Gentechnik auf dem Teller? Rund 90 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher haben dazu eine klare Meinung: Sie wollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel. Die Landesregierung sieht das genauso und macht sich für die gentechnikfreie Erzeugung von Lebensmitteln stark.
Gründe für die Skepsis der Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es viele. So ist die Wirkung von gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln nicht ausreichend erforscht. Langfristige Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt können deshalb nicht ausgeschlossen werden. Sollten gentechnisch veränderten Pflanzen auf Wildpflanzen auskreuzen, könnte das kaum abschätzbare Folgen auf geschützte Arten und Biotope haben. Bei gentechnisch veränderten Pflanzen, die gegen Spritzmittel resistent sind, zeigt sich auch oft, dass in der Praxis mehr statt weniger Chemie eigensetzt werden muss. Außerdem behindert Gentechnik eine kleinstrukturierte Landwirtschaft und nützt letztlich nur wenigen Großkonzernen.
Auch die Landesregierung ist davon überzeugt, dass eine gentechnikfreie Produktion sowohl für unsere Landwirtinnen und Landwirte als auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher besser ist. In Baden-Württemberg gibt es derzeit keinen kommerziellen und keinen Versuchsanbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Das soll auch so bleiben. Zwar liegt die Gesetzgebungskompetenz hier leider weitgehend beim Bund und bei der Europäischen Union. Dennoch nutzt die Landesregierung alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel, um für gentechnikfreie Lebensmittel zu sorgen.
Das macht die Landesregierung:
- Gentechnikfreiheit in Landes-Pachtverträgen verankert: Pächter landeseigener Flächen müssen sich jetzt bei neuen Pachtverträgen verpflichten, auf diesen nur gentechnikfreie Landwirtschaft zu betreiben. Denn als Eigentümer und Verpächter von Flächen hat das Land eine Vorbildfunktion. Deshalb haben wir den gentechnikfreien Anbau in unseren neuen Pachtverträgen festgelegt.
- Umfassende Kontrollen: Um Verbraucherinnen und Verbraucher vor Gentechnik zu schützen, untersucht die Lebensmittelüberwachung regelmäßig Lebensmittel auf gentechnische Verunreinigungen und Zutaten. Dazu kommen umfassende Kontrollen zum Schutz der Landwirtschaft vor gentechnisch veränderten Organismen: Baden-Württemberg führt jedes Jahr vor der Aussaat Saatgut-Untersuchungen bei Mais, Raps und Soja durch. Auch die amtliche Futtermittelüberwachung untersucht Futtermittel regelmäßig auf unzulässige gentechnisch veränderte Organismen. Die landwirtschaftlichen Landesanstalten, die Tierhaltung betreiben, verwenden nur noch gentechnikfreies Futter.
- Gentechnikfreier Gürtel um Naturschutzgebiete: Die Landesregierung schützt besonders sensible Schutzgebiete vor den unkalkulierbaren Risiken der Gentechnik für Natur und Artenvielfalt. In einem Abstand von 3.000 Metern um Naturschutzgebiete darf es keine gentechnisch veränderten Pflanzen geben.
- Beitritt zum Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen: 2012 ist das Land außerdem dem Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen beigetreten, in dem 60 Regionen mit mehr als 163 Millionen Einwohnern organisiert sind. Mit dem setzen wir ein politisches Signal gegen Agro-Gentechnik und für sichere Lebens- und Futtermittel. Als Mitglied des Europäischen Netzwerks gentechnikfreier Regionen verpflichtet sich das Land, die gentechnikfreie Landwirtschaft zu schützen.
- Engagement gegen Gentechnik auf Bundes- und Europaebene: Wir machen uns auf Bundes- und Europaebene für Regelungen gegen Agro-Gentechnik stark. So setzen wir uns dafür ein, dass Staaten oder Regionen selbst Anbauverbote erlassen dürfen. Wir setzen uns außerdem für mehr Transparenz ein. Nur Transparenz schützt davor, ungewollt ein Produkt mit gentechnisch veränderten Bestandteilen zu erwerben. Wer Fleisch kauft, soll auch informiert werden, ob die Tiere mit gentechnisch verändertem Soja gefüttert worden seien oder nicht. Die EU-Gesetzgebung erlaubt es aktuell jedoch, gentechnisch veränderte Futtermittel zu verstecken. Wir treten deshalb für vollständige Kennzeichnung des Einsatzes gentechnisch veränderter Futtermitteln ein – und damit für eine faire Wahlmöglichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher.