Klimaschutz

Neue Studie zu strombasierten Kraftstoffen vorgestellt

Mehrere Menschen stehen vor einem Auto zu einem Gruppenbild zusammen. Von links nach rechts: Franz  Loogen (Geschäftsführer e-mobil BW), Rolf Bulander (Robert Bosch AG), Wendelin Göbel, Audi-Vorstandsmitglied Geschäftsbereich Personal und Organisation, Helmut Stettner, Werkleiter Audi-Standort Neckarsulm, Verkehrsminister Winfried Hermann, Ministerialdirektor Uwe Lahl und Brian Rampp, Leiter Politik Audi (Bilderquelle: AUDI)

Welche Rolle synthetische Kraftstoffe beim Klimaschutz spielen können, hat eine Studie untersucht. Für einen Hochlauf der Technologie braucht es entsprechende Rahmenbedingungen auf europäischer und Bundesebene.

Die Rolle synthetischer Kraftstoffe auf Basis erneuerbarer Energien (Re-Fuels) bei der Reduktion klimaschädlicher Emissionen stand am 22. November 2018 im Mittelpunkt des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW im AUDI-Forum in Neckarsulm unter der Leitung des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann.

Bei der dritten Sitzung des Themenfeldes 5 „Verkehrslösungen“ im Strategiedialog Automobilwirtschaft BW trafen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden, um konkret über wirksame Maßnahmen und Konzepte zu beraten, die dazu beitragen können, den Transformationsprozess in der baden-württembergischen Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten.

Für den Klimaschutz muss mehr getan werden

Verkehrsminister Hermann sagte: „Die CO2-Emissionen im Verkehrssektor sind wieder gestiegen, sie müssen aber deutlich sinken um die Klimaschutzziele einzuhalten. Da die notwendigen Maßnahmen bekannt sind und der Instrumentenkoffer vorhanden ist – ist es jetzt an der Zeit ihn auch zu nutzen und endlich wirksam umzusteuern. Neben batterieelektrischen Antrieben und Brennstoffzellenantrieben brauchen wir auch neue Kraftstoffe auf der Basis erneuerbarer Energie.“

Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg (e-mobil BW): „Die gesetzten Klimaschutzziele im Verkehr können nur erreicht werden, wenn Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam nachhaltige Mobilitätslösungen vorantreiben. Der Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg bietet dazu den geeigneten Rahmen, gemeinsam Ideen zu entwickeln und konkret umzusetzen. Ziel des Strategiedialogs ist es auch, den Markthochlauf der Elektromobilität weiter voranzutreiben und auf breiter Flur verschiedene Technologien für die Dekarbonisierung der Mobilität zu fördern und für den Massenmarkt zu skalieren.”

„Wir schätzen den Strategiedialog Baden-Württemberg als gelungene Plattform für den Austausch zwischen Automobilwirtschaft und Politik. Gemeinsam können wir hier künftige Chancen und Risiken identifizieren, neue Entwicklungen frühzeitig einordnen und wichtige Weichenstellungen vorbereiten. Elektromobilität, E-Fuels oder neue Mobilitätskonzepte sind hierfür nur einige Beispiele“, sagte Wendelin Göbel, Vorstand Personal und Organisation der AUDI AG. „Baden-Württemberg ist ein weltweit führender Automobilstandort, bei Audi in Neckarsulm leisten auch wir dazu einen Beitrag. Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen, die Region strategisch bestens aufzustellen und für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen. Der Strategiedialog leistet dafür äußerst wertvolle Arbeit.“

Beitrag strombasierter Kraftstoffe zum Erreichen der Klimaschutzziele

Ein Schwerpunkt der Sitzung war die Vorstellung einer Studie, die den Beitrag strombasierter Kraftstoffe zum Erreichen verkehrlicher Klimaschutzziele in Baden-Württemberg erklärt. Sie wurde durch das Forschungsinstitut ifeu und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Auftrags des Verkehrsministerium Baden-Württemberg erstellt.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass durch einen zusätzlichen Beimischungsanteil von Power to Liquid (PtL) im Kraftstoff ein relevanter Beitrag zur Minderung der THG-Emissionen des Verkehrs bis zum Jahr 2030 erreicht werden kann, sofern die Entwicklung der PtL-Technologie ambitioniert betrieben und zeitnah umgesetzt wird. Für einen entsprechenden Hochlauf sei politische Unterstützung erforderlich, um den Unternehmen Investitionssicherheit zu geben, während gleichzeitig ein klarer Pfad für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Kraftstoffe verfolgt werden sollte.

Wesentlich sind dabei ein regulatorisches Umfeld und mögliche Geschäftsmodelle, die Kapital im Milliardenbereich für eine Industrialisierung der Technologie in Gebieten mit günstigen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien aktivieren. Da die Handlungsspielräume Baden-Württembergs zur Unterstützung des Power-to-Liquid-Hochlaufs begrenzt sind, sind zusätzlich geeignete Rahmenbedingungen auf europäischer und Bundesebene einzufordern. Zudem ist die wirtschaftliche, forschungsseitige und politische Zusammenarbeit mit PtL-produzierenden Ländern zu intensivieren.

Synthetische Kraftstoffe: Feste Größe im zukünftigen Verkehrswesen

Noch ist die Herstellung synthetischer Kraftstoffe aufwendig und kostspielig. Aber in der Zukunft können sie eine feste Größe im Verkehrswesen werden und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Verkehrssektor leisten. Beim Schiffsverkehr, Lkw-Fernverkehr und Flugverkehr besteht das größte Potential für strombasierte Kraftstoffe.

Minister Hermann: „Wir brauchen für die Verkehrswende einen intelligenten Mix aus unterschiedlichen alternativen Antrieben, neuen attraktiven Angeboten, preislichen Steuerungsinstrumenten und ein generelles Umdenken. Ohne synthetische Kraftstoffe auf der Basis erneuerbaren Stroms wird es jedoch nicht gehen, wenn auch der Flug-, Schiffs- und Fernverkehr CO2-neutral werden sollen. Wir müssen außerdem die Mineralölindustrie in die Pflicht nehmen. Für den Kraftstoffverbrauch sollte eine Erneuerbaren-Quote gelten, die technologieneutral ist. Ob die bisherigen Ölkonzerne dann auf Strom für Elektroautos, Re-Fuels oder einen Mix setzen, sollte der Markt entscheiden.“

Eine wichtige Aufgabe derzeit: die Luftqualität in Städten verbessern. Dazu beitragen will Bosch mit der Realisierung der Elektromobilität und der weiteren Optimierung des Verbrenners. „Bosch geht die Zukunft des Antriebs technologieoffen an. Wir wollen Marktführer in der Elektromobilität werden und entwickeln den Verbrenner gezielt weiter“, sagte Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. Damit nicht genug: Mithilfe der Vernetzung will Bosch den Verkehr verflüssigen, verlagern und vermeiden. Das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen arbeitet an intermodalen Mobilitätsdiensten, die Pendlern auf dem Weg von A nach B den nahtlosen Übergang vom Auto zu Bahnen oder Bikes ermöglichen. Ebenso entwickelt Bosch beispielsweise Lösungen zur Verringerung des Parksuchverkehrs und bietet auch seinen Mitarbeitern mit eBike-Leasing und dem Jobticket an Feinstaubtagen maßgeschneiderte Lösungen für den Weg zur Arbeit.

Projekte zu Klimaschutz und Mobilität

Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg

Die Automobilindustrie befindet sich inmitten eines grundlegenden Wandels. Die großen Trends Digitalisierung, Automatisierung, Elektrifizierung und Sharing sind dabei aber kein Selbstläufer für den Klimaschutz. Um die Klimaziele von EU, Bund und Land zu erreichen sind weitreichende Veränderungen des heutigen Mobilitätssystems und des Mobilitätsverhaltens erforderlich. Diese Transformation des Verkehrssystems ist eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre.

Der auf sieben Jahre angelegte Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg (SDA BW) läuft seit 2017 als neues Format der institutionalisierten Zusammenarbeit. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg ist für das Themenfeld 5 „Verkehrslösungen“ zuständig und ringt dort um Fortschritte bei der Gestaltung von wirkungsvollem Klimaschutz.

In zwei Arbeitsgruppen erarbeiten Vertreter von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden mittelfristige Orientierungen und unterstützen die Umsetzung von Mobilitätslösungen in die Fläche:

  • a) Neue Mobilitätslösungen
  • b) Hochskalierung von Verkehrslösungen

Insgesamt geht es beim Strategiedialog Automobilwirtschaft zum einen darum, wirkungsvolle Maßnahmen und Konzepte für den Klimaschutz im Verkehrssektor zu entwickeln. Zum anderen, den durch Digitalisierung und Automatisierung initiierten Transformationsprozess so zu gestalten, dass weiterhin Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der baden-württembergischen Automobilindustrie verbleiben. Alle beteiligten Ministerien haben finanzielle Mittel für Projekte erhalten, die im Verkehrsministerium für die Weiterentwicklung von Ridesharing, Studien zu automatisierten Buslinien, synthetischen Kraftstoffen - reFuels und der Elektrifizierung der Landesflotte verwendet werden.

Das Verkehrsministerium hat darüber hinaus zahlreiche Aktivitäten angestoßen, mit denen der Wandel in der Mobilität unterstützt wird. Dazu zählen „moveBW“ für Digitalisierung, „SAFE“ für Elektrifizierung sowie das „Testfeld Autonomes Fahren“ für die Automatisierung.

Synthetische Kraftstoffe (E-Fuels, Refuels)

Zu synthetischen Kraftstoffen beziehungweise E-Fuels erklärt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Folgendes: „Synthetische Kraftstoffe - auch e-fuels genannt - werden im Gegensatz zu Benzin und Diesel nicht aus Erdöl, sondern aus erneuerbarem Strom und CO2 gewonnen. Sie können aber wie Benzin oder Diesel in Verbrennungsmotoren eingesetzt oder diesen beigemischt werden. Dabei handelt es sich um Verbindungen mit Namen wie Oxymethylenether (kurz: OME) oder n-Octanol. Diese Verbindungen verbrennen nahezu rußfrei und erlauben es daher, Motoren so zu verbessern, dass sie in der Gesamtbilanz sehr viel weniger CO2 und fast keinen Feinstaub oder Stickstoffoxid emittieren.

Hergestellt werden können sie aus verschiedenen Rohstoffen: aus fossilen Quellen und Biomasse, vor allem aber auch aus CO2, Wasser und regenerativ erzeugtem Strom. Werden nämlich synthetische Kraftstoffe aus Biomasse oder regenerativen Energien gewonnen, ist ihre Bilanz nahezu neutral, da nur so viel CO2 ausgestoßen wird, wie für ihre Produktion gebraucht wurde. Das benötigte CO2 kann dabei entweder direkt aus der Atmosphäre gewonnen, oder bei Industrieprozessen wie der Stahlproduktion abgefangen werden.”

Baden-Württemberg hatte in diesem Sommer im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW mit dem Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) einen Letter of Intent für das Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ unterzeichnet. An dem Projekt „reFuels“ beteiligen sich namhafte Partner aus der Automobilindustrie, Zulieferindustrie und Mineralölwirtschaft. Ziele des Projektes sind die Bereitstellung regenerativ erzeugter Kraftstoffe vor allem für den Schwerlastverkehr und die Bewertung der Verfahren zu deren Herstellung, einschließlich der Ermittlung von Effizienzpotentialen für die Herstellung und Anwendung, die Bewertung der Eigenschaften der „reFuels“, die Demonstration in der Anwendung und die Bewertung der Anwendungseigenschaften sowie die Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure und die Kommunikation in die Gesellschaft.

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