Jugendumfrage

Vorstellung der ersten Jugendsurvey für Baden-Württemberg

Coverbild der Befragung "Survey Jugend 2011 Baden-Württemberg"

Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer hat heute den erstmals erhobenen Survey "Jugend 2011 Baden-Württemberg" vorgelegt. An der Erhebung durch die Jugendstiftung Baden-Württemberg und den Landesschülerbeirat (LSBR) haben sich mehr als 2.400 Jugendliche beteiligt, die zu Themen wie Schule, Engagement, Freizeitgestaltung und Berufswünschen befragt wurden. "Der Survey zeigt uns den dringenden Handlungsbedarf in der Bildungs- und Jugendpolitik", erklärt die Kultusministerin. Integrationsministerin Bilkay Öney hebt als ein wichtiges Ergebnis hervor, dass das Aufwachsen mit sprachlicher und kultureller Vielfalt mittlerweile gesellschaftliche Normalität in Baden-Württemberg sei. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen hätten einen Freundeskreis mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln.

Der Survey war vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport im vergangenen Jahr initiiert und vom Kultusministerium mit rund 43.000 Euro und der Jugendstiftung Baden-Württemberg mit cirka 13.000 Euro finanziert worden. Landesschülerbeirat und Jugendstiftung haben die Befragung direkt in ganzen Schulklassen durchgeführt. Für die Verteilung auf die Schularten wurden die Übergangsquoten von der Grundschule als Anhaltspunkt genommen. Die Erhebung wird ergänzt durch eine wissenschaftliche Kommentierung in vier Beiträgen von Prof. Dr. Rainer Wendt (Stuttgart), Prof. Dr. Sylvia Rohr (Stuttgart), Prof. Dr. Kirsten Puhr (Heidelberg) und Sigrid Meinhold-Henschel von der Bertelsmann-Stiftung.

Dieser Survey ist für das Land eine Premiere in doppelter Hinsicht: Erstmals liegt überhaupt eine Befragung von Jugendlichen im Land in diesem Umfang vor und erstmals wurden Jugendliche selbst über den Landesschülerbeirat an Konzeption und Durchführung der Umfrage beteiligt.

Koalitionsvereinbarung untermauert

"Die Koalitionsvereinbarung wurde durch die Umfrage in einer Reihe von Punkten klar bestätigt", erklärt die Kultusministerin. Sie verweist vor allem auf die jetzt untermauerte Erkenntnis, wie groß die unterschiedliche Herkunft der Schüler nach Kulturen, Mentalitäten und Religionen in den Klassen ist. Auch die ungleichen Bildungschancen der Jugendlichen wurden bestätigt: 48 Prozent der Hauptschüler stammen danach aus Einwandererfamilien, aber nur 24 Prozent der Realschüler und 15 Prozent der Gymnasiasten. "Hier wird nochmals deutlich, wie wichtig es ist, dass wir die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft und dem Geldbeutel der Eltern verringern", sagt Warminski-Leitheußer. Deshalb gehe es darum, die Ganztagsschulen und das längere gemeinsame Lernen im Land auszubauen.

Als weiteren Punkt nennt sie die Beteiligungsmöglichkeiten. 51 Prozent der Jugendlichen geben an, den Alltag an ihrer Schule nicht mitgestalten zu können, 45 Prozent fühlen sich über ihre Rechte als Schüler nicht aufgeklärt. Grün-Rot strebt deshalb an, diese Beteiligungsrechte der Schüler in der Schulkonferenz auszubauen. Schüler, Eltern und Lehrer sollen als gleichberechtigte Partner künftig zu jeweils einem Drittel in der Schulkonferenz vertreten sein. "Wir wollen verstärkt darauf hinwirken, dass Demokratie bereits in den Schulen für die jungen Menschen erfahrbar sein wird", sagt die Kultusministerin.

Bei der Frage nach der Unterstützung bei der Berufswahl verweisen 16 Prozent auf Beratungsdienste an der Schule und 19 Prozent auf Berufsinformationszentren, wobei hier auch Mehrfachnennungen möglich waren. Hier zeigt sich, dass die Frage der Berufswahl offenbar sehr stark über das familiäre Umfeld gelöst wird, weniger über öffentliche Beratungsstellen. Immerhin 27 Prozent der Schüler wollen mehr Unterstützung bei der Berufswahl, wobei 32 Prozent diese Frage gar nicht beantwortet haben. "Das deutet darauf hin, dass wir den Übergang von der Schule zum Beruf künftig deutlich stärker in den Blick nehmen müssen als bisher", sagt die Kultusministerin. Im Übrigen sei das Ergebnis, dass sich ganze 5 Prozent der Mädchen für technische Berufe interessieren, ein erneutes starkes Alarmsignal für die künftige Ausstattung des Landes mit Fachkräften. Insbesondere für den Metall- und Maschinenbau kann sich praktisch keine junge Frau begeistern. " Jugendliche dürfen bei dieser Frage aber nicht mehr alleingelassen werden", sagt die Kultusministerin. Die Landesregierung will die Wege zum Ausbildungsabschluss systematisieren und das Übergangssystem von der Schule in den Beruf reformieren.

Öney: Großes sprachliches Potenzial

Der Survey liefert zudem neue Daten zu den Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Land. Integrationsministerin Öney erklärte, dass der Alltag von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Verhältnis zu Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund nicht grundlegend anders verlaufe. Es stimme positiv, so die Ministerin, dass über 90 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund Deutsch und der Großteil hiervon noch eine andere Sprache sprechen. „Auf dieses sprachliche Potenzial können diese Jugendlichen aufbauen“, erklärte Integrationsministerin Öney. Gleichzeitig verwies die Ministerin auf den noch bestehenden Handlungsbedarf beim Spracherwerb, der Bildung oder auch in anderen Bereichen.

So seien Jugendliche mit Migrationshintergrund weitaus weniger in Vereinen aktiv und weniger ehrenamtlich engagiert, stellte die Integrationsministerin fest. Aus anderen Studien wisse man, dass diese Jugendlichen auch nicht die gleichen Chancen haben, rasch nach Schulende eine berufliche Ausbildung ergreifen zu können. „Wir müssen gerade Jugendlichen aus Migrantenfamilien den Zugang zu unseren zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen erleichtern. Vereine, aber auch Betriebe, tun gut daran, ihnen die Türen zu öffnen und dieses Potenzial zu erschließen“, so Ministerin Öney.

Empfehlungen des Landesschülerbeirats

Der Landesschülerbeirat hat ausgehend von den Ergebnissen des Survey elf Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik formuliert. Er fordert unter anderem den flächendeckenden Ausbau der Grundschulen mit Ganztagsschulkonzept, die Einführung des längeren gemeinsamen Lernens (6-jährige Grundschule) und stärkere Förderangebote für Kinder, die gemessen an den Startbedingungen benachteiligt sind. Weiterhin empfiehlt der LSBR die gesetzliche Einführung einer paritätischen Besetzung der Schulkonferenz durch Lehrer, Eltern und Schüler und eine intensive Qualifizierung der Lehrer- und Schülerschaft in interkulturellen Kompetenzen, mehr schulartübergreifenden Unterricht in AGs, die Einführung des Schulfaches "Medien und Kommunikation" sowie mehr Präventionsarbeit in der Medienerziehung im Sinne des Jugendschutzes. Eine "Schülerplattform" soll alle am Schulleben Beteiligten in einem virtuellen Raum vernetzt miteinander kommunizieren lassen.

Ähnlich wie in der wissenschaftlichen Kommentierung des Survey hinterfragt der LSBR die bisherigen Konzepte der Berufsorientierung und empfiehlt, diese kritisch auf ihre Effektivität zu überprüfen.

Der Survey "Jugend 2011 Baden-Württemberg" kann elektronisch im Jugendnetz Baden-Württemberg unter www.jugendnetz.de abgerufen werden. Dort sind auch Druckexemplare zu bestellen.

Quelle:

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

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