Erneuerbare Energien

Energiewende als Bürgerprojekt

360 Bürger haben Anteile an der Energiegenossenschaft gekauft und das Windrad so mitfinanziert (Bild: © EG Ingersheim).
360 Bürger haben Anteile an der Energiegenossenschaft gekauft und das Windrad so mitfinanziert.
Zur Inbetriebnahme reiste auch Umweltminister Franz Untersteller (2. v. r. ) nach Ingersheim (Bild: © EG Ingersheim).
Zur Inbetriebnahme reiste auch Umweltminister Franz Untersteller (2. v. r. ) nach Ingersheim.
Im Frühjahr 2012 wurde das Windrad der Energiegenossenschaft Ingersheim aufgestellt (Bild: © EG Ingersheim).
Im Frühjahr 2012 wurde das Windrad der Energiegenossenschaft Ingersheim aufgestellt.
Im Frühjahr 2012 wurde das Windrad der Energiegenossenschaft Ingersheim aufgestellt (Bild: © EG Ingersheim).
Im Frühjahr 2012 wurde das Windrad der Energiegenossenschaft Ingersheim aufgestellt.

Die Energiewende ist ein Generationenprojekt. In Baden-Württemberg heißt das Ziel: Bis 2020 wollen wir mindestens 38 Prozent unseres Stroms durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse erzeugen, bis 2050 sollen es 86 Prozent sein. Bürger, die sich in lokalen oder regionalen Energieinitiativen zusammenschließen, leisten einen wichtigen Beitrag zu diesem gesamtgesellschaftlichen Kraftakt. Wir haben uns zwei der landesweit über hundert Bürgergesellschaften näher angeschaut.

Die Gemeinde Freiamt liegt im Mittleren Schwarzwald im Landkreis Emmendingen. Etwas mehr als 4000 Einwohner verteilen sich auf kleine Dörfer und einzelne Landwirtschaftsbetriebe zwischen den sanft geschwungenen Hügeln. Kaum zu glauben, dass es in diesem Naturidyll ein Modellprojekt zu bewundern gibt, das stellvertretend für eine erfolgreiche Energiewende im Land stehen könnte – wenn da nicht die mittlerweile fünf Windräder wären, die sich auf den Hügeln der Gemeinde drehen. Bereits seit 1996 verfolgt man in Freiamt eine Marschroute in punkto Energiegewinnung, die heute aktueller denn je ist.

Mit Wir-Gefühl zu neuer Energie

Kontroversen um die saubere Energieerzeugung gab es in Freiamt kaum. Denn über eine Bürgerbeteiligungsgesellschaft sind viele der Menschen in Freiamt und Umgebung selber an vier der fünf Anlagen beteiligt, eine sechste soll noch dieses Jahr an den Start gehen. „Bürgerbeteiligung stand für uns von Anfang an als oberstes Ziel fest“, sagt Ernst Leimer aus dem Vorstand des „Vereins zur Förderung der Windenergie in Freiamt“. Durch Absprachen mit den Nachbargemeinden und die frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger habe man eine hohe Toleranz erreichen können. „Wir nutzen die Angebote der Natur vor Ort und stärken das Wir-Gefühl innerhalb der Gemeinde“, so Leimer. Heute gilt Freiamt als ein Musterbeispiel für den Einsatz regenerativer Energien.

Zusammen mit dem Solarstrom von den Hofdächern, den Wasserkraftwerken und Biogasanlagen erzeugt die Gemeinde Freiamt viel mehr Strom, als sie verbraucht. Allein die vier Windkraftanlagen in Bürgerhand erzeugten im vergangenen 13 Millionen Kilowattstunden Strom.

Energiegenossenschaften: Wertschöpfung bleibt in der Region

Während sich die Freiamter in einer Bürgerbeteiligungsgesellschaft zusammengeschlossen haben, organisieren sich derzeit andernorts viele Baden-Württemberger in Energiegenossenschaften. Aktuell gibt es im Land gut 120 solcher Genossenschaften mit insgesamt 21.000 Mitgliedern, die Tendenz ist weiter steigend: Allein 2012 wurden 24 neue Genossenschaften gegründet. Das zahlenmäßige Wachstum macht sich auch beim Umsatz bemerkbar: 2012 erzielten die Energiegenossenschaften in Baden-Württemberg 103 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Energiegenossenschaften sind prädestiniert, die Energiewende lokal und dezentral umzusetzen“, sagt auch Thomas Hagenbucher vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband. „Sie sind die Gegenantwort zu Großstrukturen und den erforderlichen Nord-Süd-Stromtrassen, da die Energie dort erzeugt wird, wo sie auch verbraucht wird.“ Interessant sei eine Genossenschaft auch, weil durch den lokalen Ansatz die Wertschöpfung in der jeweiligen Region bleibe und die Akzeptanz der Bürger bezüglich der Projekte – etwa Windräder – erhöht werde.

Regenerative Energieerzeugung mit hoher Bürgerbeteiligung

So etwa auch in Ingersheim am Neckar im Landkreis Ludwigsburg. Hier ist man noch nicht ganz so weit wie die Frühstarter in Freiamt. Seit April 2012 dreht sich hier das Windrad der Energiegenossenschaft Ingersheim und erzeugt Strom für bis zu 1.200 Haushalte. „In unmittelbarer Nähe zu Ingersheim befindet sich das Atomkraftwerk Neckarwestheim“, sagt Dieter Hallmann von der Energiegenossenschaft Ingersheim. „Wir wollten einen sinnvollen Weg hin zu regenerativer Energieerzeugung vor Ort mit einer großen Bürgerbeteiligung gehen.“

Seit mehr als zehn Jahren hat sich eine Initiative in Ingersheim mit dem Thema Windkraft auseinandergesetzt. Die eigentliche Planungszeit bis zur Inbetriebnahme habe dann etwa zweieinhalb Jahre gedauert. „Am Anfang hatten wir Bedenken, ob es uns gelingt, die 3,6 Millionen Euro für das Projekt zusammen zu bekommen“, sagt Hallmann. Im Nachhinein sei das die einfachste Übung gewesen: Über 360 Menschen hätten sich mit Anteilen an der Genossenschaft beteiligt.

Strom dort produzieren, wo er verbraucht wird

„Windenergieanlagen schaffen globalen ökologischen Nutzen“, sagt Hallmann. Ob sie zusätzlich lokalen Nutzen in Form von regionaler Wertschöpfung schaffen, hänge allerdings vom Betreiberkonzept ab. Lokale Initiativen wie die Energiegenossenschaft Ingersheim oder in Freiamt könnten die Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen bewegen und eine höhere Akzeptanz für die Windkraft schaffen.

„Den größten Vorteil der Genossenschaft sehe ich darin, dass der Strom dort produziert wird, wo er verbraucht wird und die Bürger sowie lokale Firmen und Banken mitbeteiligt werden“, so Hallmann. Auch die Kommunen könnten durch die Gewerbesteuer profitieren. „Es gilt, möglichst viele mit ins Boot zu nehmen.“

Weiterführende Links

Energieatlas Baden-Württemberg

Verein zur Förderung der Windkraft in Freiamt

Energiegenossenschaft Ingersheim und Umgebung eG

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