Seit mehr als 180 Jahren engagieren sich Vereine der freien Straffälligenhilfe in Baden-Württemberg für die Wiedereingliederung straffälliger Menschen in das gesellschaftliche Leben. Bei der Landesversammlung des Badischen Landesverbands für soziale Rechtspflege hat Justizminister Rainer Stickelberger ihre Arbeit nun als „unverzichtbaren Beitrag zur Kriminalprävention“ bezeichnet. „Mit ihren Hilfsangeboten begleitet die Straffälligenhilfe Straftäter auf dem Weg in ein straffreies Leben“, sagte er in Lörrach: „Damit leistet sie Präventionsarbeit und Opferschutz gleichermaßen.“
Der Minister wies darauf hin, dass die Resozialisierung bereits während der Haftzeit beginne. Neben schulischer und beruflicher Bildung seien Behandlungs- und Therapieangebote, Anti-Gewalt-Trainings und Soziale Trainingskurse wichtige Bausteine dafür. „Die Erfahrung zeigt, dass die Gefahr erneuter Straffälligkeit umso geringer ist, je besser die Vorbereitung auf ein sozialverantwortliches Leben in Freiheit erfolgt“, stellte er fest. Diese Aufgabe sei allerdings nicht allein durch Maßnahmen des Strafvollzugs zu bewältigen. „Es ist auch die Zusammenarbeit mit anderen staatlichen Stellen und vor allem mit gesellschaftlichen Akteuren nötig.“ Dazu gehöre maßgeblich die Straffälligenhilfe.
Die drei großen Verbände im Land mit ihren angegliederten Mitgliedsvereinen sind zum „Netzwerk Straffälligenhilfe Baden-Württemberg“ zusammengeschlossen. Für Stickelberger präsentieren sie sich somit als „kompetenter Kooperationspartner für die Justiz“. Durch die Vernetzung und Bündelung der Kräfte würden sinnvolle Projekte landesweit umgesetzt. Als Beispiel nannte er das Haftvermeidungsprojekt „Schwitzen statt Sitzen“, bei dem Verurteilte durch gemeinnützige Arbeit eine Ersatzfreiheitsstrafe abwenden können. Auch das „Nachsorgeprojekt Chance“ gehöre dazu; dabei würden Straftäter, die nicht der Bewährungshilfe unterstehen, nach der Haftentlassung begleitet. „Das ist deshalb so wichtig, weil der Übergang von der Haft in die Freiheit für alle Beteiligten eine große Herausforderung ist“, sagte der Minister.
Er dankte allen, die sich in der freien Straffälligenhilfe engagieren, für deren Einsatz: „Unser solidarisches Gemeinwesen ist nur denkbar, wenn engagierte Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für andere übernehmen, sich aktiv einbringen und Gemeinsinn zeigen.“