Unter dem Titel „Interkultur für alle. Ein Praxisleitfaden für die Kulturarbeit“ hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Leitlinien für interkulturelle Projekte und Aktivitäten veröffentlicht. Die Publikation richtet sich an Kulturschaffende und Multiplikatoren und wurde von Mitgliedern des Arbeitstreffens für Interkulturelle Kulturarbeit im Auftrag des Landes erarbeitet. Die Handlungsempfehlungen wurden an Ministerin Theresia Bauer und Ministerin Bilkay Öney offiziell übergeben.
„Interkulturalität soll für alle künstlerischen Einrichtungen zur Selbstverständlichkeit werden. Denn die interkulturelle Kulturarbeit ist besonders geeignet, die großen Potenziale, die sich aus dem Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Prägung ergeben, zu erschließen“, so Ministerin Bauer.
Bilkay Öney betonte: „Im Flächenland mit dem höchsten Migrantenanteil ist die interkulturelle Öffnung nicht nur ein erklärtes Ziel der Landesregierung, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Auch Kultureinrichtungen sind hier gefordert. Das Land unterstützt hierzu Schulungen von Kunst- und Kulturschaffenden sowie von Vertretern der kommunalen Kulturverwaltung. Darüber hinaus unterstützen wir einzelne Verbände und Vereine, etwa aus dem (Laien-) Musikbereich, mit interkulturellen Qualifizierungsmaßnahmen.“
Die beiden Ministerinnen dankten dem Redaktionsteam Rolf Graser (Geschäftsführer Forum der Kulturen e.V. Stuttgart), Jan Linders (Schauspieldirektor Badisches Staatstheater) und Sabine Schirra (Leiterin Kulturamt Mannheim) für die Erstellung des Leitfadens.
Rolf Graser: „Mit der Publikation erhalten Akteurinnen und Akteure in Kommunen und Kultureinrichtungen wichtige Anregungen und Handlungsempfehlungen für ihre Arbeit vor Ort. Erfolgreiche Praxisbeispiele in Kommunen und Kultureinrichtungen sollen Impulse setzen, weitere Aktivitäten anzustoßen.“
Die Förderung der interkulturellen Kulturarbeit ist ein Schwerpunkt der baden-württembergischen Kunstpolitik. Dabei orientieren sich die Maßnahmen an folgenden Zielen:
- Stärkere Vernetzung und Kooperation aller Akteurinnen und Akteure, unter anderem durch die regelmäßig veranstalteten „Arbeitstreffen interkultureller Kulturarbeit“ sowie die Landesfachtagung „Interkulturelle Kulturarbeit“
- Unterstützung der interkulturellen Öffnung vor Ort durch Qualifizierungsmaßnahmen von Kulturschaffenden sowie Vertreterinnen und Vertretern der kommunalen Kulturverwaltung
- Interkulturelle Aus- und Fortbildung, u.a. durch Einrichtung des Zentrums für Weltmusik in der Popakademie Mannheim mit einem Bachelor-Studiengang Populäre Musik
- Unterstützung interkultureller Projekte aller Sparten vor allem aus Mitteln des Innovationsfonds Kunst, darunter auch zur Integration und Partizipation von Flüchtlingen, mit rund 2,1 Millionen Euro in den letzten Jahren
„Wir wollen das interkulturelle Miteinander noch stärker in unserer Gesellschaft verankern, um Offenheit, Vielfalt und Teilhabe mehr Raum zu geben. Deshalb haben wir eigens Mittel für die Umsetzung der Leitlinien interkultureller Kulturarbeit im Haushalt 2015/16 in Höhe von jeweils 100.000 Euro vorgesehen“, sagte Ministerin Bauer.
Der Praxisleitfaden wurde von einem Expertenkreis aus Kommunen, Kultureinrichtungen und Migrantenorganisationen erarbeitet. Er beinhaltet viele Anregungen und Handlungsempfehlungen für die interkulturelle Arbeit vor Ort. Er richtet sich an Akteurinnen und Akteure in Kultureinrichtungen, Kommunen, Verwaltungen und Politik.