Kultusstaatssekretär Dr. Frank Mentrup betont die gute Qualität des Französischunterrichts ab der ersten Klasse in Grundschulen am Oberrhein. Der verbindliche Französischunterricht an 460 Grundschulen werde von Lehrerinnen und Lehrern erteilt, die auf diese Aufgabe bestens vorbereitet seien, betonte der Kultusstaatssekretär und wies damit anderslautende Kritik der GEW-Chefin Doro Moritz zurück. "Von möglichen Einzelfällen auf die Gesamtzahl der Französischlehrerinnen und -lehrer an Grundschulen zu schließen, ist der großen Kompetenz und dem außerordentlichen Engagement der überwältigenden Mehrheit nicht angemessen", erklärte Mentrup. Deshalb sei es eine sinnvolle Entscheidung, am Oberrhein das Fach Französisch an Grundschulen beizubehalten.
Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer, die an Grundschulen Französisch unterrichten, haben diese Sprache an einer Pädagogischen Hochschule studiert. Hinzu kommen Absolventen der Studiengänge "Europalehramt an Grundschulen, Werkreal-, Haupt- und Realschulen" mit der Zielsprache Französisch. Eine weitere Gruppe setzt sich aus Lehrerinnen und Lehrern zusammen, die im Rahmen des Integrierten Studiengangs (IST) abwechselnd in Frankreich und Baden-Württemberg studiert und so gleichzeitig die Lehrbefähigung an französischen Grundschulen und an baden-württembergischen Grundschulen sowie Werkreal- und Hauptschulen erworben haben. Zudem bieten das Kultusministerium sowie die Regierungspräsidien Freiburg und Karlsruhe regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen an, teilweise in Kooperation mit Bildungseinrichtungen aus dem Elsass.
Die Austauschprogramme für Lehrerinnen und Lehrer diesseits und jenseits der Grenze würden stetig ausgebaut, betonte der Staatssekretär. Zudem hätten viele deutsche Grundschulen rege Kontakte nach Frankreich, dies würde auch auf zahlreiche der rund 200 bilingualen Kindertagesstätten zutreffen. "Die Anregungen von Doro Moritz sind gut und sinnvoll - allerdings sind am Oberrhein längst Realität", betonte der Staatssekretär und lud die GEW-Chefin zu einem gemeinsamen Besuch in Südbaden ein, damit sie sich selbst ein Bild davon machen könne.
Für Mentrup steht beim Französischunterricht am Oberrhein nicht allein das Erlernen einer Sprache im Mittelpunkt, es gehe auch darum, Kindern möglichst früh die Kultur der wenige Kilometer entfernt wohnenden Nachbarn näher zu bringen. Mit der Entscheidung für Französisch würden gewachsene Strukturen und Nachbarschaftsbeziehungen gefestigt und gepflegt. Auch zahlreiche positive Rückmeldungen seitens Eltern, Gemeinden und Lehrkräften seit der verbindlichen Einführung des Fachs an Grundschulen im Schuljahr 2003/2004 hätten zu der Entscheidung beigetragen, in den Grundschulen am Oberrhein weiterhin Französisch zu unterrichten.
Um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie der Französischunterricht ab Klasse eins noch weiterentwickelt werden kann, wird er an ausgewählten Schulen evaluiert. "Die bislang vorliegenden Ergebnisse bestätigen, dass guter Fremdsprachenunterricht in der Grundschule schulische Kompetenzen insgesamt verbessert - auch bei Schülerinnen und Schülern, die ab der fünften Klasse eine weitere Fremdsprache lernen", erläuterte der Kultusstaatssekretär.
Obgleich der Grundschul-Französischunterricht am Oberrhein auf große Akzeptanz stoße, hält Mentrup es für geboten, über eine mögliche Wahlfreiheit der Eltern zu diskutieren: "Gespräche über Wahlmöglichkeiten zwischen Französisch und Englisch werden wir beginnen, wenn wir alle Rückmeldungen aus den Schulen aufgearbeitet und mit allen Beteiligten besprochen haben", kündigte er an.