Naturschutz

Land und NABU erhalten ehemals militärisch genutzte Flächen für den Naturschutz

Die ehemals militärisch genutzten Liegenschaften in Sandweier , Offenburg- Durbach , Waldstetten, Lahr- Langenhard und Iffezheim werden dauerhaft dem Naturschutz gewidmet. Die Bundesrepublik Deutschland hat die früheren Bundeswehr-Gebiete nun dem Land Baden-Württemberg und der NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“ offiziell übertragen. „Ich freue mich, dass diese Flächen mit Brief und Siegel dem Land übertragen werden und damit auf Dauer ausschließlich dem Naturschutz dienen. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist wichtig, um unsere Lebensgrundlagen zu sichern“, betonte der für den Naturschutz zuständige Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, anlässlich der Unterzeichnung der Übertragungsurkunde in Lahr (Ortenaukreis).
 
Das Land erhält das Eigentum an drei Naturschutzgebieten. Dazu gehört das Naturschutzgebiet (NSG) „Lindenfeld“, Waldstetten, samt einiger Grundstücke im Naturschutzgebiet „Kaltes Feld“ bei Schwäbisch Gmünd, die gesamte Fläche des NSG „ Talebuckel “ in Offenburg- Durbach sowie eine kleine Fläche in Baden-Baden Sandweier , die vor kurzem als Teil des NSG „Sandheiden und Dünen bei Sandweier und Iffezheim “ unter Naturschutz gestellt wurde. Gleichzeitig erhält die NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“ Flächen des ehemaligen Munitionslagers in Iffezheim sowie den ehemaligen Standortübungsplatz in Lahr- Langenhard , den zuletzt kanadische Streitkräfte genutzt hatten. „Besonders freut mich, dass der NABU in Zusammenarbeit mit der Ökologiestation Lahr nun die Möglichkeit hat, auf den Übertragungsflächen Anschauungsunterricht für Besucher und Gruppen anzubieten“, so Minister Bonde. „Darüber hinaus wollen wir neue Konzepte bei der Pflege und Entwicklung dieser Flächen verwirklichen", ergänzte Christian Unselt , Vorsitzender der NABU-Stiftung.
 
Der Ministerialdirektor im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, Wolfgang Leidig, wies daraufhin, dass mit der Vertragsunterzeichnung weitere 135 Hektar naturschutzwichtiger Grundstücke in die Obhut der Vermögens- und Hochbauverwaltung des Landes Baden-Württemberg kommen. „Naturschutzwichtige Grundstücke zu erhalten und zu bewahren, ist für das Land Baden-Württemberg eine bedeutende Aufgabe. Deshalb ist uns der Naturschutzgrunderwerb wichtig. Das Land Baden-Württemberg hat in den vergangenen 50 Jahren in rund 60 Naturschutzgebieten und Naturschutzprojekten rund 10.000 Hektar naturschutzwichtiger Grundstücke für rund 110 Millionen Euro erworben und damit für den Naturschutz gesichert“, sagte Leidig.
 
Der Leiter der Sparte Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Gunther Brinkmann, stellte die Bedeutung der Liegenschaften des Nationalen Naturerbes heraus. „Mit der heutigen Unterzeichnung werden aktuell rund 300 Hektar Naturschutzflächen im Land Baden-Württemberg unentgeltlich an Träger des Naturschutzes übertragen. Wir haben ein Ergebnis erreicht, das uns hoffen lässt, im Land Baden-Württemberg einen unumkehrbaren Beitrag für unsere Umwelt geleistet zu haben.“ Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben war bisher Eigentümer der ehemalig militärisch genutzten Flächen.
Die Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium, Gertrud Sahler , stellte die Idee des Programms „Nationales Naturerbe“ vor. 125.000 Hektar ehemals militärisch genutzter Flächen sollen als Nationales Naturerbe ausschließlich für den Naturschutz und damit zur Sicherung der Biologischen Vielfalt zur Verfügung stehen. In erster Linie solle der Natur großflächig Raum für eigenständige Dynamik und Entwicklung gegeben werden. Dieses Ziel werde in erster Linie bei den großen Truppenübungsplätzen in den neuen Ländern verwirklicht. Bei den kleinen Flächen, wie sie in Baden-Württemberg übertragen werden, werde es darum gehen, die Ziele der Naturschutzgebiete und der Natura-Gebiete mustergültig zu erfüllen. „Vor wenigen Wochen hat der Haushaltsausschuss des Bundestages zugestimmt, weitere 25.000 Hektar in dieses Programm aufzunehmen. Auch hier wird das Land in Baden-Württemberg mit zwei Liegenschaften vertreten sein“, erklärte Sahler .
 
Hintergrundinformation:
 
Nationales Naturerbe
Bereits 2005 hat die Bundesregierung beschlossen, von den damals freigestellten ehemals militärisch genutzten Liegenschaften 125.000 Hektar dem Naturschutz zu widmen. Hierzu sollte das Eigentum auf die für den Naturschutz zuständigen Länder oder von ihnen benannte Naturschutzstiftungen übertragen werden. Die erste Tranche mit rund 100.000 Hektar ist weitgehend auf die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Länder sowie Stiftungen der Naturschutzverbände übertragen worden. Hierzu gehören auch die Flächen, die heute dem Land Baden-Württemberg und der NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“ übertragen werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am 14. Dezember 2011 einer weiteren Tranche von 25.000 Hektar zugestimmt. Hierzu laufen nunmehr die Verhandlungen mit den Ländern und Naturschutzstiftungen.
 
Liegenschaft Offenbach- Durbach
Diese Liegenschaft umfasst mit 37,5 Hektar das Naturschutzgebiet „ Talebuckel “ in Offenbach- Durbach , Gemarkung Rammersweier . Die Fläche war Teil eines ehemaligen von den französischen Streitkräften genutzten Übungsplatzes. Es handelt sich überwiegend um Grünland mit kleinräumigen Biotopmosaiken und unterschiedlichen Gehölzstrukturen sowie kleineren Feuchtgebieten. Die Fläche ist gleichzeitig als FFH-Gebiet gemeldet. Neuntöter, Dorngrasmücke und Wendehals fühlen sich hier ebenso wohl wie zahlreiche gefährdete Wildbienenarten oder in den feuchteren Bereichen die Gelbbauchunke.
 
Liegenschaft Waldstetten sowie weitere Grundstücke auf der Gemarkung Degenfeld
Die in Waldstetten übertragene Fläche beträgt rund 75 Hektar auf der Gemarkung Bettringen der Stadt Schwäbisch Gmünd. Die Fläche umfasst das Naturschutzgebiet „Lindenfeld“, das durch weite offene beweidete Flächen und Wälder gekennzeichnet ist. Es hat insbesondere als Bruthabitat seltener und gefährdeter Vogelarten wie Wiesenpieper und Braunkehlchen, aber auch Wendehals, Neuntöter und Kernbeißer Bedeutung.
Darüber hinaus werden einzelne Grundstücke im Naturschutzgebiet „Kaltes Feld“ in einer Größenordnung von 10,9 Hektar auf der Gemarkung Schwäbisch Gmünd-Degenfeld übertragen. Die Teilflächen befinden sich auf der Hochfläche des Hornbergs. Es handelt sich um Kalkmagerrasen mit zahlreichen gefährdeten, für diesen Biotop typischen Pflanzenarten wie Silberdistel, Arzneischlüsselblume oder Kartäusernelken und Insektenarten wie Zwitscherschrecke , Nachtigallgrashüpfer oder Feldgrille.
 
Liegenschaft Sandweier
Bei dieser nur 11,4 Hektar großen Fläche geht es um das ehemalige Panzerfahrschulgelände des Standortübungsplatzes „ Puysegur “ in Baden-Baden Sandweier , der von den französischen Gaststreitkräften genutzt wurde. Die Liegenschaft ist Teil einer der größten zusammenhängenden Sandrasenflächen in der Oberrheinebene auf ehemaligen Binnendünen. Ein Großteil dieser Sandrasen konnte bereits mit Mitteln der Stiftung Naturschutzfonds erworben werden. Vor Kurzem wurde der Gesamtkomplex als Naturschutzgebiet „Sandheiden und Dünen bei Sandweier und Iffezheim “ vom Regierungspräsidium Karlsruhe unter Naturschutz gestellt. Die asphaltierten oder sonstigen versiegelten Flächen der ehemaligen Fahrschulstrecke werden zurückgebaut und mit bodensaurem Sand aus der unmittelbaren Umgebung neu gestaltet. Auf einem nicht mit übertragenen Teil der Fläche wird die Stadt Baden-Baden ihr neues Strandbad einrichten.
 
Liegenschaft Iffezheim
Die Liegenschaft wurde bis 1999 von den französischen Streitkräften als Munitionsdepot genutzt. Die Fläche von rund 42 Hektar ist Teil des FFH-Gebietes „Magerrasen und Wälder zwischen Sandweier und Stollhofen “ und ist weitgehend bewaldet. Die Wälder sind überwiegend bereits strukturreich und entwickeln sich zu einem potenziell natürlichen Laubmischwald. Soweit erforderlich wird diese Entwicklung durch waldbauliche Maßnahmen unterstützt. Gebäude und versiegelte Flächen sollen über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zurückgebaut werden, soweit sie nicht etwa als Fledermausquartiere genutzt werden.
 
Liegenschaft Lahr- Langenhard
Der circa 108 Hektar umfassende ehemalige Standortübungsplatz wurde von französischen und zuletzt von kanadischen Streitkräften genutzt. Das Hochplateau ist teilweise bewaldet; hier ist z.B. der Hirschkäfer eine Besonderheit. Für diese Waldflächen gilt das Gleiche wie bei der Liegenschaft Iffezheim . Die circa 60 Prozent Offenlandflächen haben besondere Bedeutung für Wildbienen und Tagfalter (unter anderem Weißer Waldportier) sowie mit zahlreichen Stehgewässern auch für Amphibien wie Gelbbauchunke, Fadenmolche und Bergmolch. Gleichzeitig ist das Gebiet ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Stadt Lahr. In Zusammenarbeit mit der Ökologiestation Lahr des NABU soll die Fläche im Einklang von Naturschutz, Erholungsbedarf und Umweltbildung weiter entwickelt werden.

Quelle:

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

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