Auf dem Bioabfallforum Baden-Württemberg in Stuttgart hat Umweltminister Franz Untersteller Bioabfälle als „unterschätzte Ressource“ und als „eines der wichtigsten Themen der Abfallwirtschaft der nächsten Jahre“ beschrieben.
Allein in Baden-Württemberg fielen rund eine halbe Million Tonnen Bioabfälle jedes Jahr an, von denen aber nicht einmal die Hälfte genutzt würden, sagte der Umweltminister vor rund 200 Teilnehmern: „Mit einem durchschnittlichen Aufkommen an häuslichen Bioabfällen von 46 Kilogramm pro Einwohner im Jahr 2014, wovon nur rund 40 Prozent für Biogas und Wärmeerzeugung genutzt wurden, befindet sich Baden-Württemberg bei einer bundesweiten Betrachtung nur im Mittelfeld. Mein Anspruch ist es aber, bei der Sammelmenge und der Verwertung von Bioabfällen bundesweit einen Spitzenplatz einzunehmen.“
Das Ziel des Landes bei der Erfassung von Bioabfällen, das im Abfallwirtschaftsplan definiert ist, sei mit 60 Kilogramm pro Einwohner eher noch zu niedrig, sagte Untersteller. Vordringlich gehe es jetzt aber darum, die dafür nötige Infrastruktur aufzubauen, was auch Investitionen seitens der Abfallwirtschaft, also der öffentlich-rechtlichen beziehungsweise privaten Abfallentsorger bedeute. Erfassung und Verwertung setzten ein flächendeckendes Sammelsystem genauso voraus wie stoffliche und energetische Verwertungsanlagen.
„In diesem Zusammenhang setze ich ganz stark auf die Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg“, erklärte Umweltminister Untersteller. „Ihre Abfallentsorgungsbetriebe haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, mit Tatkraft und Einfallsreichtum eine hervorragende, international vorbildliche Infrastruktur für die zahlreichen Aufgaben der modernen Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Das sollte und wird ihnen auch beim Bioabfall gelingen, angefangen bei der vom Bundesgesetzgeber vorgeschriebenen Getrenntsammlung von Bioabfällen.“ Einige wenige Kreise seien derzeit noch nicht in der Lage, die Pflicht zur gesonderten Bioabfallerfassung umzusetzen, so Untersteller.
Potenzial der Bioabfälle ist noch lange nicht ausgeschöpft
Bioabfallverwertung sei aber nicht nur eine ökologische Chance und Verpflichtung, sondern auch eine technologische Herausforderung, führte der Umweltminister aus. Mögliche neue Anwendungsfelder für Biogut, wie die Biogasnutzung als Treib- und Grundstoff für die Chemieindustrie oder die Biokunststoffherstellung aus Bioabfällen, böten der in Baden-Württemberg hervorragend aufgestellten Umwelttechnikbranche gute Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Technologien. „Damit wird Bioabfall auch spannend in ökonomischer Hinsicht, davon verspreche ich mir einiges. Es lohnt sich, die Entwicklung in diesem Bereich mit zu gestalten und daraus wichtige Zukunftschancen für unsere Wirtschaft zu entwickeln.“