Justizvollzug

Expertenkommission übergibt Medizinkonzept für Justizvollzug

Zwei Mitarbeiter demonstrieren während der Vorstellung des Modellprojekts "Telemedizin im Justizvollzug" die Unterhaltung mit einem Arzt. (Foto: © dpa)

Die Expertenkommission zur medizinischen Versorgung im baden-württembergischen Justizvollzug hat Justizminister Guido Wolf ihren Abschlussbericht übergeben. Im Bericht sind 30 konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung der Gefangenen angeführt.

Mehrere Entwicklungen der vergangenen Jahre stellen den Justizvollzug vor neue Herausforderungen: Nicht nur die Anzahl der Gefangenen ist in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen. Der allgemeinen demographischen Entwicklung folgend wächst auch die Anzahl älterer Gefangener stetig. Zudem weist eine immer größere Anzahl von Gefangenen psychische Erkrankungen und Auffälligkeiten auf. Das baden-württembergische Ministerium der Justiz und für Europa hat auf diese Entwicklungen reagiert und eine Expertenkommission zur medizinischen Versorgung im baden-württembergischen Justizvollzug ins Leben gerufen. Die Kommission hat nun Justizminister Guido Wolf ihren Abschlussbericht übergeben. Eingesetzt worden war die ressort- und fachübergreifende Kommission unter Federführung des Justizministeriums im Jahr 2019. Ihr Ziel war es, die medizinische Versorgung im baden-württembergischen Justizvollzug unter Berücksichtigung aktueller Herausforderungen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Der Kommission gehörten neben den Strafvollzugsbeauftragten der Landtagsfraktionen erfahrene Vertreter aus der Praxis des Justiz- und Maßregelvollzugs sowie Vertreter aus dem Justiz- und Sozialministerium an.

Konzept sucht in Deutschland seinesgleichen

Minister der Justiz und für Europa Guido Wolf dankte der Kommission unter Leitung von Herrn Dr. Joachim Müller und Frau Dr. Andrea Schmieder für die intensive Arbeit und würdigte die Ergebnisse als ein umfassendes, präzises und pragmatisches Konzept, das selbst nach Einschätzung des externen Gutachters Herrn Prof. Heino Stöver in Deutschland seinesgleichen suche. Wolf sagte: „Die Analyse der gesundheitlichen Problemfelder des Justizvollzugs und die 30 konkreten Umsetzungsempfehlungen sind wertvolle und ganz konkrete Richtungsweiser, wie die Gesundheitsversorgung im Vollzug in Zukunft aufzustellen ist. Es sind drei Entwicklungen, die bei der Gesundheitsversorgung Gefangener eine besondere Herausforderung darstellen und Anlass dazu gaben, die gewachsenen Strukturen des Gesundheitswesens im baden-württembergischen Justizvollzug zu untersuchen: Die allgemein höhere Prävalenz von somatischen Gesundheitsstörungen bei Gefangenen, die bei Gefangenen oftmals bestehenden Suchterkrankungen, die regelmäßig mit Infektionserkrankungen einhergehen, sowie die in den vergangenen Jahren stetig steigende Anzahl von psychisch auffälligen Gefangenen.“ 

Die 30 Empfehlungen der Expertenkommission zur Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung der Gefangenen im baden-württembergischen Justizvollzug unterscheiden zwischen strukturellen und organisatorischen, fachlichen sowie personellen Empfehlungen. Die letztgenannten umfassen insbesondere die Verbesserung der Personalausstattung in den Krankenabteilungen, die Bildung von medizinischen Kompetenzzentren sowie die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen. Im Bereich der strukturellen Veränderungen wird neben dem Bau eines neuen Justizvollzugskrankenhauses insbesondere die Notwendigkeit herausgestellt, Voraussetzungen für Barrierefreiheit und Pflege im Vollzug zu schaffen, etwa durch die Bildung von Pflegeabteilungen und die Schaffung einer Pflegekopfstelle beim Justizvollzugskrankenhaus. Auch im geplanten Neubau der Justizvollzugsanstalt Rottweil sind barrierefreie Haftplätze für die Unterbringung mobilitätseingeschränkter Gefangener vorgesehen.

Gute Gesundheitsversorgung entscheidend für gelingende Resozialisierung

Die Telemedizin, die in dieser Legislaturperiode im Rahmen eines Modellprojekts eingeführt werden konnte, erweise sich nun als eine wertvolle Grundlage, so Wolf. Im Rahmen ihrer fachlichen Vorschläge empfahl die Expertenkommission die Verstetigung dieses Projekts wie auch die Einführung einer elektronischen Krankenakte im Justizvollzugskrankenhaus. Darüber hinaus wurden insbesondere auch Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Suchterkrankungen identifiziert, indem zum Beispiel Optimierungen beim Übergangsmanagement im Rahmen der Suchtbehandlung und die Erstellung einer landesweiten Suchtkonzeption empfohlen wurden. In diesem Zusammenhang sagte Wolf: „Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Gesundheitsversorgung nicht nur im Interesse der kranken Gefangenen, sondern auch der Mitgefangenen, der Bediensteten sowie der Allgemeinbevölkerung ist. Eine gute Gesundheitsversorgung der Gefangenen leistet vor allem im Bereich von Suchterkrankungen und psychischen Auffälligkeiten einen entscheidenden Beitrag für eine gelingende Resozialisierung und somit für die Sicherheit im Land.“

Ministerium der Justiz und für Europa: Medizinische Versorgung im baden-württembergischen Justizvollzug: Abschlussbericht der Expertenkommission (PDF)

Weitere Meldungen

LGS 2024 in Wangen
  • Gartenschau

Landesgartenschau Wangen eröffnet

Die Aufnahme zeigt das Atomkraftwerk in Fessenheim in Frankreich.
  • Kernkraft

Stellungnahme zu KKW Fessenheim

Justizministerin Marion Gentges hält am Pult des Bundesrates eine Rede.
  • Justiz

Identität von Vertrauenspersonen schützen

Screenshot LEP-Portal
  • Landesentwicklung

Mitwirken am Landesentwicklungsplan

Eine Spritze liegt auf einem Impfpass.
  • Gesundheit

Europäische Impfwoche sensibilisiert für Bedeutung von Impfungen

Die Bewohner einer Wohngemeinschaft für Senioren unterhalten sich. (Foto: © dpa)
  • Quartiersimpulse

660.000 Euro für Quartiers-Projekte

Schloss Mannheim
  • Schlösser und Gärten

Neue digitale Angebote für Schlösser

Stethoskop vor farbig eingefärbtem Kartenumriss von Baden-Württemberg mit Schriftzug: The Ländarzt - Werde Hausärztin oder Hausarzt in Baden-Württemberg
  • Gesundheitsberufe

390 Bewerbungen für 75 Studienplätze der Landarztquote

Ministerialdirektorin Leonie Dirks steht vor Transfermobil und übergibt Fahrzeugschlüssel an Prof. Dr. Daniel Buhr vom Landeskompetenzzentrum Pflege & Digitalisierung.
  • Digitalisierung

Transfermobil bringt Pflege-Innovationen ins Land

Wengenviertel in Ulm
  • Städtebauförderung

235 Millionen Euro für Städtebaumaßnahmen

Enforcement Trailer der Polizei Baden-Württemberg zur Geschwindigkeitskontrolle.
  • Verkehrssicherheit

Bilanz der Geschwindigkeits­kontrollwoche

Ein von Schatten bedeckter Mann vor blauem Himmel hält ein Telefon in der Hand
  • Gewalt an Männern

Vier Jahre Männerhilfetelefon

Vier Jugendliche sitzen auf einer Freitreppe und betrachten etwas auf dem Smartphone
  • Jugendliche

Jugendliche diskutieren zum Thema „Was dich bewegt“

Ein Verkehrsschild mit Tempo 30 und darunter dem Hinweis: „22 bis 6 h Lärmschutz“
  • Tag gegen Lärm

Tempo 30 gegen Straßenlärm

Gruppenbild mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (vorne, Mitte) und den Ordensprätendentinnen und Ordensprätendenten
  • Auszeichnung

Verdienstorden des Landes an 22 verdiente Persönlichkeiten

Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht. (Foto: © dpa)
  • Rettungsdienst

Neufassung des Rettungsdienstgesetzes auf den Weg gebracht

Zwei Polizeibeamte bei einer Streife.
  • Sicherheit

Positive Bilanz beim siebten länderübergreifenden Sicherheitstag

Glückliche junge Mutter mit neugeborenem Baby im Krankenhaus nach der Geburt.
  • Gesundheit

Studie zur Geburtshilfe veröffentlicht

Landessieger von „Jugend debattiert“ stehen fest (Bild: Kultusministerium Baden-Württemberg)
  • Schule

Landessieger von „Jugend debattiert“ gekürt

Euro-Banknoten und -Münzen
  • Haushalt

Rechtsgutachten zur Haushaltspraxis im Land

Hunde im Tierheim. (Bild: Norbert Försterling / dpa)
  • Tierschutz

Land fördert Neubau eines Tierheims in Bad Mergentheim

Lagegespräch BAO Fokus, Gruppenfoto im Innenministerium
  • Sicherheit

Bekämpfung der Gewaltkriminalität in Stuttgart

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. April 2024

Zwei junge Frauen zeigen auf den Monitor und diskutieren gemeinsam über die Präsentation am Computer.
  • Fachkräfte

Landesregierung startet Fachkräfteinitiative

Ministerin Marion Gentges spricht bei der Auftaktveranstaltung zum 74. Deutschen Juristentag in Stuttgart.
  • Justiz

Auftaktveranstaltung zum 74. Deutschen Juristentag