Die Inka – da denkt Otto-Normaleuropäer an die Ruinenstadt Machu Picchu, an sagenhafte Goldschätze und vielleicht noch an den Inka-Trail, einen bei Touristen beliebten Wanderweg in den Anden. Wer aber waren die Inka wirklich? Eine Große Landesausstellung in Stuttgart zeigt jetzt, erstmals in Europa, eine umfangreiche Schau über das Andenreich.
Trotz ihres recht bekannten Namens weiß man hierzulande eigentlich recht wenig übe die Inka. Dabei beherrschten sie im 15. und 16. Jahrhundert ein Reich, das sich vom Süden des heutigen Kolumbiens über 5000 Kilometer entlang der Anden bis nach Chile erstreckte und von seinen Dimensionen daher durchaus mit dem römischen Imperium in Europa mithalten konnte.
Das Linden-Museum Stuttgart, staatliches Museum für Völkerkunde, widmet den Inka nun als erstes europäisches Museum überhaupt eine große Sonderausstellung. „Wir glauben, viel über die Inka zu wissen“, sagt auch Inés de Castro, Direktorin des Linden-Museums. Auch für die Bevölkerung des Andenraums spielen die Inka noch heute eine identitätsstiftende Rolle. Dabei sei die Wissenschaft eigentlich noch nicht besonders weit mit den Inka gekommen. Erst seitdem die politische Lage in Peru relativ stabil sei, komme auch die Forschung langsam in Gang.
Drei Herrscher im Mittelpunkt
„Es war eine große Herausforderung“, so Kuratorin Doris Kurella, „so ein großes Reich in eine Ausstellung zu zwingen.“ Konzeptionell hat man sich im Linden-Museum deshalb dazu entschlossen, sich in der die Ausstellung auf die drei Inka-Herrscher Inca Viracocha, Pachacutec Inca Yupanqui und Tupac Inca Yupanqui zu konzentrieren. Unter den drei aufeinander folgenden Herrschern, die das Imperium von der Hauptstadt Cusco aus mit straffem Ordnungssystem regierten, gelangte das südamerikanische Reich zu seiner größten Ausdehnung. Über 200 Ethnien lebten zeitweise in dem Imperium, das durch Kriege und Unterwerfungen immer weiter ausgedehnt wurde.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die imperiale Inka-Architektur, das Leben der Inka-Adligen in Cusco, die Staatsreligion mit dem Sonnentempel als Zentrum, Krieg, Landwirtschaft und die Verwaltung des Riesenreiches mithilfe eines Botenläufersystems, über das mit Knotenschnüren codierte Nachrichten hunderte Kilometer weit verschickt wurden. Auch die Vorläuferkulturen der Inka und das Ende des Imperiums durch die Eroberungszüge der Spanier kommen in der Ausstellung nicht zu kurz.
Referenz-Ausstellung über die Inka
Die 260 Objekte der Ausstellung reichen von Alltagsgegenständen bis hin zu den Luxusgütern der adeligen Bewohner Cuscos. Als schriftlose Kultur in unserem Sinne hinterließen die Inka nur Aufzeichnungen in Form von Textilien, die ihre Bedeutung aus der komplexen Musterung erhielten. Diese zeigt die Ausstellung ebenso wie beispielsweise auch die kleinen goldenen Orejóns („Großohren“), von denen einer auch das offizielle Ausstellungplakat schmückt.
Um die Stücke zusammenzubekommen klapperten de Castro und die Ausstellungs-Kuratorin Doris Kurella die Sammlungen zahlreicher Museen von Lima über London bis Göteborg ab. Sowohl mit der Auswahl der sorgfältig zusammengetragenen Objekte wie auch mit der gelungenen Präsentation zeigt sich de Castro zu Ausstellungsbeginn mehr als zufrieden: „Wir sind sicher, dass es eine Referenz-Ausstellung ist.“
Die Große Landesausstellung „Inka – Könige der Anden“ im Linden-Museum läuft noch bis zum 16. März 2014.