Berufliche Schulen

Im Schuljahr 2011/12 beginnt Bildungsaufbruch in beruflichen Schulen

Achtzehn Städte und Gemeinden erhalten ab dem kommenden Schuljahr neue Berufliche Gymnasien, von Achern bis Laupheim und von Mühlacker bis Weinheim (siehe Liste 1). Insgesamt werden im neuen Schuljahr 100 neue Klassen an Beruflichen Gymnasien im Land eröffnet, die noch von der alten Koalition in die Wege geleitet wurden (siehe Liste 2). Die neue Landesregierung begrüßt, dass somit zum einen die Kapazitäten dieser Schulart deutlich ansteigen. Dies entspreche einem zentralen Anliegen von Grünen und SPD ebenso wie den Empfehlungen der Enquetekommission des Landtags. "Wir können so dem großen Andrang auf die Beruflichen Gymnasien besser nachkommen, um die lange vernachlässigte Chancengleichheit für Realschüler endlich zu verbessern", erklärt Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Zum anderen werden durch diese erste Umsetzung der Enquete-Empfehlungen inhaltliche Schwerpunkte gesetzt: "Die Koalition steuert damit wichtige bildungspolitische Leitziele an, um den Bildungsaufbruch in den beruflichen Schulen zu starten", betont die Ministerin. Ziel ist letztlich auch die Gleichstellung des allgemeinen und beruflichen Bildungswesens.

Zur Umsetzung der Empfehlungen stehen der Landesregierung in diesem Jahr aus Mitteln des Landtags zehn Millionen Euro zur Verfügung. Davon entfallen auf das Kultusministerium 6,5 Millionen für den Bereich der beruflichen Schulen sowie auf die Weiterbildung 1,5 Millionen Euro. An das Finanz- und Wirtschaftsministerium gehen zwei Millionen Euro. Nach einem ersten Bericht zum 26. Juli soll die Landesregierung dem Landtag bis Dezember 2011 mitteilen, welche weiteren Handlungsempfehlungen bezahlt und damit umgesetzt werden können. Dies ist abhängig von der weiteren Haushaltsentwicklung.

Wichtige Punkte aus den Handlungsempfehlungen der Enquetekommission werden bereits zum Schuljahr 2011/12 umgesetzt.

Ausbau der Beruflichen Gymnasien

Bislang reichten die Kapazitäten an den Beruflichen Gymnasien nicht aus, um den großen Bewerberandrang aufzunehmen. Das führte dazu, dass Realschülerinnen und Realschüler abgewiesen werden mussten, obwohl sie den erforderlichen Notenschnitt von 3,0 in Mathematik, Deutsch und der Fremdsprache erreicht hatten. Mit den 100 Eingangsklassen an Beruflichen Gymnasien in der dreijährigen Aufbauform gibt es dann 722 Eingangsklassen. Im Frühjahr 2011 haben sich an den beruflichen Gymnasien knapp 25.800 Bewerberinnen und Bewerber beworben, die über die entsprechenden Aufnahmevoraussetzungen verfügen. Dabei stehen rund 21.000 Plätze zur Verfügung, wobei die unterschiedlichen Richtungen und die regionale Verteilung berücksichtigt werden müssen. "Wir verbessern mit diesem Schritt die Chancengleichheit, um weiteren Realschülern das Abitur zu ermöglichen", sagt die Ministerin. Sie unterstreicht das Ziel der Koalition, allen zugangsberechtigten Bewerberinnen und Bewerber einen Rechtsanspruch auf einen Platz an einem Beruflichen Gymnasium einzuräumen. Wann das der Fall ist, hänge vom Haushalt in den kommenden Jahren ab. "Es ist aber klar, dass wir allen Realschülern mit den entsprechenden Noten sobald wie möglich die Chance verschaffen wollen, das Abitur zu erreichen", sagt die Ministerin. Ein besonderer Vorteil der Beruflichen Gymnasien sei im Übrigen, den jungen Leuten bereits bestimmte berufliche Profilierungen etwa an Technischen Gymnasien zu ermöglichen.

Die Schüler werden individuell gefördert

Zum Schuljahr 2011/12 wird die Förderung der einzelnen Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Schulen ausgebaut. Kernelement ist hierbei, den Unterricht je nach Leistungsfähigkeit der jungen Leute zu differenzieren. Künftig sollen dabei die Lehrkräfte den Schülern unterschiedliche Aufgaben je nach ihrem individuellen Leistungsstand an die Hand geben. Die Pädagogen kommen also weg vom traditionellen lehrerzentrierten Unterricht, bei dem alle Schüler einer einheitlichen Aufgabe unterworfen sind. Darüber hinaus soll es Förderangebote jenseits des bisherigen Stützunterrichts geben.

Danach sollen Berufsschülerinnen und Berufsschüler mit besonderem Unterstützungsbedarf künftig auf der Basis einer qualifizierten Diagnose individuell und zielgerichtet gefördert werden. Das Kultusministerium richtet dazu an rund 80 Berufsschulen mit Ausbildungen, die auch leistungsschwächere junge Leute übernehmen, ein Unterstützungsangebot ein. Die Schulen können hier ein Lehrerteam installieren, das sich auf der Basis einer qualifizierten Diagnose um die Probleme kümmert. "Wir wollen damit einem Abbruch der Ausbildung frühzeitig entgegenwirken und die Chancen auf einen Ausbildungserfolg erhöhen", betont die Ministerin. Für die Umsetzung stehen insgesamt 50 Lehrerstellen zur Verfügung, sie wird durch regionale Fortbildung begleitet.

Darüber hinaus wird ein individuelles Förderangebot in den Berufskollegs und Beruflichen Gymnasien im Umfang von 25 Deputaten eingerichtet, wobei der Schwerpunkt bei den jeweiligen Eingangsklassen liegt. Dies soll die individuelle Förderung auch in den beruflichen Bildungsgängen der Sekundarstufe II stärken.

Inklusion an beruflichen Schulen

Auch bei der Inklusion gibt es einen Einstieg bei den beruflichen Schulen. Danach soll
an jeweils zwei von den Regierungspräsidien ausgewählten beruflichen Schulen in den fünf Schwerpunktregionen Stuttgart, Mannheim, Freiburg, Konstanz und Biberach ein Sonderpädagogischer Dienst aufgebaut werden. Er dient der Beratung und Diagnostik und soll auch zur Unterstützung einzelner Schüler bereitstehen. Für diesen Zweck werden fünf Lehrerwochenstunden pro Schule bereitgestellt.

Neue Ganztagesangebote an den beruflichen Schulen

Ein wichtiger Punkt für Grün-Rot ist die Einführung von Ganztagesförderung zum Schuljahr 2011/12. Hier geht es ebenfalls um eine stärkere individuelle Förderung sowie um die Verbesserung der überfachlichen Kompetenzen. In berufsvorbereitenden Bildungsgängen wie Berufseinstiegsjahr und Berufsvorbereitungsjahr wird die Ganztagesförderung an rund 130 Klassen ermöglicht. Im Vordergrund steht das Ziel, die Chancen der leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler dieser Bildungsgänge auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern. Zudem führt das Ministerium die Ganztagesförderung an den Berufskollegs I als zweijähriges Modellprojekt in rund 40 Klassen landesweit ein. Damit soll überprüft werden, ob sich die Chancen der Schülerinnen und Schüler auf den Übergang ins Berufskolleg II und den Erwerb der Fachhochschulreife durch Ganztagesförderung verbessern lassen.

Wie geht es weiter?

Die Enquete-Kommission hat darüber hinaus weitere Handlungsempfehlungen aufgestellt, die aber noch nicht finanziert sind. Hier geht es etwa um den Abbau des strukturellen Unterrichtsdefizits von 4,4 Prozent in den beruflichen Schulen. "Wir wollen Verbesserungen erreichen, aber wir müssen abwarten, wie der Haushalt im Jahr 2012 und später aufgestellt wird", erklärt die Ministerin.

Quelle:

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

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