Naturschutz

Land startet Biber-Modellprojekt in Biberach

Ein Biber, fotografiert an einem Fluss (Quelle: dpa).

Das Land hat das Biber-Modellprojekt mit einem Kick-off-Termin im Landkreis Biberach gestartet. Im Fokus steht die Erweiterung des Bibermanagements für Konfliktfälle, welche durch aktuelle Methoden nicht zumutbar gelöst werden können.

Bei einem Vorort-Termin im Landkreis Biberach stellten Umweltministerin Thekla Walker und Landwirtschaftsminister Peter Hauk am 11. März 2022 das Biber-Modellprojekt nach bayerischem Vorbild vor. Im Rahmen dieses zu Beginn des Jahres gestarteten Projektes soll geprüft werden, inwieweit das bisherige Bibermanagement um die letale Entnahme als ultima ratio erweitert werden kann, wenn in Ausnahmefällen Konflikte durch aktuelle Methoden nicht zumutbar gelöst werden können. Ein weiteres Ziel ist es, die Jägerschaft verstärkt in das landesweite Bibermanagement einzubinden.

Umweltministerin Thekla Walker betonte: „Bereits jetzt haben wir mit unserem Bibermanagement einen umfangreichen Katalog an Präventionsmaßnahmen, aber auch die Möglichkeiten zu Vergrämungen und Umsiedlungen. Damit können wir den allergrößten Teil der Biberkonflikte lösen. Für die wenigen Einzelfälle mit großem Konfliktpotenzial, bei denen andere Möglichkeiten zur Lösung nicht möglich oder erfolglos sind, entwickeln und erproben wir gegebenenfalls mit der letalen Entnahme als ultima ratio nun eine weitere Option. Klar ist aber, dass jeder Biberkonflikt weiterhin individuell und umfassend begutachtet und bewertet werden muss.“

Erweiterung des bisherigen Bibermanagements

Landwirtschaftsminister Peter Hauk sagte: „Die Artenschutzmaßnahmen im Land funktionieren. Dies sieht man am zunehmenden Besatz des Bibers in den letzten Jahren. In einigen Regionen führt dies zu Konflikten mit der Land- und Forstwirtschaft, die wir gemeinsam lösen müssen. Es braucht ein sinnvolles Management, das Mensch und Tier gerecht wird. Die Ergebnisse und Erkenntnisse des Bibermodellprojekts sollen nach dessen Abschluss in rund zwei Jahren in das landesweite Bibermanagement integriert werden.“

Im Rahmen dieses Projektes soll auch geklärt werden, wie die Jägerschaft in das Bibermanagement verstärkt integriert werden kann – insbesondere, wie Mitglieder der Jägerschaft als zusätzliche Biberberaterinnen und Biberberater gewonnen werden können. Zudem wird die gezielte Ausbildung interessierter Jägerinnen und Jäger zur Unterstützung einer letalen Entnahme auf den Weg gebracht.

Biber an der Bahnstrecke zwischen Warthausen und Schemmerberg

Seit über zehn Jahren wird ein Bahnseitengraben der Deutschen Bahn-Strecke zwischen Warthausen und Schemmerberg auf einer Länge von rund 1,3 Kilometern von zwei Biberfamilien als Lebensraum genutzt. Mehrere durch die Biber angelegte Röhren und Baue sorgten für eine Untergrabung des Bahndammes. Dadurch kam es in der Vergangenheit zu Gleisabsenkungen und in Folge zu einer Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit. 

Als Gegenmaßnahme wurden im Spätherbst 2021 von der Deutschen Bahn AG auf einer Länge von etwa 500 Metern Biberschutzmatten in den Bahndamm eingebaut. Zudem wurden diejenigen Biberröhren und Biberbaue verfüllt, die zur Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit geführt hatten. Anhand dieses Beispiels wird ersichtlich, dass mit den bisherigen Maßnahmen selbst schwere Biberkonflikte gelöst werden können, ohne dass hierfür Biber getötet werden müssen.

Startschuss für das Bibermodellprojekt nach bayerischem Vorbild war im Januar. Hinter der Entwicklung und Finanzierung stehen die Ministerien für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sowie Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz.

Projektgebiet mit 4.350 Bibern

Das Projektgebiet erstreckt sich über die Landkreise Sigmaringen, Ravensburg, Biberach, den Stadtkreis Ulm sowie den Alb-Donau-Kreis. Die ausgewählte Projektregion hat mit circa 4.350 Bibern ein erhöhtes Konfliktpotential.

Welche Gemeinden letztlich im Bibermodellprojekt beteiligt werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Aktuell werden bekannte, potenziell geeignete Biberkonfliktfälle identifiziert. Weitere können an den Projektkoordinator gemeldet werden.

Die baden-württembergische Biberpopulation wird auf etwa 7.500 Tiere geschätzt. Mit etwa 4.350 Tieren kommen im Regierungsbezirk Tübingen am meisten, im Regierungsbezirk Karlsruhe mit etwa 400 Tieren am wenigsten Biber vor. Die meisten Biber leben landesweit im Landkreis Biberach (circa 1.150 Tiere), gefolgt vom Landkreis Ravensburg (circa 1.050 Tiere) und dem Landkreis Sigmaringen (circa 800 Tiere). Aufgrund der Lebensweise des Bibers ist jedoch eine genaue Erfassung der Population sehr schwierig, weshalb bisher keine flächendeckende Erhebung der Biberpopulation in Baden-Württemberg stattfindet.

Bibermanagement rechtssicher entwickeln und erproben

Mit dem bestehenden Bibermanagement werden schon jetzt selbst schwere, komplexe Biberkonflikte in der Regel gelöst. Sollten in Ausnahmefällen Konflikte durch aktuelle Methoden nicht zu einer zumutbaren Lösung kommen, soll nun innerhalb des Modellprojekts die letale Entnahme als ultima ratio geprüft werden. Um dieses Instrument etablieren zu können, muss die letale Entnahme rechtssicher entwickelt und gegebenenfalls erprobt werden.

Der Biber ist in den Anhängen II und IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) (PDF) der Europäischen Union gelistet und somit nach Paragraf 7 Absatz 2 Nummer 14 Bundesnaturschutzgesetz eine besonders und streng geschützte Art. Eine mögliche letale Entnahme erfordert immer eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung gemäß Paragraf 45 Absatz 7 Bundesnaturschutzgesetz – dies auch im Modellprojekt.

Im Bibermodellprojekt zu bearbeitende Fragestellungen sind auch die praktische Vorgehensweise bei einer möglichen letalen Entnahme sowie das Erarbeiten von entsprechend praktikablen Strukturen in der Verwaltung. 

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: Der Biber in Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Ein Schild mit der Aufschrift "Universitätsklinikum" steht in Mannheim an einer Einfahrt zum Universitätsklinikum.
  • Krankenhausreform

Kartellamt gegen Zusammenschluss der Uniklinika Heidelberg und Mannheim

Hühnerstall
  • Baurecht

Mobile Geflügelställe benötigen bald keine Baugenehmigung mehr

Pressekonferenz im Innenministerium
  • Innenverwaltung und Polizei

Ergebnisse der Stabsstelle moderne Führungs- und Wertekultur

Präsident des Oberlandesgerichts Karlsruhe Jörg Müller (links), Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges (rechts) und Präsident des Landgerichts Heidelberg außer Dienst Helmut Perron (rechts)
  • Justiz

Präsident des Landgerichts Heidelberg in den Ruhestand verabschiedet

Ein Mann joggt entspannt und gut gelaunt über eine Straßenkreuzung in einem Wohngebiet. Parallel zu ihm fahren Radfahrerinnen und Radfahrer an ihm vorbei.
  • Fuss- und Radverkehr

Neue Rad- und Fußgängerbrücke in Heidelberg

ELR Gemeinde
  • Ländlicher Raum

ELR fördert unterjährig 129 Projekte

Minister Hermann steht vor einem Gleis, das vom Unwetter zerstört wurde.
  • Verkehr

Neue Förderregeln für Infrastruktur der Kommunen

Dr. Florian Stegmann, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei Baden-Württemberg, bei seiner Rede.
  • Künstliche Intelligenz

Mit dem neuen F13 in die Verwaltung der Zukunft

Eine Laborantin untersucht Lebensmittel im Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. (Foto: © dpa)
  • Verbraucherschutz

Jahresbericht der Lebensmittelüberwachung

Das Logo von Invest BW
  • Invest BW

Förderaufruf zu Klimaschutz und Digitalisierung

Minister Peter Hauk (2. von rechts) erhält den Ehrenpreis der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
  • Forst

Hauk erhält Ehrenpreis für Verdienste um den Wald

von links nach rechts: Präsident des Oberlandesgerichts Karlsruhe Jörg Müller, Präsidentin des Landgerichts Freiburg Dorothee Wahle, Ministerialdirektor Elmar Steinbacher
  • Justiz

Neue Präsidentin des Landgerichts Freiburg

Typischer Grauammer-Lebensraum in strukturreicher Agrarlandschaft
  • Naturschutz

Bewerbungen für Naturschutz­projekte ab sofort möglich

Ein Maurer arbeitet mit Zement und Mörtel an einer Ziegelwand.
  • Baurecht

Bauen schneller und einfacher machen

Datenarbeit und Tablet, Laptop mit Architekturprojekt auf der Baustelle am Schreibtisch im Büro.
  • Raumordnungsplanung

Planungsverfahren effizienter und flexibler machen

Portrait Lauber
  • Verwaltung

Neue Leiterin des Finanzamts Calw

Schülerlotse geht mit Schulkindern über Zebrastreifen
  • Fußverkehr

Schulwege bei Fußverkehrs-Checks 2024 im Fokus

Ein Mitarbeiter des Generallandesarchivs Karlsruhe nimmt eine Akte aus einem Regal.
  • Forschung

Rechtsextremismus erforschen und dokumentieren

Bleichheim
  • Ländlicher Raum

Bleichheim erhält Europäischen Dorferneuerungspreis 2024

Säue schauen durch die Absperrung eines Stalles auf einem Bauernhof. (Bild: © dpa)
  • Afrikanische Schweinepest

Maßnahmen zur Biosicherheit konsequent einhalten

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 23. Juli 2024

Schülerinnen und Schüler heben im Schulunterricht die Hände.
  • Bildung

Landesregierung bringt Bildungsreform auf den Weg

Eine Doktorandin aus Venezuela arbeitet im Labor. (Bild: © dpa)
  • Fachkräfte

Neue Landesagentur für Fachkräftezuwanderung

Polizeistreife im Stuttgarter Schlossgarten
  • Sicherheit

Rechtsverordnungen zu Waffen- und Messerverbotszonen

Landstromversorgung von Containerschiffen
  • Schifffahrt

Ökostrom-Anschlüsse für den Hafen Kehl