Schaftriften nach naturschutzfachlichen Kriterien. In winterlichen Landschaftspflegeeinsätzen öffnen sie dazu noch zugewachsene Weideflächen und schaffen ein funktionierendes Triebwegesystem.

Bürgerprojekt ‚Lebensraum Weggental‘, Rottenburg am Neckar (Kreis Tübingen)

Nachdem das zweitälteste Naturschutzgebiet Südwürttembergs ‚Trichter Ehehalde‘ über lange Jahrzehnte zugewachsen war, hat sich eine Gruppe von Bürgern dieser bedrohten Kulturlandschaft am Rande des Neckartales bei Rottenburg angenommen. In enger Abstimmung mit Eigentümern, Nutzern, Behörden und Stadtverwaltung haben sie das Gebiet und die daran angrenzende hochwertige, FFH-geschützte Kulturlandschaft biologisch inventarisiert und eine Ziel- und Entwicklungskonzeption für zunächst zehn Jahre erarbeitet. Seit 2018 werden Pflegemaßnahmen mit Hilfe der Naturschutzverwaltung, privater Viehhalter und des SAV-Pflegetrupps umgesetzt. Begleitet wird das Projekt durch eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit mit Führungen und Vorträgen.

Streuobstfreunde Bergfelden e.V., Sulz am Neckar (Landkreis Rottweil)

2014 übernahm eine Streuobstinitiative von 35 Ehrenamtlichen die Pflege der überwiegend nicht gepflegten gemeindlichen Streuobstbäume. Zwischenzeitlich kümmern sich die engagierten Baumpaten – darunter zahlreiche Baumwarte, Imker und Streuobstpädagogen – auf der Grundlage eines computergestützten Baumkatasters ganzjährig intensiv um Baumschnitt, Neupflanzung, Obstsaftherstellung, Organisation eines Streuobsttages sowie Baumwartaus- und Fortbildung und ebenso um die Vermittlung ihres Wissens an Schüler sowie interessierte private Obstbaumbesitzer.

‚MeiMecki – der Ziegeninvest auf der Alb‘, Bettina und Achim Schellenbaum, Irndorf (Kreis Tuttlingen)

Mit zurzeit 85 Burenziegen beweiden und pflegen Bettina und Achim Schellenbaum ehemals verbuschte Flächen in den Naturschutzgebieten Simonstal und Irndorfer Hardt und fördern so die Erhaltung einer wunderschönen und artenreichen Kulturlandschaft. Das Betriebskonzept ihres Nebenerwerbbetriebes beruht darauf, dass ‚Investoren‘ vor allem die jungen Ziegen bereits im Frühjahr erwerben und im Spätherbst dann in Form von Wurst und Fleisch abholen. Den ganzen Sommer über können sie ‚ihre‘ Ziegen auf der Weide besuchen und sind in die intensive Öffentlichkeitsarbeit von MeiMecki eingebunden.

Sonderpreis Kleindenkmale 2019

Matti und Jonne Beierstettel, Phil Engert, Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis)

Auf ihren samstäglichen Exkursionen stießen drei Jungen zwischen 7 und 11 Jahren auf einen historischen, aber in Vergessenheit geratenen Weg. Von Forscherdrang angetrieben, legten sie den Weg mit Unterstützung weiterer Freunde frei. Seit drei Jahren halten sie ihn und seine Geschichte offen und erlebbar. Ein aufgefundener historischer Grenzstein war der Einstieg in ein weiteres Entdecker-Abenteuer. In monatelangen Begängen fanden die Jungen alle noch vorhandenen Grenzsteine der Stadt, machten sie zugänglich, reinigten und dokumentierten sie in Text und Bild auf eigenen Erfassungsbögen.

Kulturverein Wittighausen e.V., Wittighausen (Main-Tauber-Kreis)

Insbesondere zwei Mitglieder des Vereins, Dr. Reiner Saltin und Bernhard Henneberger, haben in den vergangenen Jahren alle Flurkreuze und Bildstöcke von Wittighausen in vier Fotobüchern dokumentiert, sie fachgerecht gereinigt und mit Hilfe von Fachleuten ausgebessert oder auch restauriert. Gleichzeitig unterstützen sie Eigentümer bei der Beschaffung von Fördermitteln oder der Suche nach Fachleuten zur Erhaltung und Pflege von deren Kleindenkmalen. Mithilfe einer Präsentation halten sie Vorträge und fördern so die Wahrnehmung von Kleindenkmalen im Bewusstsein ihrer Mitbürger.

Heimat und Brauchtum - Förderverein Narrenzunft Eutingen e.V., Eutingen im Gäu (Kreis Freudenstadt)

Seit 2001 kümmert sich der Verein um Dokumentation, Erhaltung und Pflege von Flurdenkmalen verschiedenster Art in Eutingen. Vor allem Flurkreuze, aber auch Bildstöcke und Flurkapellen gehören dazu. Mit großem persönlichen Engagement und Spendengeldern haben sie schadhafte Kleindenkmale saniert, darunter auch ein Denkmal für Gefallene und Vermisste der Napoleonischen Kriege in der örtlichen Kirche.

Kulturlandschaftspreis wird seit 1991 jährlich vergeben

Der Kulturlandschaftspreis des Schwäbischen Heimatbundes wird seit dem Jahr 1991 jährlich an Bürger des Vereinsgebietes des Schwäbischen Heimatbundes – also den württembergischen und hohenzollerischen Landesteilen einschließlich den angrenzenden Gebieten – für herausragende Verdienste um die Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung von Kulturlandschaften verliehen.
 
Darüber hinaus werden vorbildliche Aktionen zum Schutz sowie zur Erfassung, Pflege und Renovierung von Kleindenkmalen, die diese Kulturlandschaft in ganz besonderem Maße prägen, mit dem Sonderpreis für Kleindenkmale und Projekte von Jugendlichen mit dem Jugend-Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet. Auslober des Preises sind traditionell der Schwäbische Heimatbund und der Sparkassenverband Baden-Württemberg.

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