Mit der Fachtagung „Mathematik ist überall“ möchte das Kultusministerium die alltägliche Faszination der Mathematik in den Blick rücken, für die Freude am Rätseln werben und Impulse geben, wie sich Kinder auf anschauliche und spielerische Weise für Mathe begeistern lassen.
Staatssekretärin Marion v. Wartenberg hat sich auf der Fachtagung „Mathematik ist überall“ für eine Mathematikförderung stark gemacht, die Motivation und Neugier der Schülerinnen und Schüler von Anfang an weckt: „Unsere Botschaft muss heißen: Mathematik ist überall im Alltag. Mathe ist spannend. Mathe macht Spaß!“, rief sie den rund 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Stuttgarter Liederhalle zu. Die Veranstaltung richtet sich an Erzieherinnen und Erzieher, Eltern, Grundschullehrkräfte, Lehrerinnen und Lehrer von Fachschulen für Sozialpädagogik, Wissenschaftlicher und Interessierte.
Kindliche Neugier von Anfang an wecken
Die Staatssekretärin hob hervor, wie wichtig die engsten Bezugspersonen der Kinder – Eltern, Erzieherinnen und Erzieher – als Vorbilder für das gemeinsame Entdecken sind: „Manche Erwachsene äußern sich gegenüber Kindern etwas leichtfertig, sie seien froh, Mathematik hinter sich zu haben. Kinder merken sich das und verbinden dann mit Mathematik eine Schwere oder eine Gleichgültigkeit, die unnötige Hürden aufbaut.“ Dabei gehe es keinesfalls darum, das Schulfach Mathematik in den Kindergarten zu verlegen. Ziel ist stattdessen, kindliche Denkprozesse zu fördern und Kinder beim Entdecken der Welt zu unterstützen. In Deutschland schnitten Mädchen in Mathematik immer noch schlechter ab als Jungen. Auch bei sozial-benachteiligten Kindern und Kindern mit Zuwanderungshintergrund müssten weitere Anstrengungen unternommen werden. „Wir müssen genau hinschauen und erkennen, wo Probleme liegen und zielgerichtet handeln. Mir ist es wichtig, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft und Muttersprache durch qualifizierte und kompetente pädagogische Fachkräfte in den Kitas und durch kompetente Lehrkräfte in der Schule gefördert werden. Erwachsene haben Vorbildfunktion: Mütter und Väter. Pädagogische Fachkräfte. Wir alle“, betonte die Staatssekretärin.
Mathematik begegnet uns überall im Alltag
Die Fachtagung ist zugleich die Premiere des Films „Mathematik ist überall“ der bekannten Kindheitsforscherin Dr. Donata Elschenbroich. Er soll die Augen öffnen für die Schönheit der Mathematik, für die lösbaren Geheimnisse, für die Kompetenzen der Kinder von Anfang an, aber auch dafür, wie sich Schwierigkeiten beim Mathematiklernen vermeiden lassen. „Wir müssen die natürliche Neugierde jedes Kindes fördern, damit das Interesse und die Motivation gar nicht erst verloren gehen. Auf den Anfang kommt es an“, erklärte die Staatssekretärin. Das lasse sich am besten auf spielerische Art und Weise in alltäglichen Situationen aufgreifen. „Beim Essen zum Beispiel, zu Hause und in der Kita. Ganz automatisch sitzt die Mathematik mit am Tisch. Wie viele Teller, Gläser stehen auf dem Tisch? Nach welchem Muster werden die Teller, das Besteck und die Gläser verteilt? Kinder entdecken Formen und sortieren nach Farben. Sie erkennen Muster und Regeln, das sind Grundlagen der Mathematik“, so die Staatssekretärin.
Die international vergleichende Erziehungswissenschaftlerin Prof. Catherine Lewis aus San Francisco stellt in ihrem Vortrag die Praxis der „Lesson Study“ vor und gibt Anregungen, wie sich Lehrkräfte neue mathematisch-didaktische Ideen zu Eigen machen können. Am Nachmittag können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen neun verschiedenen Werkstattgesprächen wählen, in denen namhafte Wissenschaftler und Praktiker aus Universitäten und Pädagogischen Hochschulen Anregungen für eine alltagsintegrierte Mathematik in Kita und Grundschule geben.