Das Sommer-Festival der Kulturen in der Landeshauptstadt Stuttgart ist in diesem Jahr Bestandteil der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Landesjubiläum. Damit setzt die Regierung von Baden-Württemberg ein deutliches Zeichen für eine kulturell vielfältige Bürgergesellschaft. Am Sonntag besuchte Bilkay Öney, Ministerin für Integration, das Festival.
Rolf Graser, Geschäftsführer des Forums der Kulturen und Festival-Veranstalter, interviewte die Ministerin. Auf die Frage nach der Symbolkraft eines solchen Festes sagte Öney: „Das Sommer-Festival der Kulturen bietet den Menschen die Möglichkeit, aufeinander zuzugehen und sich kennenzulernen. Dialog und Austausch sind wichtige Voraussetzungen für gelingende Integration. Deshalb sind Festivals wie dieses hier in der Landeshauptstadt so wichtig.“ Die Vielfalt und Weltoffenheit Stuttgarts werde erfahrbar und öffne den Blick für die Frage: Wie wollen wir künftig zusammen leben. Die Ziele ihrer Integrationspolitik in Baden-Württemberg fasste die Ministerin in einem Satz zusammen: „Wir wollen Chancengerechtigkeit und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund.“ Öney ist es wichtig, „mehr miteinander statt übereinander zu reden“.
Die Integrationsministerin warb zudem für die Einbürgerung von Migrantinnen und Migranten: „Erst der deutsche Pass ermöglicht volle politische Teilhabe.“ Es sei im Interesse der demokratischen Gesellschaft, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln den deutschen Pass attraktiv fänden und sich einbürgern ließen. Die Ministerin erinnerte an den noch bis zum 15. August 2012 laufenden Ideenwettbewerb zur Einbürgerungskampagne im Südwesten. „Wir suchen für die Kampagne einen originellen Slogan und ein einprägsames Motiv“, so Öney. Die Teilnahmeunterlagen können unter heruntergeladen werden. Eine Jury wird unter den Einsendungen die drei besten Ideen prämieren. Der Sieger gewinnt 2.000 Euro, der Zweitplatzierte 1.000 und der Drittplatzierte 500 Euro.
Das Ministerium für Integration hat im Vorfeld der Kampagne eine Reihe von Einbürgerungserleichterungen umgesetzt. Baden-Württemberg verzichtet bei älteren Migranten auf schriftliche Sprachtests, ausländische Studierende können sich Studien- und Ausbildungszeiten anrechnen lassen. Auch Mehrstaatigkeit wird hingenommen, wenn die Entlassung aus der bisherigen Staatsangehörigkeit für die Einbürgerungsbewerber besonders problematisch ist. Darüber hinaus hat das Ministerium Einbürgerungsverfahren für anerkannte Flüchtlinge beschleunigt und den früheren Gesprächsleitfaden abgeschafft. Ministerin Öney: „Wir arbeiten weiter daran, die Einbürgerungspraxis zu erleichtern und das Einbürgerungsverfahren zu vereinfachen. Damit wollen wir den Zugewanderten signalisieren, dass sie bei uns willkommen sind.“ Insofern schließe sich der Kreis, denn das sei ja auch ein wichtiges Anliegen des Sommer-Festivals der Kulturen in Stuttgart.
Der Trend bei den Einbürgerungen im Land ist positiv: Die Zahl nahm im vergangenen Jahr um 1.446 auf 14.224 zu (plus 11,3 Prozent). Das ist die stärkste absolute Zunahme unter den Bundesländern. Prozentual war das Plus doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt (plus 5,2 Prozent). Trotz der zunehmenden Einbürgerungszahlen bleibt auch in Baden-Württemberg das Einbürgerungspotenzial größtenteils ungenutzt: Von allen Ausländern mit einer Aufenthaltsdauer von zehn Jahren und mehr ließen sich im vergangenen Jahr gerade einmal 1,65 Prozent einbürgern. Damit ist Baden-Württemberg unter den Ländern Schlusslicht. Auf Bundesebene sind es 2,28 Prozent.
Quelle:
Ministerium für Integration Baden-Württemberg