Das Kultusministerium investiert in diesem Jahr einmalig rund 300.000 Euro für Pilotprojekte der Flüchtlingshilfe im Bereich der Erwachsenenbildung. Dabei werden sechs Projekte zu maximal jeweils 70.000 Euro bezuschusst, um neue Erkenntnisse für bessere Bildungsangebote zur Integration erwachsener Flüchtlingen gewinnen zu können.
„Mit unseren Leuchtturmprojekten wollen wir innovative Methoden in der Weiterbildung von Flüchtlingen erproben, um schnell neue Wege beschreiten zu können“, betonte Staatssekretärin Marion v. Wartenberg. Berufsqualifizierende Angebote sind in dem Maßnahmenpaket genauso enthalten wie Sprachförderung, digitales Lernen für Flüchtlinge und Ehrenamtliche, Orientierungs- und Brückenkurse hin zu Vorbereitungsmaßnahmen von Schulabschlüssen oder neue Lernstationen in Bibliotheken. „Das Ministerium wird alle Maßnahmen des Sofortpakets inhaltlich eng begleiten“, sagte v. Wartenberg.
Eine besondere Bedeutung habe das bundesweit einzigartige Berufsqualifizierungsjahr für junge erwachsene Flüchtlinge (BQF) mit geringen Schreib- und Sprachkenntnissen, für das in Ellwangen ein Pilotprojekt gestartet werden soll, erklärte die Staatssekretärin: „Die Integration von Asylbewerbern wird dann besonders gut gelingen, wenn das Erlernen unserer Sprache und Kultur sowie die Qualifizierung für einen Beruf gewährleistet sind. Das wollen wir mit dem BQF erreichen.“
Zielgruppe sind junge, erwachsene Flüchtlinge ohne oder mit geringer Schulbildung im Herkunftsland (Analphabeten oder funktionale Analphabeten) mit Bleibeperspektive insbesondere aus Gemeinschaftsunterkünften im Alter von 21 bis 25 Jahren, in Ausnahmefällen bis 30 Jahren.
Die Maßnahme umfasst 28 Wochenstunden, davon 16 bis 18 Stunden Sprachförderung (Einstieg mit Alphabetisierungsangeboten) sowie null bis zwei Stunden Englisch, sechs Stunden Berufsorientierung/Berufsvorbereitung, zwei Stunden Alltagskompetenzen und eine Stunde Staats-/Gemeinschaftskunde. Während der 40 Wochen eines Jahres werden fünf Wochen Berufspraktika und 35 Unterrichtswochen angeboten.
Die Teilnehmenden erhalten nach Abschluss des Jahres ein Zertifikat mit Angaben zum Sprachstand nach Europäischem Referenzrahmen, zu berufsvorbereitenden Inhalten, Fächern, Umfang der Praktika usw.
Ziel der Maßnahme ist die Vermittlung der Teilnehmenden in Ausbildung oder Arbeitsmarkt bzw. in Maßnahmen des zweiten Bildungsweges zur Erlangung eines Schulabschlusses oder in Maßnahmen der Arbeitsverwaltung.
Dass diese Altersgruppe im Hinblick auf das BQF besonders relevant ist, zeigen laut Frau v. Wartenberg die aktuellen Zahlen der Zusammensetzung der Flüchtlinge. Alleine im letzten Quartal 2015 waren 52,8 Prozent der Flüchtlinge zwischen 18 und 34 Jahre alt. Unter den Männern lag dieser Anteil mit 58,4 Prozent noch deutlich höher als unter den Frauen (39,0 Prozent). Es gibt nur wenige Kursangebote für diese Altersgruppe. Das BQF soll deshalb eine Lücke schließen.
Gesamtüberblick der Maßnahmen des Sofortpakets im Jahr 2016
- Ellwangen: Berufsqualifizierungsjahr für junge erwachsene Flüchtlinge (BQF) durch das Kolping Bildungswerk (50.000 Euro)
- Karlsruhe: Digitales Lernen/Blended Learning für Flüchtlinge und ehrenamtliche Flüchtlingshelferinnen und Helfer durch die Volkshochschule (50.000 Euro)
- Freiburg: Orientierungskurs mit Praktika für junge Erwachsene ab 20 Jahren durch das Bildungswerk der Erzdiözese (30.000 Euro)
- Waldshut/Lörrach: Integrare – sozialpädagogische Bildungsbegleitung von Flüchtlingsfrauen und ihrer Familien durch die Kirchliche Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KILAG) (70.000 Euro)
- Rottenburg/Aalen: Brückenkurse für Flüchtlinge als flankierende Maßnahmen zur Vorbereitung auf den zweiten Bildungsweg durch die Volkshochschule/Abendrealschule (50.000 Euro)
- Ludwigsburg/Stuttgart/Heilbronn: Digitale offene Lernorte für Flüchtlinge an Bibliotheken durch den Deutschen Bibliotheksverband (50.000 Euro)