Bildung

Neuer Bildungsbericht 2011 dokumentiert hohe Leistungsfähigkeit der Schulen

Der neue Bildungsbericht 2011 dokumentiert zum einen die hohe Leistungsfähigkeit der baden-württembergischen Schulen. Mehr als die Hälfte eines Jahrgangs der Schüler erreicht inzwischen eine Hochschulberechtigung. Der Bericht verweist aber zum anderen auch auf Handlungsfelder im Bildungssystem des Landes. Der gemeinsame Bericht des Landesinstituts für Schulentwicklung sowie des Statistischen Landesamtes sei ein hervorragendes Instrument, um die Entwicklung im Bildungswesen genau verfolgen zu können, erklärt Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer bei der Vorstellung. Insbesondere ließen sich darin deutliche Anknüpfungspunkte herausarbeiten, die für die Kultuspolitik der Koalition maßgeblich seien. "Wir werden durch diesen Bericht ermutigt, unsere Reformen in der Bildungspolitik zusammen mit den Kommunen und Eltern voranzutreiben", betont die Ministerin. Sie verweist insbesondere auf die folgenden Punkte.

1. Sprachförderbedarf
Der Bericht unterstreicht den Aspekt, dass viele Kinder beim Wechsel in die Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen. Die Einschulungsuntersuchung (ESU) im vorletzten Kindergartenjahr erbrachte, dass im Mittel jedes fünfte Kind intensiv gefördert werden muss. Darunter sind überdurchschnittlich viele Kinder aus Familien, deren Familiensprache nicht Deutsch ist. Von den Kindern, die zuhause vorrangig Deutsch sprechen, hat immerhin jedes zehnte einen intensiven Sprachförderbedarf.

Diese Situation will die neue Landesregierung künftig nicht mehr länger tolerieren. "Es ist für alle wichtig, dass wir hier endlich Verbesserungen erreichen: für das Kind und seine Familie, aber auch für die Gesellschaft und die Wirtschaft", betont die Ministerin. Die Landesregierung will deshalb im frühkindlichen Bereich deutlich investieren und hier auch inhaltlich erhebliche Verbesserungen erreichen. Wichtigster Dreh- und Angelpunkt ist der Orientierungsplan als Rahmen für die Sprachförderung, der verbindlich umgesetzt werden soll. Für Kinder mit erheblichen Sprachproblemen strebt die Koalition den Beginn der Förderung bereits mit Eintritt in den Kindergarten an. Die genaue Umsetzung wird in Verhandlungen mit den kommunalen Landesverbänden erarbeitet und hängt letztlich von den finanziellen Möglichkeiten und den Haushaltsberatungen ab. "Der Bildungsbericht unterstreicht aber einmal mehr, dass wir hier Geld in die Hand nehmen müssen, um den Kindern eine bessere Grundlage für einen Schulerfolg zu verschaffen", betont die Ministerin.

Nur mit einer guten Sprachförderung könne endlich die ungleiche Aufteilung von Migrantenkindern sowie deutschen Jungen und Mädchen auf die unterschiedlichen Schularten gemildert werden. "Das Land muss die Benachteiligung der Migrantenkinder auch im eigenen Interesse beenden, wenn es künftig etwa mehr türkischstämmige Fachkräfte haben will", sagt Warminski-Leitheußer.

2. Fremdevaluation an den Schulen
Der Bildungsbericht stellt erstmals Ergebnisse der Fremdevaluation aus den Schuljahren 2008/09 und 2009/10 vor. Das Landesinstitut evaluierte 470 allgemein bildende Schulen, darunter 163 Grundschulen, 156 Grund-, Haupt- und Werkrealschulen, 57 Realschulen, 59 Gymnasien und 35 Sonderschulen.

Die Ministerin sieht die Ergebnisse sehr positiv. Schließlich werden Merkmale wie "Aktivierung der Schülerinnen und Schüler", "Förderung methodischer Kompetenzen", "Kommunikationsstil im Unterricht" über alle Schularten hinweg überwiegend mit "guter Praxis" beurteilt, teilweise sogar mit "ausgezeichneter Praxis". So gelingt die "Förderung sozialer und personaler Kompetenzen" in den Schulen offensichtlich besonders gut.

Allerdings hat das Landesinstitut beim Merkmal „Differenzierungsangebote“ im Unterricht Unterschiede zwischen den Schularten festgestellt. Grundschulen und Sonderschulen stehen hier gut da. Jeweils rund ein Drittel weist eine „ausgezeichnete Praxis“ auf und bestätigt damit auch, dass gerade die Grundschulen besonders gut mit der Unterschiedlichkeit der Schüler umgehen können. Ein anderes Bild ergibt sich bei den Realschulen und Gymnasien: Knapp jede zweite Realschule und über die Hälfte der Gymnasien sind hier einer „noch zu entwickelnden Praxis“ zugeordnet. Allerdings schneiden Gymnasien gut ab, wenn sie etwa bei Kooperationen besondere Handlungsmöglichkeiten haben.

Das Kultusministerium will die Schulen darin unterstützen, jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin besser fördern zu können. Zudem müsse die Aus- und Fortbildung der Lehrer entsprechend voran gebracht werden. "Wir legen künftig großen Wert darauf, dass die Schulen die Differenzierungsangebote weiter ausbauen, um den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen besser gerecht zu werden", sagt die Ministerin. Gerade beim längeren gemeinsamen Lernen von Kindern sei entscheidend, dass alle Schülerinnen und Schüler in ihren unterschiedlichen Begabungen gefördert werden. Die Landesregierung will auch deshalb die Gemeinschaftsschulen errichten, um hier deutliche Fortschritte zu erreichen.

Handlungsbedarf zeigt auch das Qualitätsmerkmal „Vorbereitung und Durchführung von Individualfeedback“. Dies ist bei der übergroßen Mehrheit aller Schulen nicht ausreichend entwickelt. Das Kultusministerium möchte deshalb dazu beitragen, an den Schulen eine neue Lehr- und Lernkultur zu etablieren. Schließlich wird das Feedback auch als Voraussetzung dafür verstanden, die Erziehungspartnerschaft zwischen Schule, Eltern und Schüler zu verbessern. Dies sei künftig besonders wichtig, wenn die verpflichtende Grundschulempfehlung wegfalle und dafür die Beratung der Eltern ausgebaut werde.

Die Ministerin betont, wie wichtig es sei, aus solchen Ergebnissen zu lernen. Die Evaluation sei wichtig, um die Schulentwicklung im Land voranzubringen: "Wenn es so gelingt, vorhandene Stärken und Schwächen zu erkennen, können wir eine bessere Qualität und ein neues Miteinander in der Schule erreichen". Dafür müssten alle Beteiligten in diesen Prozess gleichberechtigt eingebunden sein.

Quelle:

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

LGS 2024 in Wangen
  • Gartenschau

Landesgartenschau Wangen eröffnet

Die Aufnahme zeigt das Atomkraftwerk in Fessenheim in Frankreich.
  • Kernkraft

Stellungnahme zu KKW Fessenheim

Ein Wolf sitzt im Erlebnispark Tripsdrill in einem Gehege. (Foto: dpa)
  • Wolf

Wolf tötet Schafe in Rudersberg

Justizministerin Marion Gentges hält am Pult des Bundesrates eine Rede.
  • Justiz

Identität von Vertrauenspersonen schützen

Rinder mit Kälbern auf der Weide
  • Landwirtschaft

Milchwirtschaft nicht zusätzlich belasten

Ein Stempel mit der Aufschrift "Bürokratie" liegt auf Papieren.
  • Wirtschaft

Land treibt Bürokratieabbau voran

Solar-Carport mit Ladeinfrastruktur in Rheinfelden der Fa. Energiedienst AG, Förderprojekt INPUT
  • Förderprogramm

Weitere Photovoltaik-Anlagen auf Parkplätzen gefördert

Wort-Bild-Logo der Kampagne Start-up BW. (Bild: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg)
  • Startup BW

Acht Finanzierungszusagen für junge Unternehmen

Screenshot LEP-Portal
  • Landesentwicklung

Mitwirken am Landesentwicklungsplan

Lothar Mattes
  • Verwaltung

Neuer Leiter beim Finanzamt Freudenstadt

Eine Frau isst in einer Kantine zum Mittag. (Foto: © dpa)
  • Ernährung

Mehr regionales Bio in Gemeinschaftsverpflegung

Streuobstwiese
  • Streuobst

Streuobstpreis Baden-Württemberg verliehen

Team Wald
  • Forst

Zukunft des Forstberufs

Eine Spritze liegt auf einem Impfpass.
  • Gesundheit

Europäische Impfwoche sensibilisiert für Bedeutung von Impfungen

Schüler warten auf ihr Mittagessen, im Vordergrund stehen Teller mit geschnittenem Gemüse. (Foto: dpa)
  • Ernährung

Bewusste Kinderernährung im Kindergarten Steinlachburg

  • Hochschulen

Werbekampagne für MINT-Studierende startet

Schmeck den Süden
  • Ernährung

Drei-Löwen-Auszeichnung für Gutsgaststätte Alteburg

Nadelbäume ragen bei Seebach am Ruhestein in den Himmel. (Bild: picture alliance/Uli Deck/dpa)
  • Forst

Internationaler Tag des Baumes

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seiner Rede
  • Wohnen und Bauen

Zwölf Projekte für bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen

Die Bewohner einer Wohngemeinschaft für Senioren unterhalten sich. (Foto: © dpa)
  • Quartiersimpulse

660.000 Euro für Quartiers-Projekte

Schloss Mannheim
  • Schlösser und Gärten

Neue digitale Angebote für Schlösser

Stethoskop vor farbig eingefärbtem Kartenumriss von Baden-Württemberg mit Schriftzug: The Ländarzt - Werde Hausärztin oder Hausarzt in Baden-Württemberg
  • Gesundheitsberufe

390 Bewerbungen für 75 Studienplätze der Landarztquote

Ministerialdirektorin Leonie Dirks steht vor Transfermobil und übergibt Fahrzeugschlüssel an Prof. Dr. Daniel Buhr vom Landeskompetenzzentrum Pflege & Digitalisierung.
  • Digitalisierung

Transfermobil bringt Pflege-Innovationen ins Land

Symbolbild zur Künstlichen Intelligenz mit einem Prozessor und dem Schriftzug "AI Artificial Intelligence Technology"
  • Innovation

InnovationCamp künftig an drei Standorten

Wengenviertel in Ulm
  • Städtebauförderung

235 Millionen Euro für Städtebaumaßnahmen