Artenschutz

Luchs Friedl auf großer Wanderschaft durchs ganze Land

Luchs (Foto: © dpa)

Vor fünf Monaten war ein zugewanderter Luchs im Mittleren Schwarzwald aufgetaucht. Expertinnen und Experten des Landes hatten das Luchsmännchen mit einem Halsbandsender ausstatten können. Nach längerem Aufenthalt im Schwarzwald hat sich der Luchs in den letzten drei Wochen über weite Strecken bewegt, wie die SMS-Nachrichten zeigen, die regelmäßig seinen Aufenthaltsort übermitteln.

Wie von anderen Wildtieren auch gibt es vom Luchs keine stabile Population mehr in Baden-Württemberg. Vor fünf Monaten war ein zugewanderter Luchs im Mittleren Schwarzwald aufgetaucht. Expertinnen und Experten des Landes hatten das Luchsmännchen mit einem Halsbandsender ausstatten können. Das Tier mit dem wissenschaftlichen Namen B415 hat den Namen Friedl bekommen. Nach längerem Aufenthalt im Schwarzwald hat sich Friedl in den letzten drei Wochen über weite Strecken bewegt, wie die SMS-Nachrichten zeigen, die regelmäßig seinen Aufenthaltsort übermitteln.

„Die bisherigen Daten zeigen, dass der Luchs sich vom Mittleren Schwarzwald bis nach Ulm und von dort aus weiter Richtung Stuttgart bewegt hat. Das zeigt uns, wo sich Wildtiere in unserer Landschaft gut bewegen können und wo sie auf Barrieren treffen. Autobahnen sind beispielsweise für viele Tiere ein unüberwindbares Hindernis. Die Daten aus dem Luchsmonitoring leisten einen wertvollen Beitrag, um die Durchlässigkeit der Landschaft für Wildtiere besser zu verstehen – und verbessern zu können, beispielsweise durch Grünbrücken über große Straßen. Grünbrücken schützen auch Autofahrer vor gefährlichen Zusammenstößen mit Wildtieren. Wir können hier wertvolle Erkenntnisse sammeln, die so in keinem Lehrbuch stehen. Das ist nur möglich, weil sich streng geschützte Wildtierarten wieder bei uns heimisch fühlen“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde.

Ein Ziel der Besenderung ist es, die Gewohnheiten dieser scheuen Tiere zu erforschen. „Wir wollen feststellen, ob Luchse länger bei uns bleiben oder weiterziehen, und welche Wege sie dabei nutzen“, erklärte der Wildtierexperte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Nach der Besenderung durchstreifte der Luchs zunächst den Mittleren Schwarzwald und nutzte dabei regelmäßig eine Fläche von über 200 Quadratkilometern. Danach begab er sich auf weite Wanderschaft nach Osten. Nachdem der Luchs die A81 vermutlich unter der Neckartalbrücke querte und auf die Schwäbische Alb zog, war er am 3. September schließlich vor den Toren Ulms angelangt. „In Ulm stand Friedl vor der ersten wirklich großen geschlossenen Siedlung auf seiner Wanderung, kehrte um und zog anschließend in nordwestlicher Richtung entlang der Autobahn A8 bis Weilheim unter Teck – dem bisher letzten Peilpunkt“, sagte Herdtfelder. Es sei nicht erstaunlich, dass das Tier nach vier Monaten im Schwarzwald weitergewandert sei. „Luchse sind zwar Einzelgänger, sie suchen aber doch die Nähe von Artgenossen des anderen Geschlechts“, erklärt Herdtfelder. Da die weiblichen Tiere aus dem Schweizer Jura jedoch in ihrem Ausbreitungsverhalten deutlich zurückhaltender als die Männchen sind, wurde schon mehrfach beobachtet, dass männliche Tiere nach einer gewissen Zeit weiterziehen. Da die heimlichen Tiere dabei kaum gesehen werden, konnte dabei allerdings nur sehr selten der Weg der Tiere nachvollzogen werden. „Wir verfolgen die Bewegungen des Luchses sehr gespannt und hoffen, dass er weiterhin so geschickt die Straßen quert wie bisher und noch lange seine Daten an uns senden wird“, so Herdtfelder. Bis April 2016 soll der Sender noch Daten schicken, bevor sich das Halsband automatisch löst und Friedl wieder unbeobachtet seiner Wege ziehen wird.

Zuvor waren im letzten Winter drei Luchse im Schwarzwald nachgewiesen worden, von denen zwei sicher aus dem Schweizer Jura zugewandert waren. Dabei handelte es sich stets um Einzeltiere, es gibt derzeit keine stabile Luchspopulation im Schwarzwald.

Der Luchs

Die aufgezeichneten Wanderungen von Friedl können der beigefügten Karte entnommen werden. Durchgängig eingefärbt sind Aufenthaltsgebiete und Wanderwege des Luchses. Die Punkte südlich des Oberrheins sind im letzten Sommer nachweislich von B415 aufgesucht worden. Der Weg von der Schweiz bis in den Mittleren Schwarzwald ist nicht bekannt.

Die Patenschaft für Friedl hat der Landesjagdverband Baden-Württemberg übernommen.

Luchse erreichen die Größe eines Schäferhundes, haben einen kurzen Schwanz und charakteristische Ohrpinsel. In ihrem Streifgebiet von bis zu 300 Quadratkilometer erbeuten sie hauptsächlich Rehe und Gämsen, gelegentlich auch Füchse und andere Säugetiere. Übergriffe auf Nutztiere werden durch private Verbände entschädigt. Dem Menschen gegenüber zeigt sich der Luchs äußerst selten. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs schnell zurück. Hinweise auf Luchse nimmt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg jederzeit unter der Nummer 0761/4018-274 entgegen.

Wanderweg Luchs Friedl (JPG)

Weitere Meldungen

LGS 2024 in Wangen
  • Gartenschau

Landesgartenschau Wangen eröffnet

Streuobstwiese
  • Streuobst

Streuobstpreis Baden-Württemberg verliehen

Team Wald
  • Forst

Zukunft des Forstberufs

Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)
  • Artenschutz

Asiatische Hornisse breitet sich weiter aus

Ein Wolf sitzt im Erlebnispark Tripsdrill in einem Gehege. (Foto: dpa)
  • Wolf

Wolfsriss in Wolpertshausen nachgewiesen

Wolf
  • Wolf

Wolf in Lenzkirch überfahren

Unterer Stammabschnitt der Großvatertanne im ehemaligen Bannwald Wilder See in der Kernzone des Nationalparks Schwarzwald
  • Nationalpark Schwarzwald

Verhandlungen zum Tausch von Waldflächen

Feldweg
  • Ländlicher Raum

Land fördert Flurneuordnungen im Neckar-Odenwald-Kreis

Das Steinheimer Becken am Albuch (Kries Heidenheim). (Bild: Stefan Puchner / dpa)
  • Naturschutz

Landesnaturschutzpreis 2024 ausgeschrieben

Wildblumen, wie die Glockenblume, bieten Pollen für Wildbienen.
  • Naturschutz

Wildbienen-Glück im ganzen Land

  • Ernährung

Regionale Produkte in landeseigenen Kantinen

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 5. März 2024

Ein Fahrradfahrer fährt in der Nähe von Tübingen in Baden-Württemberg auf einem Feldweg. (Bild: dpa)
  • Ländlicher Raum

Land fördert multifunktionalen Weg in Wagenschwend

Im Wasser einer renaturierten Moorfläche spiegelt sich die Sonne. (Foto: © dpa)
  • Naturschutz

Erwerb natur- und klimaschutzwichtiger Flächen

Über eine Landstraße krabbelt eine Kröte. (Foto: dpa)
  • Artenschutz

Amphibien gehen wieder auf Wanderschaft

Eine Frau greift nach einem Apfel aus dem Obst- und Gemüseregal eines Reformhauses. (Foto: © dpa)
  • Ernährung

Landesweite Ernährungstage 2024

Ein Regenwurm liegt auf der Erde.
  • Biodiversität

Regenwürmer verbessern Böden nachhaltig

Ein Admiral (Vanessa atalanta) sitzt bei Bergatreute auf einer Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia).
  • Naturschutz

2,5 Millionen Euro für Naturschutzprojekte

Blick in den Wald
  • Landwirtschaft

Europäische Verordnung zur Wiederherstellung der Natur

Ein Graupapagei sitzt auf einer Holzstange.
  • Artenschutz

Online-Meldeportal zum Artenschutz gestartet

Ein Bio-Bauer bringt mit seinem Traktor und einem Tankwagen als Anhänger, die angefallende Jauche auf einer Wiese aus. (Bild: dpa)
  • Landwirtschaft

Neue Mindestanforderungen zur Begrenzung von Erosion

Mohn- und Kornblumen blühen in einem Getreidefeld (Bild: dpa).
  • Landwirtschaft

Direktzahlungsverordnung zur GAP geändert

Eine Familie wandert durch den Nationalpark Schawarzwald (Bild: qu-int.gmbh / Nationalpark Schwarzwald).
  • Naturschutz

Zehn Jahre Nationalpark Schwarzwald

Luftbild der Stadt Oberriexingen mit Feldern, Bahnstrecken und Straßen
  • Landesentwicklung

Eckpunkte für neuen Landesentwicklungsplan

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 12. Dezember 2023