Mit zunehmendem Alter können Sehen, Hören, Sensorik, Motorik und kognitive Fähigkeiten schlechter werden, was sich negativ beim Autofahren auswirken kann. Um die eigenen Fähigkeiten im Straßenverkehr besser einschätzen zu können, empfiehlt das Verkehrsministerium Seniorinnen und Senioren die Teilnahme an Verkehrsfitness-Checks.
Über ein Drittel aller Verkehrstoten über 65 Jahre alt
In Baden-Württemberg stirbt im Schnitt jeden Tag eine Person bei einem Verkehrsunfall. Dabei war 2022 mehr als ein Drittel aller Verkehrstoten mindestens 65 Jahre und älter. Zwar ist die Gruppe der Seniorinnen und Senioren (65 Jahre und älter), gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil keine unfallauffällige Gruppe. Allerdings sind ältere Autofahrerinnen und Autofahrer ab 75 bei Unfällen häufig die Hauptverursachenden. Mit zunehmendem Alter steigt die Verursacherquote kontinuierlich.
Pläne der Europäischen Union
Die Europäischen Union (EU) hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 die Zahl der Verkehrstoten nahe null zu bringen. Dazu legte die EU-Kommission Anfang 2023 einen Richtlinienvorschlag mit dem Ziel vor, die Verkehrssicherheit zu verbessern. Darin wird unter anderem vorgeschlagen, dass sich Menschen ab 70 alle fünf Jahre bei der Erneuerung des Führerscheins mit der Frage der Fahrtauglichkeit auf verschiedene Weise befassen.
Die Billigung des Vorschlags durch das Europäische Parlament und den Rat steht noch aus, ebenso wie die konkrete Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht.
Eigenverantwortung statt Pflichttests
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann setzt bei dem Thema auf Eigenverantwortung und Einsicht der Seniorinnen und Senioren: „Eine kritische Prüfung der eigenen Fähigkeiten ist unerlässlich für sicheres Fahren. Genauso wichtig ist es, die Fitness zu erhalten beziehungsweise zu trainieren. Darüber wollen wir informieren und für gute Lösungen in ein offenes Gespräch kommen.“ Hier setzt die Kommunikationskampagne „Team Vision Zero“ des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg an. Die Kampagne will den Bekanntheitsgrad von Verkehrsfitness-Checks wie beispielsweise Rückmeldefahrten in Fahrschulen erhöhen und das Interesse wecken, die eigene Fahrtauglichkeit zu erhalten oder zu verbessern.
An Aktionsständen und auf der Webseite der Kampagne werden zudem kostenlos kleine Selbsttests angeboten, zum Beispiel Seh- und Hörtests, die einen ersten Überblick über die eigenen Fähigkeiten bieten. Ältere Verkehrsteilnehmende können testen, wie fit sie am Lenkrad sind, ohne Angst zu haben, den Führerschein abgeben zu müssen.
Auftaktveranstaltung am 13. Juli 2023
Die Kommunikationskampagne startet am 13. Juli 2023 auf dem Marienplatz in Stuttgart. Am Stand „Team Vision Zero“ wird ab 12 Uhr eine Gesprächsrunde mit dem Titel „Länger mobil, aber sicher?! Wie kann man Herausforderungen im Alter begegnen?“ stattfinden. Mit dabei sind Verkehrsminister Winfried Hermann sowie weitere Expertinnen und Experten aus dem Verkehrsbereich. Besucherinnen und Besucher können ihre Fahrfitness mit Tests am Stand selbst überprüfen.
2019 hat das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg seine mehrjährige Verkehrssicherheitskampagne gestartet. Seit 2023 wirbt die Kampagne unter dem Aktionsmotto „Team Vision Zero“ verstärkt bei jungen und alten Menschen. Diese sollen gemeinsam am Ziel von null Verkehrstoten und Schwerverletzten im Straßenverkehr – der Vision Zero – mitarbeiten.
Die Kampagne macht auf wichtige Sicherheitsthemen aufmerksam, klärt über Fakten auf und gibt konkrete Tipps für Verhaltensänderungen.