Baden-Württemberg ist beim Breitbandausbau mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Mit der Breitband-Offensive 4.0 und attraktiven Fördermöglichkeiten setzt das Land auf die zukunftsfähige Glasfasertechnologie und nicht auf veraltete Brückentechnologien. Minister Alexander Bonde hat im Rhein-Neckar-Kreis weitere Förderbescheide übergeben.
„Ich freue mich, dass es dem Rhein-Neckar-Kreis in so kurzer Zeit gelungen ist, den ersten gewerblichen Kunden an das schnelle Backbone-Netz des Kreises anzuschließen. Diesen erfolgreichen Weg wird das Land weiterhin maßgeblich unterstützen“, sagte Minister Alexander Bonde bei der Übergabe weiterer Förderbescheide über 1,3 Millionen Euro anlässlich der Anbindung des ersten gewerblichen Kunden an das neue Kern-Backbone in Lobbach (Rhein-Neckar-Kreis). Bereits im Dezember 2015 hatte der Rhein-Neckar-Kreis rund 270.000 Euro für den Breitbandausbau erhalten.
Vor knapp sechs Wochen begann im Rhein-Neckar-Kreis bei Sinsheim der Ausbau des kreisweiten Backbones. Dieses Rückgrat des schnellen Internet, das sich durch den ganzen Landkreis ziehen wird, nahm gleich von Beginn an erste Endkunden mit an die Glasfaser. Der jetzige Ausbau des Gewerbegebiets im Sinsheimer Ortsteil Dühren nutzt das Backbone als Grundinfrastruktur. „Unsere Breitband-Offensive 4.0 setzt den Schwerpunkt auf die interkommunale Zusammenarbeit und den Mittelstand im Ländlichen Raum. Wenn ab heute hier 90 Unternehmen schnelles Internet nutzen können, ist das ein großer Erfolg und zeigt, wie rasant kommunale Netze den Bedarf decken“, sagte Bonde. In Eberbach führt der Zweckverband Glasfaser in den Ortsteil Pleutersbach und steigert damit die Versorgungsrate auf mindestens 50 Megabit pro Sekunde.
Schnell und kostengünstig mit Mitverlegung
Der Breitbandausbau ist dort am kostenintensivsten, wo für die Glasfaser-Leerrohre aufwändige Gräben ausgebaggert werden müssen. Das High-Speed-Netz verlegt deshalb auf rund 7,5 Kilometer Länge einen Teil des Backbones als sogenanntes Schienenfußkabel entlang der Krebsbachbahngleise. „Das spart bares Geld und natürlich Zeit. Der Zweckverband sucht beim Ausbau nach praktikablen Möglichkeiten. Damit nutzt er unsere Fördermittel äußerst effizient“, sagte der Minister.
Da zwischen Reilingen und St. Leon-Rot die Netze BW GmbH ihre Stromleitung in die Erde verkabelt, verlegt der Zweckverband die Glasfaserleitungen gleich mit. In Wiesloch wird der glasfaserbasierte Gewerbeanschluss mit den aktuellen Arbeiten der Stadtwerke an den Abwasserleitungen kombiniert. Im Sinsheimer Ortsteil Hoffenheim legt der Zweckverband auf 3,8 Kilometer Länge die Glasfaser für sein Backbone-Netz in den offenen Graben der Telekom. „Jede Mitverlegung hilft, die Ausbaukosten zu senken und bringt mehr Bandbreite. Wenn wir bei jedem offenen Graben auch an die Glasfaser-Kabel denken und koordiniert vorgehen, erreichen die kommunalen Netze die Fläche in Höchstgeschwindigkeit“, meinte der Minister.
Auf 38 Kilometer Länge pachtet der Zweckverband Kabelschutzleerrohre von GasLINE, einem Verbund von Telekommunikationsanbietern, und zieht dort die Glasfaser ein. „Das Pachten der Leerrohre auf 15 Jahre reduziert die geschätzten Netto-Baukosten um 30 Prozent, also rund drei Millionen Euro. Die kreative Umsetzung des Zweckverbands zeigt, wie viel Spielraum der kommunale Netzausbau lässt und macht gleichzeitig deutlich, wie entscheidend wirtschaftliches Handeln ist“, so Bonde.
„Gemeinsam schließen wir die Netzlücken, die die Telekommunikationsunternehmen lassen. Die Breitband-Offensive 4.0 hat den optimalen Schub gegeben. Weil sich jetzt Landkreise, Städte und Gemeinden miteinander aufmachen, geht der Breitbandausbau richtig voran“, so Bonde abschließend.
Breitbandausbau im Rhein-Neckar-Kreis
Als Resultat einer Machbarkeitsstudie gründeten der Landkreis und alle 54 Kreiskommunen im November 2014 den Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar – kurz fibernet.rn, der als technischer und organisatorischer Dienstleister verantwortlich für die Planung der Breitbandinfrastruktur, für den Bau und die Verpachtung des Breitband-Netzes sowie für die Fördermittelakquise ist.
Im Dezember 2015 erhielt der Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar aus der Breitband-Offensive 4.0 eine Fördersumme von 273.363 Euro für den Aufbau des Backbone-Netzes in Sinsheim. Dies war ein erster Schritt hin zu einer flächendeckenden Versorgung mit schnellem Internet. Da es sich um ein interkommunales Projekt handelt, gab es vom Land einen Zuschlag von 30 Prozent.
Nun wurde mit der Manfred-Sauer-Stiftung der erste gewerbliche Kunde an die 22 Kilometer langen Pilotstrecke des neuen Kern-Backbones von Lobbach nach Eberbach angebunden. Mit knapp 291.000 Euro unterstützt das Land den Glasfaser-Anschluss des Gewerbegebiets. Für das Heranführen der Glasfaser an den Ortsteil Pleutersbach erhält der Zweckverband eine Bewilligung in Höhe von 190.000 Euro.
Die Verlegung als Schienenfußkabel in die Gleisanlage der Krebsbachtalbahn fördert das Land mit fast 137.000 Euro. Der Zweckverband verlegt im Ortsteil Hoffenheim die Glasfaser für das Backbone-Netze in den offenen Graben der Telekom. Das Land fördert die Mitverlegung mit rund 114.000 Euro. Für die Pacht und den Einzug der Glasfaser in bestehende Leerrohre von GasLINE erhält der Zweckverband einen Zuschuss in Höhe von rund 417.000 Euro, die beiden Mitverlegungen zwischen Reilingen und St. Leon-Rot und in Wiesloch unterstützt das Land mit 151.000 Euro.
Insgesamt erhält der Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar einen Bewilligungsbescheid über fast 1,2 Millionen Euro.
Breitbandinitiative II / Breitband-Offensive 4.0
Die Landesregierung hat 2012 mit der Breitbandinitiative II den Ausbau von schnellem Internet neu aufgestellt und dabei eine bundesweite Vorreiterrolle übernommen. Mit der Breitband-Offensive 4.0 startete die nächste Stufe im Ausbau des schnellen Internet in Baden-Württemberg. Die neue Förderrichtlinie wurde im Juli 2015 von der Europäischen Union genehmigt. Mit den beiden Sonderlinien „Schulen an die Glasfaser“ und „Gewerbe an die Glasfaser“ unterstützt das Land die Kommunen mit bis zu 90 Prozent Förderung. Die interkommunale Zusammenarbeit, das gezielte und effiziente Miteinander und die dabei erzielten Synergien honoriert das Land ebenfalls bereits ab der Planung mit einem bis zu 90 Prozent hohen Fördersatz.
Mit dem kommunalen – insbesondere dem interkommunalen Netzausbau – und dem daraus resultierenden Open Access sind die Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Wettbewerb unter den Telekommunikationsunternehmen, Netzbetreibern und Dienste-Anbietern geschaffen. Dies nutzt allen – den Kommunen ebenso wie den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Die Landkreise planen und bauen die digitale Infrastruktur langfristig, aber nachhaltig und zukunftsfähig. Bis das schnelle Internet wirklich die letzten Endkunden erreicht, ist von zehn bis 15 Jahren auszugehen. Allerdings verbessern sich die Versorgungsraten innerorts schon dann beträchtlich, wenn die Ortsteile an das Glasfaser-Backbone angebunden sind, also bereits nach ungefähr zwei Jahren.
Internetzugänge, die auch große Datenmengen schnell übertragen, gehören zu einer modernen Infrastruktur und haben sich zu einem bedeutenden Standortfaktor entwickelt. Grundsätzlich fördert das Land nach dem Betreibermodell mit glasfaserbasierten Netzen in öffentlicher Hand. Dort, wo der Markt versagt, unterstützt das Land die Kommunen beim Ausbau des schnellen Internet. Diese bauen die kommunalen Netze nach ihren Bedürfnissen schrittweise aus. Die Infrastruktur wie Kabelkanäle, Leerrohre und die inaktive Glasfaser ist und bleibt im Eigentum der Kommunen. Der anschließende Netzbetrieb wird von Netzbetriebsgesellschaften übernommen, die sich in transparenten Ausschreibungsverfahren einen Dienste-Anbieter als Partner auswählen.
Backbone-Netz
In einem ersten Schritt wird die Gemeinde an das Glasfaser-Backbone-Netz angeschlossen. Die Backbone-Netze erstrecken sich über das gesamte Ausbaugebiet, bei interkommunaler Zusammenarbeit des Landkreises mit seinen Kommunen also über das gesamte Kreisgebiet, und halten pro Gemeinde mindestens zwei Übergabepunkte vor. Gleichzeitig werden Verbindungspunkte zu den benachbarten Backbone-Netzen festgelegt. Die Übergabepunkte haben einen gesicherten Zugang auf der Leitungsebene und sind damit für alle Telekommunikationsunternehmen, Netzbetreiber und Diensteanbieter nutzbar.
Gemeinde-Netze
Die Kommunen planen ihre Netze bereits von Beginn an glasfaserbasiert. Der weitere Ausbau der kommunalen Netze erfolgt schrittweise, je nach technologischem Bedarf und den finanziell zur Verfügung stehenden Mitteln. Gewerbegebiete haben beim Ausbau erste Priorität.
Mitverlegung
Der Ausbau der digitalen Netzt-Infrastruktur verursacht rund 80 Prozent der Gesamtkosten. Die Verantwortlichen vor Ort wissen am besten, wann und wo Arbeiten an einer Gas-, Strom- oder Abwasserleitung anstehen, eine Straße neu gebaut oder ausgebessert wird. Wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, verlegen Kommunen die Glasfaser-Leerrohre in einem Zug mit anderen Tiefbauarbeiten. Das Mitverlegen senkt Kosten und vermeidet Dauerbaustellen.
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Breitbandversorgung und Breitbandoffensive 4.0
Clearingstelle Neue Medien im Ländlichen Raum
Broschüre „Breitband-Offensive 4.0 – Schnelles Internet für Baden-Württemberg“ (PDF)