„Bessere Bildungschancen für alle bei weniger werdenden Schülerinnen und Schülern – das ist unser Ziel”, machte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner Grundsatzrede auf dem Bildungskongress der kommunalen Landesverbände deutlich. Daher hat die Landesregierung wichtige Bildungsreformen auf den Weg gebracht.
Baden-Württemberg sei zwar ein reiches Land, aber leider arm an Kindern, sagte Kretschmann. „Eine schrumpfende Gesellschaft kann es sich nicht leisten, wenn Talente ihrer Kinder unentdeckt und unentwickelt bleiben“, machte Kretschmann deutlich. Das sei nicht nur eine Gerechtigkeitsfrage, sondern auch eine Frage der ökonomischen Vernunft. Deshalb führe kein Weg daran vorbei, die Schulen und die Bildungslandschaft zu verändern.
Auf den Anfang kommt es an
Der Ministerpräsident betonte, dass Land und Kommunen gemeinsam Verantwortung für die Bildung der Kinder tragen. Dabei ist der Ausbau der Kinderbetreuung ein zentraler Baustein. „Die Landesregierung hat gleich am Anfang der Legislaturperiode mit den kommunalen Spitzenverbänden einen ‚Pakt für Familien’ geschlossen. Wir haben die öffentlichen Ausgaben für die Kinderbetreuung im Vergleich zu 2010 auf eine Milliarde Euro fast verdoppelt.“
Breites Ganztagsangebot
Auch beim Ausbau der Ganztagsgrundschulen ziehen Land und Kommunen an einem Strang. „Unser Ziel lautet: Bis 2023 sollen 70 Prozent der Grundschulen im Land Ganztagsschulen sein können“, sagte Kretschmann. Dabei solle das Ganztagsprogramm flexibel an die Wünsche vor Ort angepasst werden können. Kretschmann: „Es geht uns nicht um Zwang zum Ganztag. Die Einrichtung der Ganztagsgrundschulen soll sich an den Wünschen der Eltern und der Kommunen orientieren.“
Die Gemeinschaftsschule als neue Schulform laufe gut an, betonte der Ministerpräsident. So werde es zum kommenden Schuljahr bereits 209 Gemeinschaftsschulen im ganzen Land geben. Kretschmann zeigte sich begeistert vom neuen pädagogischen Konzept der Gemeinschaftsschule. „Das Konzept des individualisierten Lernens macht es möglich, dass alle Kinder optimal gefördert werden können.“
Wichtig für die Entkoppelung des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft sei auch die Schulsozialarbeit. Hier ist die Landesregierung in die Finanzierung mit eingestiegen. „Das Land stellt dafür in diesem Jahr 25 Millionen Euro zur Verfügung. Die Schulsozialarbeit ist eine wichtige Stütze für den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule“, unterstrich Kretschmann.
Rekordinvestitionen in Bildung
„Bildung ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Deshalb geben wir mehr für Bildung aus als je zuvor im Südwesten“, sagte Kretschmann. „2012 haben wir rund 11,4 Milliarden Euro in die Bildung investiert. Das sind 1,2 Milliarden mehr als unsere Vorgänger. Das ist ein neuer Höchststand in Baden-Württemberg.“
Dennoch müsse das Schulsystem so umgebaut werden, dass auch bei rückläufigen Schülerzahlen alle Kinder gute Bildungschancen hätten, sagte Kretschmann. Nach der derzeitigen Prognose des Statistischen Landesamtes werde es im Jahr 2020 – vom Schülerhöchststand her gesehen – 20 Prozent weniger Schülerinnen und Schüler geben. „Wenn wir nun sagen: 10 Prozent weniger Lehrer bei 20 Prozent weniger Schülern, dann kann man schwerlich von Sparen sprechen“, so der Ministerpräsident.
Auf die Lehrerinnen und Lehrer kommt es an
Kretschmann würdigte die wichtige Rolle der Lehrerinnen und Lehrer für ein erfolgreiches Bildungssystem. „Bildung und Erziehung sind keine ‚mechanischen Vorgänge’.“ Vielmehr spielten menschliche Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern die Hauptrolle. Und dafür brauche es an den Schulen gut ausgebildete, kompetente und motivierte Lehrerinnen und Lehrer.
„Ich weiß, dass wir mit den Reformen von den Lehrerinnen und Lehrern sehr viel Veränderungsbereitschaft und Einsatz für die Zukunft unserer Kinder abverlangen“, sagte der Ministerpräsident. Die Landesregierung sei dabei stets gesprächsbereit und offen für Ideen und Kritik. Denn nur zusammen mit der Lehrern, den Kommunen und den Elternvertretern könne man die Bildung in Baden-Württemberg nachhaltig verbessern und für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.