Gewässer

Flüsse mit vielen unterschiedlichen Chemikalien belastet

Ein Stocherkahn fährt auf dem Neckar.

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat den zweiten Spurenstoffbericht für die Flüsse im Land veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass 44 der 90 menschengemachten Chemikalien häufig bis regelmäßig in den Gewässern in den Jahren 2013 bis 2021 zu finden sind. Die Belastung mit Spurenstoffen ist über die Jahre relativ konstant geblieben.

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat am 12. Mai 2023 ihren zweiten Spurenstoffbericht für die Flüsse im Land veröffentlicht. Der Bericht stellt eine umfassende statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse menschengemachter Chemikalien in baden-württembergischen Gewässern in den Jahren 2013 bis 2021 dar. Lediglich fünf der insgesamt neunzig untersuchten Spurenstoffe konnten in diesem Zeitraum nicht nach­gewiesen werden. 44 der 90 Stoffe sind häufig bis regelmäßig in den Gewässern zu finden. Der Vergleich der Daten des ersten und des zweiten Inventarberichtes zeigen, dass die Belastung mit Spurenstoffen in den neun Jahren relativ konstant geblieben ist.

Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: „Das Ergebnis zeigt, dass die Flüsse des Landes mit vielen unterschiedlichen Chemikalien und dazu auch noch konstant belastet sind. Wir wissen leider zu wenig über die Auswirkungen auf die Lebewesen in den Gewässern. Daher sind wir gut beraten, die Einträge zu reduzieren, beispielsweise durch die Aufrüstung von Kläranlagen besonders dort, wo der Abwasseranteil im Gewässer hoch ist. Auf Bundes- und Europaebene brauchen wir mehr Forschung zu den ökologischen Risiken und vor allem auch zu unbedenklichen Ersatzstoffen für potentiell gefährliche Chemikalien.“

Einige Spurenstoffe sind besonders auffällig

Insgesamt liegen die meisten untersuchten Spurenstoffe im Mittel deutlich unter den Referenzwerten*. Bei einzelnen Stoffen werden die Referenzwerte im Landesmittel jedoch überschritten – wie dem Schmerzmittel Diclofenac, bestimmten Röntgenkontrastmitteln und Fluoranthen (entsteht über Reifenabrieb und Verbrennungsprozesse). Hinzu kommen lokale Überschreitungen bei weiteren Arzneimitteln, Pestiziden und Hormonen.

Verschlimmerte Situation für Wasserorganismen in den Dürremonaten

Erstmalig bewertet der Bericht auch die Konzentrationen von Spurenstoffen mit Blick auf die Dürresommer der letzten Jahre. Niedrige natürliche Wasserstände bedeuten, dass die Einleitungen aus Kläranlagen in den Flüssen weniger verdünnt werden. Diese Spurenstoffe aus den Kläranlagenabläufen belasten dann die Wasserorganismen noch zusätzlich, die bereits Sauerstoff- und Hitzestress ausgesetzt sind. Als Folge des Klimawandels werden unsere Ge­wässer einem solchen Hitzestress zukünftig immer häufiger ausgesetzt sein.

Vierte Reinigungsstufe bei Kläranlagen reduziert Spurenstoffkonzentration

Das Spurenstoffinventar 2023 belegt, dass die Spuren­stoffkonzentrationen im Gewässer deutlich sinken, wenn oberhalb liegende Kläranlagen mit einer sogenannten vierten Reinigungsstufe nach­gerüstet werden. Diese entfernt die Spurenstoffe gezielt. „Baden-Württemberg fördert bereits seit vielen Jahren den Ausbau von Kläranlagen, insbesondere an besonders empfindlichen Gewässern und an Belastungsschwerpunkten“, so Ministerin Thekla Walker. In Baden-Württemberg verfügen derzeit bereits 25 – meist größere – Kläranlagen über eine vierte Reinigungsstufe, die zusammen rechnerisch die Abwässer von etwa 3,6 Millionen Einwohnern beziehungsweise etwa ein Sechstel des Abwassers des Landes behandeln können. Damit ist Baden-Württemberg Vorreiter im europäischen Vergleich.

Weitere 27 Anlagen befinden sich bereits im Bau oder in Planung. Das Land fördert zudem das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg, das Kommunen, Planer und Behörden hinsichtlich Errichtung und Betrieb einer vierten Reinigungsstufe berät.

Durch korrekte Entsorgung und ökologische Produkte Gewässer schützen

„Die vierte Reinigungsstufe hilft, wir dürfen uns aber nicht komplett auf diese verlassen“, ergänzt Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW und erläutert: „Manche der eingebrachten Stoffe können auch in einer vierten Reinigungsstufe nicht entfernt werden oder gelangen auf ande­rem Wege direkt in die Gewässer. Deshalb ist die Vermeidung der Einträge an der Quelle immer noch die wichtigste Vorsorge. Verbraucherinnen und Verbraucher können beispielsweise durch die Ver­wendung von ökologischeren Wasch- und Reinigungsmitteln, die korrekte Entsorgung von Medikamentenresten sowie den Verzicht auf Pestizide rund um ihr Zuhause einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten.“

Quellen der Spurenstoffe

Spurenstoffe stammen aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel aus industriellen Prozessen, aus der Landwirtschaft, aus Haushalten oder aus Verbrennungsprozessen. Viele der Stoffe gelangen mit dem Abwasser über die Kläranlagen in die Gewässer, da sie in Kläranlagen ohne vierte Reinigungsstufe nicht ausreichend abgebaut werden. Einige Beispiele für Spurenstoffe sind Arzneimittelrückstände, Pestizide, Hormone und eine Vielzahl von Haushalts- und Industriechemikalien.

„Synthetische organische Verbindungen begegnen uns in vielen Produkten unseres Alltages. Aufgrund ihrer nützlichen Eigenschaften werden sie zum Beispiel in Kleidung und Reinigungsmitteln, als Imprägnierungen, Rostschutzmittel oder als Arzneistoffe eingesetzt. Durch Gebrauch, Ab­rieb oder über die Luft gelangen sie in geringen Spuren in unsere Gewässer, daher spricht man von Spurenstoffen“, erläutert Dr. Ulrich Maurer und ergänzt: „Viele der Verbindungen beeinträchtigen Wasserorganismen bereits in geringen Konzentrationen von weniger als ein millionstel Gramm.“

* In dem vorliegenden Bericht wurde bevorzugt die gesetzlich festgelegte Jahresdurchschnitts-Umweltqualitätsnorm als Referenzwert verwendet. Für viele der untersuchten Stoffe existiert jedoch (noch) keine Umweltqualitätsnorm. In diesem Fall wurden als Referenzwert Vorschläge für künftige Umweltqualitätsnormen der Europäischen Union oder ökotoxikologisch abgeleitete Qualitätsstandards der Europäischen Union oder des Umweltbundesamtes verwendet.

Quelle:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft / LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

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