Kultur

Kulturministerkonferenz tritt erstmals zusammen

Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst (Bild: © dpa)

In Berlin ist erstmals die Kulturministerkonferenz der Länder zusammengetreten. Auf der Tagesordnung stand auch der Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Sammlungen.

An diesem Mittwoch ist erstmals die Kulturministerkonferenz der Länder zusammengetreten. „Es ist wichtig, dass die Länder eine gemeinsame Stimme finden für die Kultur und ihr damit auch mehr Sichtbarkeit verleihen“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer in Berlin.

Eckpunkte zum Umgang mit kolonialem Erbe

Auf der Tagesordnung stand auch der Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Sammlungen. Gemeinsam mit den für Kultur zuständigen Staatsministerinnen des Bundes und den Kommunalen Spitzenverbänden verabschiedete die Kulturministerkonferenz Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. „Baden-Württemberg hat die ersten Schritte gemacht. Es ist Zeit, dass wir in Deutschland für unser koloniales Erbe gemeinsam die Verantwortung übernehmen und auch handeln“, betonte Bauer. Es sei gut, dass sich Länder, Bund und Kommunen gemeinsam auf erste Eckpunkte verständigt hätten – „damit setzen wir ein klares Zeichen“.

„Entschlossenheit und zügiges Handeln sind notwendig. Wir haben in Baden-Württemberg einen Anfang gemacht. Deutschland steht aber insgesamt noch am Beginn eines Prozesses, bei dem viel zu tun ist. Für Baden-Württemberg sage ich zu: Wir arbeiten Schritt für Schritt auf, was sich an Sammlungsgut aus kolonialen Zusammenhängen in unseren staatlichen Museen und Sammlungen befindet und machen die Ergebnisse online auch international zugänglich. Dabei suchen wir von Anfang an den Dialog mit den Herkunftsgesellschaften“, betonte Ministerin Bauer.

In eindeutig nachgewiesenen Fällen, in denen der Erwerb von Objekten in einem Unrechtskontext stattgefunden habe, sei Baden-Württemberg zur Rückführung bereit. Eine Rückgabe könne auch als vertrauensbildende Maßnahme eine positive Wirkung entfalten: „Die Rückgabe ist ein Signal, dass wir es ernst meinen. Die Anerkennung des Unrechts ermöglicht die Eröffnung des gemeinsamen Dialogs und bringt uns im Versöhnungsprozess voran. Diese Erfahrung haben wir mit der Ende Februar vollzogenen Rückgabe der Bibel und Peitsche Hendrik Witboois an Namibia gemacht, eines Kämpfers gegen den Kolonialismus und heutigen Nationalhelden“, so Bauer.

Die Ministerin hob folgende, für sie besonders bedeutende weitere Schritte hervor:

Transparenz & Dokumentation / Wissen teilen bei Objekt-Erforschung

„Transparenz ist unabdingbar: Dazu gehört die Dokumentation und Online-Präsentation des Sammlungsguts aus kolonialen Zusammenhängen. Erst ein solch globaler Zugang zu den Objekten, die in den Sammlungen vorhanden sind, eröffnet eine neue Reichweite für den Dialog. Wichtig ist die Möglichkeit, schon im Prozess der Aufarbeitung mit Experten der Herkunftsgesellschaften zusammenzuarbeiten, denn nur gemeinsam mit Vertretern der Herkunftsgesellschaften können wir die Objekte zum Sprechen bringen. So tut dies beispielsweise das Linden-Museum in Stuttgart, das mit finanzieller Unterstützung des Landes seine Sammlung systematisch dokumentiert und die Ergebnisse seiner Provenienzforschung in einer im Aufbau befindlichen Datenbank zugänglich macht“, erläuterte Bauer. Ziel müsse sein, einen virtuellen Zugang zu allen Objekten aus kolonialen Zusammenhängen zu eröffnen, die sich in deutschen Museen befinden – „dafür sind gemeinsame Standards und Prozesse zu erarbeiten.“

Nachholbedarf: Erinnerungskultur

„Wir haben erheblichen Nachholbedarf was die koloniale Vergangenheit angeht: Diese ist ein Teil deutscher Geschichte, der in der lebendigen Erinnerungskultur eine viel zu geringe Rolle spielt. Daher braucht es eine intensive Befassung. Unsere Kulturinstitutionen und Bildungsträger haben die Aufgabe, das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen – auch für die in der Kolonialzeit begangenen Verbrechen und ihre Folgen.“ Dazu gehöre auch der kritische Blick auf die Befassung mit der Kolonialzeit im Unterricht und in den Schulbüchern. „In einem Projekt unserer im Zusammenhang mit der Rückgabe der Witbooi-Kulturgüter gestarteten Namibia-Initiative geht es genau darum: Gemeinsam wollen Expertinnen und Experten der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Universität Freiburg mit der Universität von Namibia und dem National Institute for Educational Development in Okahandja neue Konzepte zur Lehrerbildung und Unterrichtsmaterialien für Schüler und Lehrer entwickeln“, sagte Bauer.

Herkunftsgesellschaften bei Restitution einbinden

Die Ministerin sprach sich dafür aus, auch die Herkunftsgesellschaften in Restitutionsverfahren einzubinden: „Der Staat ist immer der erste Ansprechpartner. Vor dem Hintergrund unserer ganz frischen Erfahrungen mit der Rückgabe der Bibel und Peitsche Hendrik Witboois an Namibia kann ich aber unterstreichen: Es muss unser Anliegen sein, bei der Rückgabe von Kulturgütern auch Vertreter der Herkunftsgesellschaften und – soweit Objekte einzelnen Personen zugeordnet werden können – betroffene Familien in das Verfahren einzubeziehen. So haben wir dies auch im Fall dieser ersten Rückgabe aus einem baden-württembergischen Museum gemacht.“

Pressemitteilung: Wichtiges Zeichen der VersöhnungPressemitteilung: Delegationsreise nach Namibia ist Auftakt für gemeinsame Projekte

Weitere Meldungen

Justizministerin Marion Gentges hält am Pult des Bundesrates eine Rede.
  • Justiz

Identität von Vertrauenspersonen schützen

Rinder mit Kälbern auf der Weide
  • Landwirtschaft

Milchwirtschaft nicht zusätzlich belasten

Ein Stempel mit der Aufschrift "Bürokratie" liegt auf Papieren.
  • Wirtschaft

Land treibt Bürokratieabbau voran

Schloss Mannheim
  • Schlösser und Gärten

Neue digitale Angebote für Schlösser

Eröffnungsfeier Animated Week Stuttgart
  • Kunst und Kultur

Erste „Stuttgart Animated Week“ eröffnet

Schmeck den Süden
  • Ernährung

Hauk zeichnet Grandls Hofbräu Zelt aus

Zwei Polizeibeamte bei einer Streife.
  • Sicherheit

Positive Bilanz beim siebten länderübergreifenden Sicherheitstag

Deutscher Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig 2024
  • Kunst und Kultur

Deutscher Pavillon auf der Biennale Venedig eröffnet

Euro-Banknoten und -Münzen
  • Haushalt

Rechtsgutachten zur Haushaltspraxis im Land

Symbolbild: Eine Studentin liegt bei schönem Wetter auf einer Wiese und liest ein Buch. (Bild: Mohssen Assanimoghaddam / dpa)
  • Kunst und Kultur

Verlagspreis Literatur für Edition CONVERSO

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. April 2024

Autos fahren in Stuttgart (Foto: © dpa)
  • Verkehr

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

Polizist des Polizeipräsidiums Freiburg auf Streife.
  • Sicherheit

Aktionstag zur Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum

Gruppenfoto im Freien vor Hospitalhof in Stuttgart: Teilnehmende der 67. Konferenz der Beauftragten von Bund und Ländern für die Belange von Menschen mit Behinderungen
  • Menschen mit Behinderungen

67. Treffen der Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern

von links nach rechts: Staatssekretär Arne Braun; Johannes Graf-Hauber, Kaufmännischer Intendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender des Badischen Staatstheaters Karlsruhe
  • Kultur

Neuer Kaufmännischer Inten­dant am Badischen Staatstheater

Polizisten im Gespräch
  • Sicherheit

Sicherheitsbericht 2023 vorgestellt

Eine Mitarbeiterin der Kunsthalle Mannheim steht im Atrium vor der digitalen Monitor-Wand „Collection Wall“ und betrachtet ein Kunstwerk. Auf dem Touchscreen können Besucher interaktiv einen Blick in die Sammlung und auch ins sonst verborgene Depot werfen (Bild: picture-alliance/Uwe Anspach/dpa).
  • Kunst und Kultur

Zwölf nichtstaatliche Museen gefördert

Ein Stempel mit der Aufschrift "Bürokratie" liegt auf Papieren.
  • Wirtschaft

Nachbesserungen bei Büro­kratieentlastung gefordert

Ländlicher Raum
  • Ländlicher Raum

Abschluss von „CREATE FOR CULTURE“

Im Energiepark Mainz ist der verdichtete grüne Wasserstoff aus einem Elektrolyseur in Tanks gelagert.
  • Wasserstoff

Ausgestaltung des Wasserstoffkernnetzes

Netzwerkkabel stecken in einem Serverraum in einem Switch. (Foto: © dpa)
  • Justiz

Gentges kritisiert Einigung zur Datenspeicherung

Ein Steinmetz bearbeitet einen Schilfsandstein aus Baden-Württemberg bei der Sanierung eines historischen Gebäudes.
  • Denkmalförderung

Rund 5,1 Millionen Euro für 51 Kulturdenkmale

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 9. April 2024

Glückliche junge Mutter mit neugeborenem Baby im Krankenhaus nach der Geburt.
  • Krankenhäuser

Mehr als 15 Millionen Euro für Kliniken mit Geburtshilfe

Besucher der Gamescom erleben mit VR-Brillen die virtuelle Realität.
  • Kreativwirtschaft

Land stockt Games-Förderung auf