Wiedervernetzungskonzept

Neue Pfade für Wildkatze und Luchs

„Viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg sind akut bedroht. Dieser Gefahr für die Biologische Vielfalt müssen wir begegnen, indem wir den Schutz von Lebensräumen und Arten flächenwirksam gestalten und als Querschnittsaufgabe verstehen. Dazu gehört die Schaffung einer Infrastruktur, die es Wildtieren erlaubt, Barrieren in ihren Lebensräume zu überwinden“, erklärte Staatssekretärin Gisela Splett anlässlich der Vorstellung des Landeskonzeptes Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg.

Um die negativen Auswirkungen der sogenannten „grauen“ Infrastruktur, d.h. Siedlungs- und Verkehrsflächen, zu reduzieren, erarbeitete das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) Baden-Württemberg ein umfassendes Wiedervernetzungskonzept. Ziel des Konzeptes ist es, Lebensräume von Wildtieren und Pflanzen, die von Straßen durchschnitten werden, bestmöglich wieder miteinander zu vernetzen.

Das Landeskonzept entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie dem NABU Baden-Württemberg, dem BUND Baden-Württemberg und dem Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg zugehörigen Landesjagdverband Baden-Württemberg. Es setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen: 

Der erste beruht auf der Analyse des Generalwildwegeplanes des Landes und des Fachplans Landesweiter Biotopverbund Baden-Württemberg. Der Generalwildwegeplan berücksichtigt vor allem die waldbewohnenden Tierarten – wie Wildkatze und Luchs. Im Biotopverbund sind die Biotopinseln dargestellt, die für das Überleben von Arten des Offenlands von besonderer Bedeutung sind. Aufbauend auf den beiden Fachplänen wurden die Stellen identifiziert, bei denen das Straßennetz ein besonders hohes Konfliktpotential für die Verbundkorridore darstellt. Wie diese Konfliktstellen entschärft werden können, wird in Steckbriefen dargestellt. Diese Analyse ist bisher einmalig in ganz Deutschland. 

Ein zweiter Baustein des Landkonzepts Wiedervernetzung besteht in der Identifizierung, Aktualisierung und Priorisierung der Amphibienwanderstrecken; einem Kooperationsprojekt, das zusammen mit dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt wurde. Im Zuge einer Abfrage haben zahlreiche Ortsgruppen des NABU Baden-Württemberg, des BUND Baden-Württemberg und von weiteren Naturschutzverbänden sowie die unteren Verwaltungsbehörden und Regierungspräsidien wertvolle Daten zu bekannten Amphibienwanderstrecken geliefert. Aus über 200 näher untersuchten Strecken wurden 40 besonders vordringliche Abschnitte ausgewählt, die für das Überleben von Amphibienpopulationen von besonderer Bedeutung sind. 

Schließlich wurde eine Priorisierung der im Wiedervernetzungsprogramm des Bundes enthaltenen Wiedervernetzungsabschnitte an baden-württembergischen Bundesfernstraßen vorgenommen. Dieser dritte Baustein zielt vor allem auf den Bau von Grünbrücken an Autobahnen und Bundesstraßen.

Das Landeswiedervernetzungskonzept bildet damit die Basis für gezielte und fachlich fundierte Schritte, mit denen die Artenvielfalt erhalten werden kann. Die Straßenbauverwaltung erhält eine Planungsgrundlage, um bei dem Neu- und Ausbau sowie beim Erhalt von Straßen Zerschneidungen zu vermeiden oder wenigstens zu vermindern. Auf das Konzept kann zudem zurückgegriffen werden, soweit aus den Um- und Ausbautiteln für Bundesfernstraßen Haushaltsmittel zur Verfügung stehen oder im Land Mittel für Wiedervernetzungsmaßnahmen verfügbar sind. Schließlich kann durch die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen in den Verbundkorridoren und im Bereich von Amphibienwanderstrecken ein wichtiger Beitrag zur Wiedervernetzung und zum Artenschutz geleistet werden.

„Das Land Baden-Württemberg will bei der Wiedervernetzung von Lebensräumen eine Vorreiterrolle einnehmen“ betonte Splett. „Das Landeskonzept Wiedervernetzung ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt, die letztlich auch Teil unserer eigenen Lebensgrundlagen ist. Wildkatzen und Luchse sollen wieder den Weg in unsere Wälder finden und Amphibien sollen sicher zu ihren Laichgewässern gelangen. Die Straßenbauverwaltung des Landes will sich ihrer Verantwortung hierfür stellen.“

Landeswiedervernetzungskonzept

Seit 1975 hat sich das Verkehrsaufkommen in Deutschland vervierfacht. Im selben Zeitraum hat sich auch die Zahl der Wildunfälle verfünffacht. Ein deutliches Zeichen, dass Wildtiere immer mehr Barrieren überwinden müssen, um Nahrung, Ruhezonen oder Partner zu finden. In unserer dicht bebauten und von Verkehrswegen durchzogenen Kulturlandschaft ist es für Wildtiere nicht einfach, von einem Lebensraum zum anderen zu wandern. Sie stoßen dabei auf eine Vielzahl von Hindernissen, vor allem in Form von stark befahrenen Straßen. All dies trägt zu der in den letzten Jahrzehnten immer stärker gewordenen Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten bei.

Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur wird im vierten Quartal 2015 eine umfassende Arbeitshilfe zum Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen veröffentlichen. Diese Arbeitshilfe wird neben einer detaillierten Projektbeschreibung und verschiedenen Prioritätenlisten samt Steckbriefen, diverse Übersichts- und Detailkarten sowie Hinweise zur Anwendung des Landeskonzepts Wiedervernetzung bei der Standortfindung und Planung von Wiedervernetzungsmaßnahmen enthalten.

 Ministerium für Verkehr und Infrastruktur: Landeskonzept Wiedervernetzung

Kommentare und Anregungen hierzu sind willkommen und können noch in die in Vorbereitung befindliche Arbeitshilfe einfließen.

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