Die Hochschulen im Südwesten sind nach Ansicht von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer für die Integration von Flüchtlingen unverzichtbar. „Von der Entwicklung von Sprachtrainings über die Traumaforschung bis hin zu sozial- und religionswissenschaftlichen Fragen können sie ihren Beitrag leisten“, sagte Bauer der Deutschen Presse-Agentur.
Die Hochschulen seien sehr motiviert: „Sie bitten mich um Gespräche, gleichen Aufgaben ab und überlegen, welche Voraussetzungen noch geschaffen werden müssen, um die Studenten aus den Bürgerkriegsgebieten möglichst gut einzugliedern.“ Allein Bauers Ministerium gibt im Jahr fünf Millionen Euro für Integration aus.
Fünf Millionen Euro für Integration
So soll ein eigenes Programm den Mangel an Lehrern für Deutsch als Fremdsprache bekämpfen. „Wir brauchen innerhalb kürzester Zeit mehr Menschen mit dieser Expertise, um den enorm gestiegenen Bedarf an Schulen und bei freien Trägern decken zu können“, erläuterte Bauer. Das Land zahlt vor allem den Pädagogischen Hochschulen und einigen Universitäten, namentlich in Heidelberg und Mannheim, pro Absolvent 1.000 Euro für die knapp einsemestrige Ausbildung. Voraussetzung dafür sind ein Bachelor-Abschluss oder ein Staatsexamen. Zunächst können 500 Menschen das Angebot annehmen, das Voraussetzung dafür ist, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihre Leistungen vergütet.
Um eine Art von Hilfenetzwerk zu schaffen, gibt es Ansprechpartner an jeder Hochschule für Flüchtlingsthemen sowie in jedem Regierungspräsidium eine Stelle, die diesen Kontaktpersonen zuarbeitet. Zudem unterstützt das Land ehrenamtliches Engagement von Studenten für Studenten, etwa mit einem 5.000-Euro-Sonderpreis.
Bundesweit einzigartiges Stipendienprogramm
Wie im vergangenen Jahr wird es in diesem Wintersemester erneut ein bundesweit einzigartiges Stipendienprogramm für 50 Flüchtlinge aus den Bürgerkriegsgebieten in Syrien und im Nordirak geben. Bauer zeigte sich erfreut, dass in der ersten Runde mehr als die Hälfte der Stipendiaten naturwissenschaftlich-mathematische Fächer wählten. „Damit haben sie gute Chancen, als Fachkräfte in Deutschland eine Arbeit zu finden.“
Flüchtlinge, die studieren wollen, müssen ein dreistufiges Aufnahmeverfahren durchlaufen: Prüfung der persönlichen Voraussetzungen, etwa Bleibeperspektive, sowie der Studierfähigkeit und schließlich Deutsch- und Brückenkurse. Diese Vorbereitung sei notwendig: „Unsere Erfahrung zeigt, viele Flüchtlinge können nicht von null auf hundert in ein Studium starten.“ Eine mögliche Wohnsitzauflage für anerkannte Asylbewerber dürfe kein Hindernis sein, ein Studium, eine Ausbildung oder eine Arbeit aufzunehmen. Die Unterbringung von studierenden Flüchtlingen stelle bisher kein Problem dar. Bauer: „Die Studentenwerke halten in ihren Wohnheimen Kontingente für ausländische Studierende von bis zu 50 Prozent vor.“ Da falle die Gruppe der Flüchtlinge noch nicht ins Gewicht.
Aufgabe der Hochschulen sei nicht nur die Integration studierwilliger Flüchtlinge, sondern auch die Auseinandersetzung mit sozialwissenschaftlichen und politischen Fragen. Nach Ansicht von Bauer können sie helfen, notwendige Diskussionen zu versachlichen: „Es ist wichtig, zu verstehen, in welchem internationalen Kontext die Flüchtlingskrise zu sehen ist, welche Fluchtursachen es gibt, welche Unterschiede zwischen Islam und Islamismus bestehen und wie Integration gelingen kann.“
Wissenschaftsministerium: Studieninformationen für Flüchtlinge
Quelle:
dpa/lsw