Er sieht aus wie ein Ufo, untermauert aber Stuttgarts Ruf als Autostadt: Einen Fahrsimulator der Superlative nennt die Uni Stuttgart jetzt ihr eigen. Beim Testlauf stellt ihn Ministerin Bauer auf die Probe.
Stuttgart - Holpriger Start: Wissenschaftsministerin Theresia Bauer setzt sich als erste Testperson in Stuttgarts neuem Superlativ-Fahrsimulator hinters Steuer - und säbelt gleich mal einen virtuellen Begrenzungspfahl um. "Uaaah, ist das eklig", entfährt es ihr am Montag. Dabei läuft der Rest ganz rund. Hin und wieder ein paar Stundenkilometer zu viel, sonst ist alles im grünen Bereich. "Sie macht das gut", urteilt Hans-Christian Reuss vom Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren (FKFS). Die Politikerin ist nicht überzeugt: "Das Publikum lacht sich schäbig!"
Hinterher sagt sie mit verlegenem Lächeln: "Ich wollte starten, aber der Wagen war schon an." Eine Entschuldigung braucht sie eigentlich nicht: Schließlich hat sie auf dem Campus der Universität Stuttgart gerade den größten und leistungsstärksten Fahrsimulator an einem europäischen Forschungsinstitut in Betrieb genommen. Der Simulator soll helfen, neue intelligente Assistenzsysteme zu entwickeln. Erklärtes Ziel ist, Autos umweltfreundlicher und sicherer zu machen. "Unsere Forschungen werden dazu beitragen, die Zahl der Verkehrsopfer zu reduzieren", sagt Reuss.
Drei Jahre haben Uni und FKFS an dem rund sieben Millionen Euro teuren Gerät gebaut. Das Resultat erinnert an eine fliegende Untertasse - oder auch einen Riesen-Skaterhelm auf Stelzen. Im Innenraum der Kuppel mit einem Durchmesser von 5,40 Metern können Prototypen getestet werden. Und Serienautos, wenn sie zuvor etwas umgebaut wurden.
Auf die weiße Innenseite der Kuppel werfen zwölf LED-Projektoren eine künstliche Straßenwelt. Selbst an den Blick in den Rückspiegel ist gedacht. Auf zwei Schienen und beweglichen Stelzen wird der Simulator samt Auto vorwärts und seitwärts bewegt oder gekippt - je nach Aktion der Fahrers.
Vor allem beim Beschleunigen und Bremsmanövern kommt die Kuppel richtig in Fahrt. Reuss erläutert, warum das wichtig ist: "Ohne die Bewegung könnte der Fahrer die Simulator-Krankheit bekommen." Wenn das Bild der Augen nicht zu den Signalen des Gleichgewichtsorgans passt, könne einem schon mal schlecht werden. Derzeit ist das Straßensystem mit Autobahn, Landstraße und Stadt noch recht einfach. Später könnten Stuttgarter Viertel virtuell «nachgebaut» werden. Auch sei es möglich, etwa Nacht und Nebel nachzuempfinden.
Für den Simulator, mit dem Forschung und Industrie unterstützt werden sollen, hat die Uni einen zweigeschossigen Anbau mit einer rund 300 Quadratmeter großen Halle bekommen. Die Baukosten für den Fahrsimulator haben sich Bund, Land, Universität und FKFS geteilt.
Zwei Forschungsvorhaben sind bereist geplant: Im Bundesprojekt Validate sollen neue elektronische Assistenzsystem mit dem Simulator "kostengünstig und gefahrlos" getestet werden. Im Landesprojekt Elefant ist vorgesehen, Eigenschaften von Elektro- und Hybridfahrzeugen zu bewerteten und zu verbessern. Der Fokus liegt auf Umweltfreundlichkeit und Reichweite der Fahrzeuge. "Das ist der größte Schwachpunkt, den es zu bearbeiten gilt", sagt Bauer.
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dpa/lsw