Mit Prüfungen im Fach Deutsch haben heute die Abiturprüfungen in Baden-Württemberg begonnen. 330 Minuten hatten die 51.000 Schülerinnen und Schüler für die Zeit, die Aufgaben zu bearbeiten. Als Themen standen unter anderem Kafkas Prozeß oder Brechts Sonett Nr. 19 zur Auswahl.
Für insgesamt rund 51.000 Schülerinnen und Schüler hat am heutigen Mittwoch (10. April) die schriftliche Abiturprüfung begonnen, davon für rund 33.900 Prüflinge an einem allgemein bildenden und für rund 17.100 Prüflinge an einem beruflichen Gymnasium. Um acht Uhr startete das Abitur mit dem Fach Deutsch. Bis 13.30 Uhr saßen die Schülerinnen und Schüler der allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien an ihren Aufgaben. Für deren Bearbeitung, einschließlich Einlesezeit, standen 330 Minuten zur Verfügung.
An den allgemein bildenden Gymnasien konnte zwischen den nachfolgenden fünf Themen gewählt werden:
1. Interpretation einer Textstelle aus Franz Kafkas „Der Proceß“ unter Einbeziehung der erzählerischen und sprachlichen Gestaltung. Daran schließt sich eine Untersuchung an, in der die Bedeutung des Gerichts für die Figur Josef K., die Figur Michael Kohlhaas in Kleists „Michael Kohlhaas“ und die Figur Alfred ILL in Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ vergleichend betrachtet werden soll.
2. Eine gestaltende Interpretation zu Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Die Schülerinnen und Schüler erläutern zunächst kurz, wie es zu der Szene am Bahnhof in der vorgelegten Textstelle kommt. Sie gehen dann von der Annahme aus, dass nach ILLs gescheiterter Abreise die Beteiligten ihrer Wege gehen und über das Vorgefallene und die möglichen Konsequenzen sprechen.
Die Aufgabe verlangt die Gestaltung des Gesprächs zwischen dem Lehrer, dem Pfarrer und dem Polizisten.
3. Eine literarische Erörterung greift folgende Aussage von Georg Büchner auf: „Wenn man mir übrigens noch sagen wollte, der Dichter müsse die Welt nicht zeigen, wie sie ist, sondern wie sie sein solle, so antworte ich, dass ich es nicht besser machen will als der liebe Gott, der die Welt gewiss gemacht hat, wie sie sein soll.“ (Georg Büchner am 28.07.1835 aus Straßburg an seine Familie. Zit. nach: Georg Büchner, Werke und Briefe, dtv, München 1965, S. 182).
Die Schülerinnen und Schüler erörtern anhand ihrer Leseerfahrung, inwieweit sie diesem Verständnis von Literatur zustimmen können.
4. Eine vergleichende Interpretation zu den Gedichten „Sonett Nr. 19“ von Bertolt Brecht (1898-1956) und „Dreistufige Drohung“ von Sarah Kirsch (geb. 1935).
5. Analyse und Erörterung des Textes „In Zeichen wie diesen“ von Burkhard Müller (in: Süddeutsche Zeitung, 15./16.10.2011). Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst die Kernaussagen des Textes herausarbeiten. Danach sollen sie sich mit Müllers Verständnis von Ritualen auseinanderset-zen.
Alternativ dazu können die Schülerinnen und Schüler eine gestalterische Teil-aufgabe wählen. Sie gehen dabei von der Annahme aus, dass ihre Schule eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Rituale in unserer Zeit“ veranstaltet und sie eine Rede zu diesem Thema halten. Die Aufgabe verlangt das Verfassen dieser Rede.
An den Beruflichen Gymnasien konnte zwischen den nachfolgenden fünf Themen gewählt werden:
1. Interpretation einer Textstelle aus Max Frischs „Homo faber“. Daran schließt sich eine Untersuchung an, in der die Weltsicht der Hauptfigur in Frischs Roman und der Titelfigur in Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ vergleichend betrachtet werden soll.
2. Eine vergleichende Interpretation zu den Gedichten „Sonett Nr. 19“ von Bertolt Brecht (1898-1956) und „Dreistufige Drohung“ von Sarah Kirsch (geb. 1935)
3. Interpretation einer Erzählung von Botho Strauß (geb. 1944)
4. Erstellung eines Essays auf der Grundlage eines vorgelegten Dossiers mit ver-schiedenen Texten. Die Schülerinnen und Schüler verfassen einen Essay mit dem Titel „Vom Umgang mit Neid“.
5. Analyse und Erörterung des Textes „Weltkurzsichtigkeit“ von Miriam Meckel (in: Der Spiegel 38 / 2011). Die Schülerinnen und Schüler erläutern die Argumentationsstrategie der Autorin, untersuchen die verwendeten sprachlichen Mittel und nehmen kritisch Stellung zu der im Text vertretenen Meinung der Autorin.