„Ich begrüße diese Kooperation zweier kompetenter Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft, die gemeinsam an innovativen Lösungen für die dringend notwendige Energiewende arbeiten. Um diese Wende zu schaffen, brauchen wir den Ausbau dezentraler und regenerativer Energien“, sagte Theresia Bauer, Baden-Württembergs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst anlässlich der Projektvorstellung in Offenburg.
Rektor Lieber fügte hinzu: "Derartige Projekte sind hervorragend geeignet, um spezifische Forschungsthemen nachhaltig in der Hochschule zu verankern. Die gemeinsam mit einem Industriepartner durchgeführte Forschung garantiert dieschnelle Umsetzung und sichert so die Innovationsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts."
Badenova-Vorstand Mathias Nikolay betont den Nutzen des Projektes für sein Unternehmen: „Die Zusammenarbeit mit der Hochschule Offenburg beschleunigt die Weiterentwicklung und Marktreife klimaschonender Energielösungen. Für uns ist es wichtig, dass wir die Energiewende weiter vorantreiben können, indem wir innovative Technologien entwickeln, schneller umsetzen und an den Markt bringen. Die Forschungsarbeit der Hochschule hilft Badenova dabei, bisher ungenutzte Potentiale in der Biomassenutzung zu erschließen.“
Das Forschungsprojekt, bei dem das Land jetzt einsteigt, untersucht nicht nur die energetische Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, die in Biogasanlagen verwertet werden. Auch die Energieumwandlung beim Endnutzer sowie die Energiespeicherung sind wichtige Teile des Vorhabens. Die Badenova bietet mit ihrem umfangreichen Engagement im Bereich Biomassenutzung und neuer dezentraler Energielösungen ein geeignetes Forschungsumfeld für das Projekt. Der regionale Energiedienstleister betreibt u.a. eine eigene Biogasanlage in Neuried, eine Aufbereitungsanlage in Forchheim und baut derzeit eine weitere Großanlage im Gewerbepark Breisgau (bei Eschbach). Auch die STEAG NewEnergies GmbH, einer der größten Betreiber von Biomasse- und Biogasanlagen in Deutschland, beteiligt sich als Industriepartner und öffnet ihre Anlagen für Forschungszwecke.
Umfassendes Forschungsprogramm
Das „Industry-on-Campus-Vorhaben“ ist breit gefächert. „Die Partner verfolgen im Wesentlichen drei Ziele“, erklärt Professor Alfred Isele, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der Hochschule Offenburg: „Erstens soll durch verschiedene Ansätze das Spektrum der einsetzbaren Biomasse-Rohstoffe erweitert werden.“ In Frage kommen dafür Restholz, Grünschnitt oder Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion. „Zweitens sollen dezentrale Strom-, Biogas- und Wärmespeicher entwickelt und erprobt werden, um die Leitungsnetze zu entlasten“, so Isele. Darunter fällt die Überlegung, Erneuerbaren Strom für die Produktion von Wasserstoff oder Methan zu nutzen, die dann in das Erdgasnetz eingespeist werden könnten, aber auch die Prüfung, ob für den Transport von Wärme mobile Speicher eingesetzt werden können. Und Isele weiter: „Drittens möchten wir Lösungspakete für Endkunden entwickeln, die die Energieumwandlung und –nutzung in den Privathaushalten optimiert – etwa durch Mikro-Anlagen und Smart-MeterAnwendungen.“
Laufzeit und Finanzierung stehen
Die fachliche Leitung der Teilprojekte übernehmen Professoren der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Praktiker der Industriepartner. In die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit werden Absolventen, Bachelor- und Master-Studenten der Hochschule Offenburg eingebunden, die nicht nur in den Laboren der Hochschule, sondern auch direkt in den Anlagen der Industriepartner tätig sein sollen. So bilden die Partner im Rahmen der Kooperation qualifizierte Fachkräfte auf dem Gebiet der nachwachsenden Energieträger praxisorientiert aus. Im Rahmen des Vorhabens soll auch die bestehende Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Universität Stuttgart ausgebaut werden.
Die Finanzierung des Projekts erfolgt gemeinsam durch das Land Baden-Württemberg, die Hochschule Offenburg und die Industriepartner, deren Kreis für weitere Projektteilnehmer offen ist. Das Land und die Industriepartner stellen jeweils eine Million Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung. Die Hochschule bringt ihre Forschungskompetenz und ihr Fachwissen in das Projekt mit ein und stellt Labore und andere Einrichtungen bereit.
Weitere „Industry-on-Campus“-Vorhaben
Das Land Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren mehrere Vorhaben gefördert, die die Kooperation von Hochschulen und Industrieunternehmen zum Ziel haben. Dazu gehören das Vorhaben CaRLa (Catalysis Research Laboratory), eine universitätsnahe Einrichtung der Universität Heidelberg, unterstützt von der BASF, und das Projekthaus edrive, unter dessen Dach das KIT und Daimler im Bereich elektrischer Antriebssysteme (Steuerungs- und Regelungstechnik, Elektromaschinen, Energiespeicher und Leistungselektronik) kooperieren. Ebenfalls am KIT angesiedelt ist das JointLab IP3, in dem es um integrierte Prozesse für nanostrukturierte Funktionsmaterialien geht.
Quelle:
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg