Der Tierschutzpreis 2021 wurde an sechs Preisträger vergeben. Mit der Verleihung des Tierschutzpreises zeichnet das Land Bürgerinnen und Bürger aus, die sich in besonderer Weise um den Tierschutz und das Wohl der Tiere verdient gemacht haben.
„Tierschutz ist ein Thema, das uns alle angeht. Der Tierschutzgedanke ist fest in unserer Gesellschaft verankert und genießt in der Landesregierung und bei der Bevölkerung in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Mit dem Tierschutzpreis Baden-Württemberg zeichnen wir Bürgerinnen und Bürger aus, die sich couragiert zum Wohl der Tiere eingesetzt haben. Mit der Auszeichnung wollen wir dieses besondere Engagement einer breiten Öffentlichkeit vorstellen und entsprechend honorieren“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Verleihung des Tierschutzpreises Baden-Württemberg 2021.
„Mit unserem Preis würdigen wir Tierhalter und Einzelpersonen, die sich durch ihren Einsatz für eine besonders tiergerechte Haltung von Tieren oder eine herausragende ehrenamtliche Tätigkeit um den Tierschutz in Baden-Württemberg verdient gemacht haben. Die Leistungen der Preisträger sind besondere Beispiele und Vorbilder für alle Bürgerinnen und Bürger. Der Preis soll daher auch dazu motivieren und Anregung sein, sich ebenfalls für den Tierschutz einzusetzen“, betonte der Minister.
Die Preisträger 2021
Der Tierschutzpreis Baden-Württemberg ist mit 7.500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. In diesem Jahr wurde er an sechs Preisträger vergeben:
Auf dem Hof von Familie Österle in Obermarchtal (Alb-Donau-Kreis) leben 220 Muttersauen. Pro Jahr kommen auf dem Betrieb Österle mehr als 6.000 Ferkel zur Welt und werden mit Ringelschwanz bis zu einem Gewicht von circa 30 Kilogramm auf dem Betrieb aufgezogen. Anschließend gehen die Ferkel an Mäster, die die Marke „Hofglück“ der Edeka Südwest beliefern und zum Labelprogramm des Deutschen Tierschutzbundes e. V. oder ebenfalls zu Neuland gehören. Kernstück des Betriebs sind die beiden Abferkelställe, in welchen die Muttertiere weder bei den Geburten noch beim Säugen fixiert werden. Jede der circa neun Quadratmeter großen Abferkelbuchten ist klar gegliedert. Schon heute wird die Bewegungsfreiheit der Sauen rund um das Besamen nur für wenige Tage eingeschränkt. Im Wartebereich haben die Sauen Zugang zu großen Sonnenterrassen. Die Ferkelaufzucht findet auf Stroh statt.
Seit über 30 Jahren sind Frau Sigrid Steinbach und Frau Marija Gutman im Katzenschutz aktiv. Sie sind sowohl die Gründerinnen als auch die Verantwortlichen der Letzgus-Schwarz-Gruppe des Tierschutzvereins Rottweil und Umgebung, der noch viele Pflegestellen angehören. Bereits seit Jahrzehnten waren sie als Verantwortliche der Gruppe der gemeinnützigen Tierschutzstiftung Marga-Ihl für den Raum Rottweil ehrenamtlich tätig. Mit großer Hingabe setzten sie sich während dieser Zeit für Einfangaktionen, Kastrationen, Spendensammlungen und Auswilderungen beziehungsweise Vermittlung von Katzen ein. Frau Steinbach und Frau Gutman setzen sich stets fachlich fundiert und mit pragmatischen Lösungen ohne bürokratische Hürden für herrenlose Katzen ein und genießen in der Region eine hohe Anerkennung.
Bereits Mitte der 1980er Jahre hat Frau Erna Schmid den ersten kranken Esel auf ihrem Hof aufgenommen. Seitdem nimmt sie alte, kranke und verletzte Tiere in Obhut. Zum jetzigen Zeitpunkt beherbergt ihr Projekt bis zu 70 Esel aller Altersstufen, mehrere Ponys und ein Pferd. In Zusammenarbeit mit den Schweizer Stiftungen „Humanatura“ und „Esel in Not“ kümmert sich der Deutsche Verein Esel in Not e. V. um kranke, misshandelte, schlecht gehaltene und alte Esel. Aus einem Umkreis von 500 Kilometern holt und rettet der Verein Esel und vermittelt diese. Dabei wird besonders Wert daraufgelegt, dass das neue Zuhause geeignet ist und die Tiere dort in Gesellschaft mit anderen Eseln leben werden. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Aufklärung über die artgerechte Haltung, über die richtige Fütterung und den Umgang mit den Tieren. Die Hauptaufgabe ist die schnelle Hilfe bei Tierschutzfällen, wenn Esel umplatziert werden müssen, beispielsweise bei Krankheit oder Tod des Besitzers oder sonstigen unvorhergesehenen Ereignissen. Zudem beherbergt der Verein mehrere Esel aus Tierschutzfällen, die nicht mehr weitervermittelt werden können. Sie genießen auf dem Hof ihr „Gnadenbrot“ mit fachkundiger Rundumversorgung.
Das Projekt der „Silberpfoten“ ist aus dem Wunsch entstanden, Tierhaltern bis ins hohe Alter begleitend zur Seite zu stehen und bei der Tierhaltung Hilfe anzubieten.
Mit der Unterstützung der „Silberpfoten“ können Haustiere so weiterhin mit ihren Besitzern in häuslicher Gemeinschaft leben, auch wenn die Tierhalter selbst beispielsweise nur noch eingeschränkt mobil und auf Unterstützung angewiesen sind. Die nötige Versorgung der Tiere wird dabei durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins übernommen, vermittelt beziehungsweise in die richtigen Bahnen gelenkt. „Silberpfoten“ gilt folglich als ein Projekt, welches Menschen zusammenführt, um Mensch und Tier gleichermaßen zu helfen. Dazu gehören unter anderem folgende Angebote: Unterstützung durch die Bereitstellung von Futtermitteln oder die Übernahme von Tierarztkosten (bedürftige Tierhalter), Tierarztfahrten, Vermittlung seniorengeeigneter Tiere (Langzeitbetreuung), Beratung in Tierhaltungsfragen jeder Art oder spezielle Unterstützung nach Absprache. Dabei arbeiten die „Silberpfoten“ oft Hand in Hand mit Betreuern, Pflege- und SoziaIdiensten, sowie Familienangehörigen zusammen. Viele zufriedene Senioren im Raum Stuttgart haben mittlerweile dieses Angebot dankbar angenommen und davon profitiert.
Die Demeter Erzeugergemeinschaft aus den Regionen Bodensee, Allgäu, Linzgau und Oberschwaben, die ihre Produkte regional und unabhängig vermarktet, praktiziert eine Milchwirtschaft nach höchsten Tierwohlstandards. Die 31 zertifizierten Bio-Betriebe arbeiten nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Die Rinder werden gemäß ihren tierphysiologischen Ansprüchen gehalten. Das Herz der Erzeugergemeinschaft ist die kuhgebundene Kälberaufzucht: Alle Kälber, männlich wie weiblich, bleiben mindestens drei Monate bei ihren Müttern und verlassen auch zur Mast nach Möglichkeit nicht den Hof. Besonders macht dieses Projekt die mutter- und ammengebundene Aufzucht von Kälbern in Verbindung mit Strategien zur regionalen Vermarktung überzähliger Kälber aus der Milchviehhaltung. Die ausschließlich biodynamisch wirtschaftenden Mitgliedsbetriebe ziehen ihre Kälber standardmäßig an Mutter- beziehungsweise Ammenkühen auf, mästen die Kälber auf dem Hof und vermarkten die Schlachtkälber regional in Zusammenarbeit mit der Organisation PROVIEH e.V. Dadurch trägt die Erzeugergemeinschaft nicht nur zu einer besonders tiergerechten Haltung bei, sondern erweist sich gleichzeitig als Vorreiter im Hinblick auf eine lokale Kalbfleischvermarktung. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um Exporte und Langzeittransporte von Kälbern zu reduzieren.
Familie Benz verkaufte durch ihre Viehhandlung seit Jahren Kälber aus der Region. Der Verkauf in den Norden Deutschlands mit seinen langen Transporten stellte anfangs die Regel dar. Der Betrieb erkannte, dass die langen Fahrten nicht optimal für die Kälber sind. Das Anliegen der Familie Benz ist heute eine regionale Aufzucht mit möglichst kurzen Transportwegen. Sie organisierte den Betrieb so, dass der Transport der Kälber, die Aufzucht, die Mast und der Verkauf direkt an den Schlachthof in einer Hand bleiben. Dadurch kann Familie Benz sicherstellen, dass alles möglichst regional und transparent ist. Ihr besonderer Schwerpunkt ist dabei immer das Tierwohl und ein tiergerechtes Leben. So stehen bei Familie Benz die Kälber nicht auf Spaltenböden aus Beton, sondern auf Stroh mit viel frischer Luft und altersentsprechenden Gruppen. Um den Kälbern weitere Abwechslung zu bieten, stellt Familie Benz selbst Spielzeuge her, die als Beschäftigungselemente dienen und die Kälber anregen, sich viel zu bewegen und damit die angebotenen großen Bewegungsflächen zu nutzen. Familie Benz betreut ihre Kälber sehr eng und hat dadurch die Möglichkeit sie individuell zu beurteilen. Nur durch dieses besondere Management ist es ihnen auch möglich Erkrankungen vorzubeugen oder sie bereits in einem frühen Stadium zu behandeln.