Kamingespräch

„Wie reden über Europa?“ – Vielstimmigkeit moderieren und ertragen

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Staatsrätin Gisela Erler (M.) beim Kamingespräch (Foto: © Henrike Haas)

Auf Einladung der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Gisela Erler, hat im Institut français in Stuttgart ein Kamingespräch zum Thema „Wie reden über Europa?“ stattgefunden. Die Stärke Europas sei die Moderation von Unterschiedlichkeit, so Erler.

Am vergangenen Dienstag (19. Juni) fand das 9. Kamingespräch der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Gisela Erler, im Institute français Stuttgart statt. Das Thema „Wie reden über Europa?“ fand dabei großen Andrang. Organisiert wurde das Gespräch vom Bürgerstab, das ist eine Gruppe von Ehrenamtlichen, die die Arbeit der Staatsrätin seit 2013 mit Aktionen und eigenen Veranstaltungsformaten unterstützen. Eröffnet wurde das Gespräch mit einem Impulsreferat von Prof. Jürgen Wertheimer.

Formen der Diskussion und des Austauschs über Europa finden

Der Generalkonsul und Leiter des Institutes, Francais Nicolas Eybalin, begrüßte die Gesprächsrunde: „Die Welt hat sich sehr verändert. Europa und die liberale Demokratie stehen in der Krise“, stellte er fest. „Es wenden sich Leute ab von einer Vorstellung von Europa, die uns geprägt hat“, stimmte ihm die Staatsrätin zu. Deshalb sei es wichtig, Formen der Diskussion und des Austauschs über dieses Thema zu finden, wie beispielsweise die Bürgerdialoge mit ausgewählten Zufallsbürgern, die zurzeit an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg angeboten werden. 

Professor Jürgen Wertheimer, ehemaliger Dozent an der Universität Tübingen, fand klare und kritische Worte zum derzeitigen Europa-Diskurs: Derzeitig herrsche Hektik und Aggressivität in der Europapolitik, „Europa ist auch zu einem Vakuum der Werte geworden“, meinte der Literaturprofessor und sprach sich für ein temporäres Verwendungsverbot der Floskel „Europäische Werte“ aus.

Kritik am derzeitigen Europa-Diskurs

Er kritisierte auch kontrovers die derzeitige Europapolitik, die vor allem auf Profilierung und Gewinnmaximierung aus sei, und dadurch die angepriesenen europäischen Werte wie Freiheit und Toleranz verkaufen würde: „Die platte Realität wird mit erhabenen Begriffen ausgefüllt“, prangerte Wertheimer an, wodurch die EU außerdem ihre Glaubwürdigkeit verlöre.

Es sei an der Zeit, dem System einen Stresstest zu unterziehen, forderte der Literaturprofessor. Europa bestehe aus einer Vielzahl kultureller Zonen, das Zusammengehörigkeitsgefühl sei einer permanenten Veränderung ausgesetzt. Aus dieser Erkenntnis zog Professor Wertheimer folgenden Schluss: „Es gibt keine Europäische Leitkultur!“ Nicht die Werte an sich, sondern der Umgang mit Werten müsse gestärkt werden: Der Dialog, die Moderation von Unterschiedlichkeiten und die Anerkennung verschiedener Kulturen als gleichwertig angesehen werden. Das sind die großen Stärken Europas, durch die die „Europäischen Werte“ mit Inhalt gefüllt werden können.

Lebendiger Dialog zum Thema Europa

Auf den Vortrag des Literaturprofessors folgte ein lebendiger Dialog, quer durch viele Themenfelder, verbunden durch das Thema Europa: Die Vermittlung von EU und Europa im Unterricht, die europäische Identität und Geschichte, die Beziehung zwischen Türkei und EU und der interkulturelle Austausch und eine Vielzahl weiterer Bereiche wurden diskutiert, so dass am Ende auch noch länger hätte diskutiert werden können.
Auch die Diskutanten selbst spiegelten diese Vielseitigkeit wider, jedoch verbunden durch ihr Engagement für Europa: Pulse of Europe, das Deutsch-türkische Forum, die Städtepartnerschaften Stuttgart, das Institute français, die Jungen Europäischen Föderalisten, aber auch Schüler und Lehrer verschiedener Schulen, waren vertreten.

„Die Stärke Europas ist die Moderation von Unterschiedlichkeit“

Staatsrätin Erler griff zum Ende noch einmal den Vortrag Professor Wertheimers auf: „Die Stärke Europas ist die Moderation von Unterschiedlichkeit“, schloss sie. Auch extremen und populistischen Meinungen könne nur durch konsequente Moderation und Diskussion begegnet werden.

Der Dialog soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden.

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