Als nördlichster Rückhalteraum des Integrierten Rheinprogramms ist der „Polder Rheinschanzinsel“ bei Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen in Betrieb genommen worden. Der Polder hat ein Volumen von 6,2 Millionen Kubikmetern auf über 200 Hektar Fläche. „Mit dem Polder Rheinschanzinsel kommen wir beim Integrierten Rheinprogramm wieder ein großes Stück weiter“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller.
„Der Retentionsraum schützt die Menschen bis in den Ballungsraum Mannheim/Ludwigshafen hinein vor den Risiken eines schlimmen Hochwassers. Es war kein einfaches Bauvorhaben, aber es war nötig und richtig.“ Zudem leistet der Polder mit den vorgesehenen partiellen Flutungen einen Beitrag zur Renaturierung ehemals hier vorhandener Auenlandschaften. So wird sich in den für die Flutungen vorgesehen Teilflächen langsam eine Auenlandschaft mit ihren typischen Tieren und Pflanzen entwickeln.
Untersteller führte aus, dass das Hochwasserschadenspotenzial alleine am Oberrhein bei rund sechs Milliarden Euro liege. Ein einziges Hochwasser würde genügen, um Millionenwerte zu vernichten: „Investitionen in den Hochwasserschutz sind deshalb kein Luxus, sondern sie sind das Ergebnis einer fundierten Risikokalkulation. Die grün-rote Landesregierung sieht sich in der Verantwortung, Menschen und Vermögenswerte zu schützen. Dafür nehmen wir Geld in die Hand, allein für den technischen Hochwasserschutz jährlich zwischen 70 und 80 Millionen Euro.“
Insgesamt elf Jahre ist am Bau des Polders gearbeitet worden, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 75 Millionen Euro, wovon der Bund 41,5 Prozent und das Land 58,5 Prozent tragen.
Die Planungen zum Polder Rheinschanzinsel wurden zu Beginn von einem Polderbeirat begleitet, in dem sich auch Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen konnten. Die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl würdigte das Projekt deshalb als eine gelungene Gesamtleistung: „Schutz vor Hochwasser ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Der Polder Rheinschanzinsel ist ein gelungenes Beispiel für gelebte Solidarität für den Hochwasserschutz und ein sehr konstruktives Zusammenwirken aller Beteiligten.“
Ein wichtiges Thema in der Planung war seinerzeit die Frage, wie der Polder bei Flutung die Grundwassersituation in Philippsburg beeinflussen könnte. Als Teil des Projekts wurde deshalb auch das Schöpfwerk Philippsburg umgebaut, so dass bei einem Einsatz des Polders der Wasserspiegel im Philippsburger Altrhein um einen Meter tiefer abgesenkt werden kann als bei einem Hochwasserbetrieb ohne Poldereinsatz. Weitere Pumpwerke in Philippsburg dienen ebenfalls dem Schutz vor einem schädigenden Grundwasseranstieg.
Um Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit zu geben, sich über den Polder in eigener Anschauung zu informieren, findet am Samstag den 28. November 2015 ein Tag der offenen Tür statt. Dabei besteht die Möglichkeit, den Rückhalteraum zu besichtigen.
An insgesamt drei Stationen im Polder sind verschiedene Informationsstände aufgebaut. Unter anderem ist die Besichtigung des Schöpfwerks Philippsburg, mit Betriebszentrale und Betriebshof, und des Pumpwerks am Freyersee möglich. Am Ein- und Auslassbauwerk informiert ein Stand über die Betriebsweise des Polders und das Prinzip des ökologischen Ausgleichs im Hochwasserschutz. Die einzelnen Stationen können bequem zu Fuß über die Hochwasserdämme erreicht werden. Alternativ pendeln Kleinbusse zwischen den einzelnen Stationen. Die Besucher können nach Belieben ein- und aussteigen.
Polder Rheinschanzinsel
Der Polder Rheinschanzinsel ist als ein sogenannter Taschenpolder gebaut, der nur über eine Öffnung geflutet beziehungsweise entleert werden kann. Er ist Teil des Integrierten Rheinprogramms, IRP.
Nach Abschluss des Programms sollen entlang der Rheingrenze nach Frankreich 13 Rückhalteräume Schutz vor Hochwasser bieten. Die drei Polder Altenheim, Kulturwehr Kehl/Straßburg und Söllingen/Greffern sind bereits einsatzbereit, die Rückhalteräume Weil-Breisach, Elzmündung und Kulturwehr Breisach sind im Bau. Die übrigen Rückhalteräume befinden sich im Zulassungsverfahren oder in der Planung.
Mehr als 40 Prozent des im IRP geplanten Retentionsvolumens von gut 167 Millionen Kubikmetern sind inzwischen verfügbar.
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: Hochwasserschutz des Landes Baden-Württemberg