Die Verständigung zwischen den Religionen stand im Mittelpunkt der sechsten Ausgabe des Runden Tisches Islam. Die vom Integrationsministerium eingeladenen Vertreter von Judentum, Christentum und Islam waren sich einig, dass mehr Dialog zwischen den Religionen das Zusammenleben aller Menschen in Baden-Württemberg verbessert.
„Auch im 21. Jahrhundert brauchen wir den Dialog der Religionen. Der Austausch ist wichtig für Frieden, Toleranz und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Integrationsministerin Bilkay Öney. Immerhin lebten in Baden-Württemberg neben den etwa 7,5 Millionen Menschen, die dem Christentum angehören, auch Anhänger weiterer Religionen oder auch viele nicht-religiöse Menschen. „Oft ist es nur vermeintlich die Religion, die uns trennt und die Integrationsprobleme bereitet“, so Öney. Viel mehr ins Gewicht fielen allerdings fehlende Bildung, fehlende Sprachkenntnisse und die vorschnelle Interpretation anderer Lebensweisen, wie eine aktuelle Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zeige. „Der interreligiöse Dialog kann uns helfen, Wissen auf- und Vorurteile abzubauen“, so die Ministerin.
Vorurteile abbauen
Zur sechsten Ausgabe der Gesprächsrunde Runder Tisch Islam waren deshalb diesmal neben muslimischen auch Vertreter des jüdischen und christlichen Glaubens geladen. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Muslime, Christen und Juden miteinander an einem Tisch sitzen“, sagte Moshe Flomenmann, der als badischer Landesrabbiner zehn jüdische Gemeinden zwischen Mannheim und Konstanz vertritt. „Die interreligiöse Diskussion ist wichtig, es geht um unser gemeinsames Miteinander. Ich hoffe, dass dieser Dialog dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen.“
Dekan Matthias Hambücher aus Ulm war zum Runden Tisch eingeladen, um den „Rat der Religionen“ vorzustellen, ein interreligiöser Zusammenschluss, in dem sich Ulmer Muslime, Christen und Juden organisiert haben. Der Rat beschäftigt sich vor allem mit der praktischen Umsetzung interreligiöser Fragen in Ulm wie etwa der Einrichtung von Gebets- und Andachtsräumen in öffentlichen Gebäuden oder der mulitreligiösen Gestaltung von Schulfeiern. „Die Gesellschaft profitiert vom Dialog der Religionen dadurch, dass die Religionsgemeinschaften gemeinsam zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger beitragen“, so Hambücher.
Glaubensfreiheit hilft bei der Integration
Auch Derya Sahan vom DITIB-Landesverband Baden betonte die Bedeutung, die ein ernsthafter Dialog zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen für eine freiheitliche und pluralistische Gesellschaft habe. Sie wies darauf hin, dass es in Baden-Württemberg bereits viele gute Beispiele für den interreligiösen Austausch gebe. Dazu gehörten eher formale Veranstaltungen wie etwa ein interreligiöses Fortbildungsseminar, aber auch kleine regionale oder lokale Initiativen wie in Mannheim etwa die Hilfe der christlichen Kirchen bei der Errichtung der Yavuz Sultan Selim Moschee oder die vielen Schulklassen, die jedes Jahr die islamischen Gebetshäuser in Baden-Württemberg besichtigten.
„Der Dialog ist wichtig, um in der Gesellschaft friedlich zu leben“, sagte Timo Aytaç Güzelmansur von der christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz CIBEDO. Auch für den Schutz und die Förderung der sozialen Gerechtigkeit sei das Gespräch und das gegenseitige Verständnis zwischen den Religionsvertretern wichtig.
Volker Steinbrecher als Vertreter der beiden evangelischen Landeskirchen begrüßt die Bemühungen der Landesregierung, vielfältiges religiöses Leben in Baden-Württemberg zu ermöglichen. „Menschen, die ihren Glauben – im Rahmen der Verfassung unseres Landes – frei leben können, fühlen sich eher beheimatet und engagieren sich deshalb stärker für das Gemeinwohl“, so Steinbrecher.
Runder Tisch Islam
Im November 2011 ist der von Ministerin Bilkay Öney ins Leben gerufene Runde Tisch Islam erstmals zusammen gekommen. Er widmet sich halbjährlich konkreten Themen. Ziel ist der Dialog mit Musliminnen und Muslimen im Land.
Das etwa 40-köpfige Gremium setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern islamischer Verbände (DITIB, VIKZ, IGBD, Aleviten und Ahmadiyya), Persönlichkeiten des muslimischen Lebens in Baden-Württemberg sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligter Ministerien zusammen. Vertreter von Institutionen, die den Integrationsprozess fördern (z.B. die Landeszentrale für politische Bildung), ergänzen den Teilnehmerkreis.