Nach zwölf Jahren als Generalstaatsanwalt in Stuttgart ist Klaus Pflieger mit einer Feierstunde offiziell verabschiedet worden. Justizminister Rainer Stickelberger würdigte den 66-Jährigen als „scharfsinnigen Ermittler und einfühlsame Führungskraft“.
„Seine Leistung verdient hohen Respekt, Anerkennung und vor allem Dank“, so Stickelberger. Pflieger war bereits Ende Juni in den Ruhestand getreten. Sein Nachfolger als Generalstaatsanwalt ist Achim Brauneisen, der zuvor als Abteilungsleiter im Justizministerium tätig war. Der Justizminister wies auf die vielen Berührungspunkte zu den Geschehnissen um die „Rote Armee Fraktion“ (RAF) hin, die Pflieger im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit erlebt hatte: Sei es in Stuttgart, wo er als Mitglied eines Ermittlerteams die Suizide der RAF-Mitglieder in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim untersuchte, sei es beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe, wo er unter anderem die Ermittlungen in zahlreichen Verfahren gegen Mitglieder der zweiten Generation der RAF führte. „Als Experte für die Geschichte der RAF ist Klaus Pflieger bundesweit gefragt. Allein mit seinen Vortrags- und Autorentätigkeiten könnte er einen durchschnittlichen Terminkalender problemlos füllen“, stellte Stickelberger fest. Darüber hinaus zeichnete Klaus Pflieger während seiner Zeit bei der Generalbundesanwaltschaft auch verantwortlich für die Aufklärung der rechtsextremistisch motivierten Brandanschläge in Mölln und auf die Lübecker Synagoge.
Unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz in der Straffälligenhilfe
Doch auch über die Ermittlertätigkeit hinaus habe er sich verdient gemacht. Als Beispiel nannte der Minister die Gründung des bundesweit ersten Hauses des Jugendrechts in Stuttgart-Bad Cannstatt, die in die Amtszeit Pfliegers als Leitender Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart fiel. „Ein neuer, kreativer und intelligenter Weg zur Bekämpfung der damals stark ansteigenden Jugendkriminalität“, wie Stickelberger betonte. „Als Generalstaatsanwalt hat er schließlich die Interessen der Strafverfolgung konsequent, aber stets mit dem notwendigen Augenmaß vertreten.“ Der Minister hob hervor, dass die baden-württembergischen Staatsanwaltschaften gut und zuverlässig arbeiten. “Die Staatsanwaltschaften gehören zur unabhängigen Dritten Gewalt, eine politische Abhängigkeit darf es in unserem Land nicht geben“, betonte er. Pflieger habe wesentlich dazu beigetragen, dass man den Staatsanwaltschaften im Land zu Recht vertrauen könne. Schließlich dankte Stickelberger dem scheidenden Generalstaatsanwalt nicht nur für sein außergewöhnliches berufliches Engagement, sondern auch für seinen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz im Bereich der Straffälligenhilfe.
Klaus Pflieger
Klaus Pflieger stammt aus Stuttgart, wo er 1947 geboren wurde. Nachdem er in Tübingen studiert und das Referendariat absolviert hatte, trat er 1975 in den höheren Justizdienst des Landes ein. Zunächst war er beim Amtsgericht Stuttgart tätig, kurz darauf bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart. 1980 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe, ehe er 1985 die Leitung eines Referats in der Strafrechtsabteilung des Justizministeriums übernahm. 1987 folgte die Ernennung zum Oberstaatsanwalt bei der Bundesanwaltschaft. Dort war er beteiligt an Verfahren gegen verschiedene RAF-Mitglieder wie auch an den Ermittlungen zu den Polizistenmorden an der Startbahn West des Flughafens Frankfurt, zum Brandanschlag von Mölln und zum Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge. Im Oktober 1995 wurde Klaus Pflieger Leitender Oberstaatsanwalt bei der größten Staatsanwaltschaft Baden-Württembergs in Stuttgart - ein Amt, das er knapp sechs Jahre ausübte. Im Juli 2001 erfolgte die Ernennung zum Generalstaatsanwalt.