Das Kultusministerium präsentierte rund 200 Gästen in der Sparkassenakademie Stuttgart das Programm „Fit für Lernen und Leben“. Vertreter aus Schulen, des Deutschen Sportlehrerverbandes, der Stiftung Sport in der Schule und Kultusminister Andreas Stoch tauschten sich darüber aus, wie Erkenntnisse der kognitiven Neurowissenschaft bei der Gestaltung des schulischen Alltages berücksichtigt werden können.
„Wir wollen, dass jeder Schüler und jede Schülerin den größtmöglichen Lernerfolg erzielen kann. Deshalb unterstützen wir Schulen dabei, mit Kindern und Jugendlichen selbstreguliertes Verhalten zu trainieren“, sagt Kultusminister Andreas Stoch.
Dr. Sabine Kubesch vom Institut Bildung plus und Laura Walter vom TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen legten in einem Vortrag dar, dass schulischer Erfolg in besonderer Weise mit der Fähigkeit zusammenhängt, das eigene Handeln, die eigenen Emotionen und Impulse sowie die Aufmerksamkeit bewusst zu steuern. Auf Grundlage dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse haben das Kultusministerium und die Stiftung Sport in der Schule in Zusammenarbeit mit dem TransferZentrum für Neurowissenschaften eine Fortbildungskonzeption entwickelt, um Multiplikatoren in der Förderung der Selbstregulationskompetenz zu schulen. Ein Lehrfilm zeigt, wie das Gehirn lernt und welche positiven Effekte Bewegung, Spiel und Sport auf die Selbstregulationsfähigkeit haben.
Eine Serviceleistung von „Fit für Lernen und Leben“ ist die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien auf der interaktiven Homepage , die ab 1. September 2014 online geht.
Das Landesinstitut für Schulsport, Schulkunst und Schulmusik zeigte anhand von Beispielen, dass bereits heute die Förderung von selbstreguliertem Verhalten umgesetzt wird.
Im neuen Bildungsplan wird die Selbstregulationsfähigkeit als wichtige Kompetenz verankert. Sie kann insbesondere in den Fächern Sport, Musik und Kunst verbessert werden. Auch in außerunterrichtlichen Angeboten, die im neuen Ganztagsschulkonzept ein hohes Gewicht erhalten haben, trainieren Schülerinnen und Schüler ihre Selbstregulationsfähigkeit.
Selbstregulationsfähigkeit beschreibt, inwieweit Aufmerksamkeit, Handeln, Emotionen und Impulse bewusst gesteuert werden können. Sie ist damit bedeutsam für den Erfolg in Schule und Leben. Die Selbstregulationsfähigkeit steuert menschliches Denken und Handeln und basiert auf den exekutiven Funktionen Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität. Heute ist bekannt, dass sich die exekutiven Funktionen, die vom Stirnhirn ausgehen, ab dem Alter von 2,5 bis 8 Jahren sehr rasant entwickeln. Unter anderem Professor Dr. Dr. Spitzer aus Ulm forscht auf diesem Gebiet. Er spricht sich dafür aus, diese Gehirnfunktionen zu Hause und auch in Kindergärten und Schulen gezielt durch Bewegung zu fördern.
Die Förderung ist auch unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit wichtig. Oftmals zeigen Kinder aus sozial benachteiligten Familien bereits beim Schuleintritt schwächer entwickelte exekutive Funktionen als Kinder aus Familien mit höherem sozioökonomischem Status.