Schenkenzell - Bestattungen in einem Friedwald sind in Baden-Württemberg stark gefragt. "Das Interesse ist sehr groß", sagte eine Sprecherin des hessischen Unternehmens FriedWald, das die Ruhestätten bundesweit vermarktet. Seit 2005 seien rund 4200 Menschen in einem Friedwald im Südwesten bestattet worden, 15 000 Plätze an Bäumen wurden bislang reserviert. Zur Einordnung: Nach Angaben des Statistischen Landesamts in Stuttgart starben allein im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg rund 97 700 Menschen.
Derzeit gibt es neun Friedwälder im Südwesten, mit Schenkenzell (Kreis Rottweil) kommt am 13. Juli ein zehnter Standort hinzu. Dieser rund 50 Hektar große Wald liegt im Einzugsgebiet von Freudenstadt, Rottweil und Horb. Vor allem Tannen und Buchen stehen dort als Bestattungsplatz zur Verfügung.
"Bislang hatten wir schon einige Anfragen", sagte Bernd Heinzelmann vom Hauptamt in Schenkenzell. "Das Interesse ist da." Gemeinde- und Ortschaftsrat hätten dem Vorhaben von Beginn an sehr offen gegenüber gestanden. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir als Gemeinde davon nur profitieren können. Wir erhoffen uns dadurch auch, für den Tagestourismus interessanter zu werden."
Der Landesinnungsmeister des baden-württembergischen Bestattungsgewerbes, Christian Streidt, hat für das Interesse an Friedwäldern viel Verständnis: "Der Vorteil einer Baumbestattung ist, dass Sie nichts pflegen müssen." Anders als bei anonymen Gräbern hätten die Hinterbliebenen aber einen konkreten Anlaufpunkt.
Laut Streidt werden etwa 60 Prozent der Toten per Feuerbestattung beigesetzt, 40 Prozent wählen ein Begräbnis im Sarg. Grund seien meist die Kosten: In Ulm, wo Streidt tätig ist, koste ein Grab für zwei Urnen rund 500 Euro. Für eine Erdbestattung von zwei Menschen müsse alleine für das Grab mit etwa 2500 Euro gerechnet werden.
Kritik an den Friedwäldern kommt zum Beispiel von der Genossenschaft Württembergischer Friedhofsgärtner. Grund ist auch hier das Geld: Die Friedhofsgärtner könnten an den Naturbegräbnissen nichts verdienen, weil es kaum etwas zu pflegen gebe, argumentierte eine Sprecherin. "Es geht um die Zukunftssicherung unserer Genossen."
Streidt favorisiert, dass kommunale Friedhöfe neben Erd- und Urnengräbern auch Baumbestattungen anbieten. Das könne jede Kommune für sich beschließen. Solche Angeboten würden gerne angenommen. Entsprechend sei der Trend zum reinen Friedwald leicht rückläufig. Anfangs wurden seinen Angaben zufolge zehn Prozent der Urnen auf einem Friedwald beigesetzt. "Das sind inzwischen deutlich weniger."
Ein beliebter Standort ist nach Angaben der FriedWald GmbH auch Heiligenberg im Bodenseekreis, wo seit 2007 schon 962 Menschen bestattet wurden. In dem 19 Hektar großen Waldstück sollen nun neue Bäume ausgewiesen werden. "Die Nachfrage ist nach wie vor hoch", sagte Gerhard Sing vom Hauptamt Heiligenberg. "Das ist definitiv für viele eine Alternative zur Bestattung auf dem Friedhof."
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dpa/lsw