Das Kultusministerium weist die Vorwürfe des Philologenverbands als falsch und nicht nachvollziehbar zurück. Die Interessenvertretung der Gymnasiallehrer behauptete am Montag, der neue Bildungsplan gefährde den Fortbestand des Gymnasiums, weil die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler künftig nicht mehr garantiert werden könne. "Das Kultusministerium will die Leistungsfähigkeit des Gymnasiums mit dem Bildungsplan weiter ausbauen. Es ist aber schade, dass der Philologenverband ohne weitere Kenntnis des Verfahrens und der Inhalte von vornherein versucht, Vorurteile gegen den Bildungsplan aufzubauen", erklärte ein Sprecher. Der Philologenverband sei wie jeder andere Lehrerverband und wie Vertreter aller Schularten zur Mitarbeit eingeladen.
Das Kultusministerium wolle durch die Bildungsplanreform das individuelle Lernen in allen Schularten stärken, also auch an den Gymnasien. Als eine zentrale Grundlage des neuen Bildungsplans würden dabei die Abiturstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) herangezogen, die im Oktober 2012 für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch verabschiedet wurden. Schon deshalb sei offensichtlich, dass der Leistungsstand beibehalten werde.
Darüber hinaus werde der neue Bildungsplan die Besonderheiten der einzelnen Schularten abbilden. "Nach Abschluss des Prozesses im Jahr 2015 können, ausgehend von einem Bildungsplan, separate Versionen für einzelne Schularten oder Bildungsgänge erstellt werden, etwa für G 8", erklärte der Sprecher. Der Gymnasialbereich behalte durch Fächer wie Latein oder durch Angebote wie mathematisch-naturwissenschaftliche und sprachliche Profile klare Konturen. Geplant sei eine gemeinsame Basis mit speziellen Ergänzungen, Vertiefungen und Erweiterungen für jede Schulart. Dazu brächten in den Bildungsplankommissionen der einzelnen Fächer jeweils zwei Vertreter aller Schularten ihre Sachkenntnis ein.
Das Kultusministerium lädt den Philologenverband erneut dazu ein, sich konstruktiv an der Weiterentwicklung des Bildungsplans zu beteiligen. "Noch nie hat eine Bildungsplanreform unter größerer Beteiligung der Öffentlichkeit stattgefunden", erklärte der Ministeriumssprecher. In einem Beirat sollen die Beratungsgremien des Kultusministeriums (Landesschulbeirat, Landeselternbeirat, und Landesschülerbeirat) sowie Lehrerverbände und renommierte Vertreter aus den Regierungsfraktionen, Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen und Religionsgruppen vertreten sein. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich zudem über eine Beteiligungsplattform der Landesregierung einbringen.
Zentrales Ziel der Reform sei, den Lernprozess von der Schülerin und dem Schüler aus zu denken, somit den unterschiedlichen Begabungen gerecht zu werden und jedem jungen Menschen den bestmöglichen Schulabschluss zu ermöglichen, betonte der Sprecher. Damit werde die soziale Gerechtigkeit im Bildungssystem erhöht und die Leistungsfähigkeit der Schulen gestärkt. Verbessern wolle das Ministerium auch die Abstimmungen zwischen dem vorschulischen Bereich und der Grundschule sowie zwischen den allgemein bildenden und den beruflichen Schulen. Damit solle eine höhere Durchlässigkeit des Schulsystems erreicht werden.