„Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe, die große finanzielle Anstrengungen erfordert“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller bei der Übergabe eines Förderbescheids über 2,6 Millionen Euro für den Bau eines Rückhaltebeckens in Bad Rappenau.
Der Umweltminister erinnerte hierbei an die verheerenden Überflutungen im Einzugsbereich der Elsenz und des Schwarzbachs im Dezember 1993 und Juni 1994 mit drei Todesfällen, Verletzten und einer Schadenssumme von rund 150 Millionen Euro.
Leider könne sich ein solch dramatisches Hochwasser jederzeit auch an anderen Flüssen im Land wiederholen, so der Umweltminister unter Hinweis auf das zurückliegende Hochwasser im Frühjahr 2013, das für Baden-Württemberg gerade noch einmal glimpflich verlaufen sei. „Wir müssen uns dieser Gefahr daher auch dann ständig bewusst sein und uns vor ihr schützen, wenn wir mal wieder einige Jahre vom Hochwasser verschont geblieben sind“, betonte Franz Untersteller.
Das Land unterstütze die Städte und Gemeinden bei dieser wichtigen Aufgabe, sagte Minister Untersteller weiter. So erhalte der örtliche Zweckverband für das rund 3,7 Millionen Euro kostende Hochwasserrückhaltebecken im Stadtteil Wollenberg jetzt einen Landeszuschuss in Höhe von 2,6 Millionen Euro.
„Insgesamt hat das Land die bisherigen Schutzmaßnahmen an Elsenz und Schwarzbach mit Gesamtkosten in Höhe von 45 Millionen Euro mit rund 30 Millionen Euro Fördermitteln und fast fünf Millionen Euro aus dem Ausgleichsstock unterstützt“, betonte Umweltminister Untersteller.
Für Maßnahmen im Bereich des Hochwasserschutzes und der Gewässerökologie stellt das Land den Städten und Gemeinden dieses Jahr insgesamt rund 41 Millionen Euro zur Verfügung.
Weitere Informationen
Nach den verheerenden Überflutungen im Dezember 1993 und Juni 1994 wurde am 25. April 1997 der Zweckverband Hochwasserschutz (ZV HWS) Einzugsbereich Elsenz-Schwarzbach gegründet. Das Verbandsgebiet umfasst über Regierungsbezirksgrenzen hinweg 23 Gemeinden aus den Landkreisen Rhein-Neckar-Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis und Heilbronn.
Das Bauprogramm des ZV HWS sieht 50 Hochwasserrückhaltebecken sowie 36 Gewässerausbaumaßnahmen wie Uferdämme, Bachaufweitungen und Flutmulden mit überörtlicher Wirkung vor. Darüber hinaus liegen im angesprochenen Einzugsbereich noch 19 Hochwasserrückhaltebecken und Gewässerausbaumaßnahmen, die örtliche Schutzwirkungen haben. Bislang hat der Zweckverband 37 Hochwasserrückhaltebecken und fünf Gewässermaßnahmen fertiggestellt.
Auf der Grundlage der Hochwasserschutzkonzeption von 1997 wurde für das Verbandsgebiet das oberhalb von Wollenberg liegende Becken „Wollenberg I“ auf ein Volumen von 30.200m³ ausgebaut. Das aktualisierte Konzept aus dem Jahr 2010, das auch die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt, sieht für die Ortslage Wollenberg ein zusätzliches Becken mit einem Rückhaltevolumen von 112.900 m³ vor. Zusammen mit dem bereits vorhandenen Rückhaltebecken wird so ein 100-jährlicher Hochwasserschutz für Wollenberg und die am Unterstrom liegenden Ortschaften Flinsbach, Bargen und Helmstadt gewährleistet.
Nach dem Stand der Fortschreibung der Hochwasserschutzkonzeption des ZV HWS vom März 2010 ergeben sich im Gesamtgebiet Kosten in Höhe von circa 94 Millionen Euro (Hochwasserrückhaltebecken circa 37 Millionen Euro und Gewässerausbaumaßnahmen circa 57 Millionen Euro), die nach Sachstand vom Land Baden-Württemberg mit 70 Prozent bezuschusst werden könnten.
Ausgleichsmaßnahme: Es ist geplant, den Wollenbach in der Ortsmitte des Stadtteiles Wollenberg auf einer Länge von circa 150 Meter umzugestalten und damit ökologisch aufzuwerten. Kiesinseln und Flachwasserzonen sollen geschaffen, unterschiedliche Sohlsubstrate und Störsteine eingebracht werden. Zudem werden die Böschungen mit unterschiedlichen Neigungen ausgestaltet.
Mit den im Rahmen der Renaturierung geschaffenen größeren Querprofilen werden die Freibordhöhe und damit die Hochwassersicherheit erhöht. Ebenfalls soll die fehlende ökologische Längsdurchgängigkeit in der Ortslage Wollenberg wieder hergestellt werden. Dazu sollen zwei kleinere Abstürze (im Bereich der Brücken) entfernt werden.