Stuttgart - Die Arbeitslosigkeit im Südwesten wird im kommenden Jahr nach einer Prognose der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit weiter sinken. «Wir gehen von einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent aus, doch auch bei einem Rückgang um 0,5 Prozent hätten wir 2012 weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte im Südwesten als 2011», sagte Behördenchefin Eva Strobel der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Selbst im schlechtesten Fall wären 4.400 Menschen mehr als 2011 in Lohn und Brot, im besten 12.200. Der Arbeitsmarkt sei sehr robust.
Das zu Ende gehende Jahr bewertete Strobel als gut. Die Arbeitslosenquote werde im Gesamtjahr bei 4,1 Prozent liegen und damit auf dem Niveau des Boomjahres 2008. Im bundesweiten Vergleich liegt der Südwesten damit nach Bayern auf Platz zwei. Im Schnitt lag die Zahl der Arbeitslosen bei 229.000, das sind 47.000 weniger als im Vorjahr. Das ist der höchste Rückgang in absoluten Zahlen aller Bundesländer. Erfreulich ist nach Strobels Worten auch ein Zuwachs bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen um zwei Prozent binnen Jahresfrist auf 4,05 Millionen.
«Die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung war außerordentlich - im ersten und zweiten Quartal hatten wir Hochkonjunktur», erläuterte Strobel. Profitiert haben nach ihren Worten alle Personengruppen, dabei die Qualifizierten mehr als die Geringqualifizierten und die Jungen mehr als die Älteren. «Aber auch bei den Über-50-Jährigen haben wir festgestellt, dass sie länger in Arbeit verbleiben und leichter wieder Arbeit finden.»
Bei der Jugendarbeitslosigkeit hat Baden-Württemberg bundesweit die Nase vorn. Die Quote beträgt 2,2 Prozent, in manchen Agenturbezirken stehe auch eine Eins vor dem Komma: «Bei uns haben die jungen Menschen die besten Chancen auf eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz», sagte Strobel. In diesem Jahr sei zum ersten Mal seit langem die Zahl der angebotenen Lehrstellen größer als die der Bewerber gewesen.
Besonders erfreulich findet die Agentur-Chefin, dass mehr als die Hälfte der jungen Bewerber direkt nach der Schule einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Die anderen seien in Schulen oder Maßnahmen der Arbeitsagenturen untergekommen. «Uns ist es ein Anliegen, dass die jungen Menschen weniger Zeit in Warteschleifen verbringen und durch gezielte Förderung erfolgreich eine Ausbildung durchlaufen können.» Sie nannte Nachhilfe in Berufsschulfächern für schwächere Auszubildende als Mittel, um die jungen Menschen zu unterstützen. Im Jahr 2012 laufe auch wieder die Förderung von Wohnheimen für junge Menschen an, die sich während der Lehre außerhalb ihres Heimatortes eine eigene Wohnung nicht leisten können.
Der doppelte Abiturjahrgang 2012 mit 58.300 Abgängern von allgemeinbildenden Gymnasien macht Strobel keine Sorgen. Das Land habe mit zusätzlichen Studienplätzen ebenso vorgesorgt wie die Unternehmen, die mehr Ausbildungsplätze zugesichert hätten. Maßnahmen der Arbeitsagenturen sind unter anderem eine geförderte betriebliche Ausbildung, das Berufsvorbereitungsjahr oder eine Einstiegsqualifizierung. Strobel unterstrich: «Wenn der Übergang zwischen Schule und Beruf hakt, springen wir mit ein.»
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dpa/lsw