Wertstoffsammlung

Baden-Württemberg dringt auf rasche Einführung der Wertstoff-Tonne

Stuttgart - Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hat den Bund aufgefordert, den Gelben Sack möglichst schnell durch eine Wertstoff-Tonne zu ersetzen. "Ich würde mir wünschen, dass die Bundesregierung noch in dieser Legislaturperiode - also bis zum nächsten Jahr - die Kraft aufbringt, das Wertstoffgesetz, das ja alle im Grundsatz wollen, auf den Weg zu bringen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Sein Berliner Amtskollege Peter Altmaier (CDU) sei mit seinem "Thesenpapier zur Wertstoffsammlung" aber eher zwei Schritte zurückgegangen. In die neue Tonne sollen alle Wertstoffe außer Glas, Papier und Elektronikschrott geworfen werden können.

Zwar könne das Land Baden-Württemberg keine eigene gesetzliche Regelung vornehmen. "Da der Bund aber ohne Zustimmung der Länder nichts durchsetzen kann, können wir durchaus schon im Vorfeld bei den Gesetzentwürfen manches bewegen."

Der Gelbe Sack hat nach Überzeugung Unterstellers wesentlich zur Bewusstseinsbildung beigetragen. "Mehr als vor dem Gelben Sack ist den Menschen heute klar, dass unsere Abfälle zu schade sind, um sie unbesehen wegzuwerfen und zu vernichten."


Das dpa-Interview im Wortlaut:

Haben wir jahrelang schön fleißig aber leider falsch getrennt?

Franz Untersteller: «Nein, gar nicht. Der Gelbe Sack hat neben seiner ökologischen Funktion als Sammelbehälter für Wertstoffe, die stofflich oder energetisch verwertet werden können, auch wesentlich zur Bewusstseinsbildung beigetragen. Das ist nicht zu unterschätzen. Mehr als vor dem Gelben Sack ist den Menschen heute klar, dass unsere Abfälle zu schade sind, um sie unbesehen wegzuwerfen und zu vernichten. Kritik am Gelben Sack gibt es aber natürlich trotzdem: Er liefert viel zu wenig Vermeidungsanreize.»

Der Gelbe Sack war ein Irrweg?

Untersteller: «Es gibt einen - bildhaft gesehen - tatsächlichen Wertstoff"irrweg": Sehr viele Bürgerinnen und Bürger glauben, dass nur Produkte mit dem Grünen Punkt in den Gelben Sack gehören. Papierverpackungen gehören schon immer ins Altpapier, und der Grüne Punkt ist heute nur noch das Markenzeichen eines der zehn dualen Systeme. Richtig und relativ einfach ist: In den Gelben Sack gehören alle Verpackungen außer Glas und Papier!»

Ein Tipp: Wann ist der Gelbe Sack im Südwesten Geschichte?

Untersteller: «Ich würde mir wünschen, dass die Bundesregierung noch in dieser Legislaturperiode - also bis zum nächsten Jahr - die Kraft aufbringt, das Wertstoffgesetz, das ja alle im Grundsatz wollen, auf den Weg zu bringen. Mein Berliner Kollege Peter Altmaier (CDU) ist jetzt mit seinem "Thesenpapier zur Wertstoffsammlung" aber eher zwei Schritte zurückgegangen.»

Welchen Einfluss hat das Land?

Untersteller: «Die Rechtslage ist klar: Das Land kann keine eigene gesetzliche Regelung machen, weil dieser Bereich vom Europa- und Bundesrecht fast vollkommen besetzt ist. Da gilt die klare Ansage: Bund liefere, und zwar rasch! Da der Bund aber ohne Zustimmung der Länder nichts durchsetzen kann, können wir durchaus schon im Vorfeld bei den Gesetzentwürfen manches bewegen.»

Wie viel Wertstoff-Müll könnte im Südwesten gesammelt werden?

Untersteller: «Sortenreine Kunststoffe wie PET erzielen einen Marktwert von 400 bis 800 Euro pro Tonne. Altpapier bringt 80 Euro die Tonne. Aus 100 Kilo Schrott entstehen praktisch wieder 100 Kilo Frischmetall - wenn wir ihn denn eingesammelt bekommen. Bei einem Altpapieraufkommen von 20 Millionen Tonnen pro Jahr reden wir über einen Marktwert von 1,6 Milliarden Euro - also über eine theoretische Ersparnis von Müllgebühren von 20 Euro pro Einwohner.»

Welche Trends gibt es am Müllmarkt?

Untersteller: «Von besonderer Bedeutung werden Stoffe sein, die entweder schwer zu gewinnen sind, oder aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen am Weltmarkt immer schwerer zu bekommen sein werden. Die Preise für wichtige Metalle wie Kupfer, seltene Erden, Hightech-Grundstoffe wie Neodym, aber auch für Phosphat als Grundstoff für Dünger sind regelrecht explodiert. Insgesamt geht es im Land mit den Verpackungen zusammen um ein Potenzial von über 310 Millionen Kilo - ohne Papier, Glas, Textilien und Elektroschrott. Das Problem ist, dass die Kosten der Erfassung und Aufarbeitung gerade bei Mischkunststoffen noch deutlich höher sind als der Erlös. Mit steigenden Rohstoffpreisen wird sich das ändern.»

Im Müll stecken Millionen. Wer soll davon profitieren?

Untersteller: «Wer Weltmeister im Sammeln und Trennen ist wie unsere Bürger zu Hause, sollte auch belohnt werden, indem seine Müllgebühren niedrig bleiben. Das bedeutet: Die Abfälle aus den Haushalten müssen kommunal bleiben. Die private Entsorgungsindustrie und damit der Wettbewerb kann dann bei Ausschreibungen der Kommunen zum Zuge kommen.»

Quelle:

dpa/lsw

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