Stuttgart – Das weiße Hemd glitzert wie auch das Make-Up - die beiden sind Hingucker und Aushängeschild der baden-württembergischen Talentschmiede: Maxim Stepanow und Viktoria Konstantinowa, die jungen Aspiranten vom Schwarz-Weiß-Club Pforzheim. Mit viel Selbstbewusstsein treten sie in diesem Jahr bei den German Open Championships (GOC) an. Das weltgrößte Tanzturnier mit 2400 teilnehmenden Paaren hat am Dienstag in Stuttgart begonnen.
Das deutsch-russische Paar hat sich mit dem Gewinn der Silbermedaille in der Klasse Jugend Latein bei den GOC im vergangenen Jahr ein Standing erarbeitet. Am Freitag wollen Stepanow und Konstantinowa Silber vergolden. Mit ihrem Erfolg stehen sie im Südwesten nicht allein da. „Sportlich sind wir am stärksten“, sagte Wilfried Scheible, Präsident des Tanzsportverbands Baden-Württemberg (TBW), der mit rund 300 Vereinen der zweitgrößte Landesverband im Deutschen Tanzsportverband (DTV) ist. Deutschlandweit sind im DTV 220 000 Mitglieder und 2200 Vereine organisiert.
Das Tanzland Baden-Württemberg sei auch im Breitensport einer der Spitzenreiter und habe momentan einen riesigen Zulauf, sagte Scheible. Rund die Hälfte der 34 000 TBW-Mitglieder im Ländle sei zwischen 40 und 80 Jahre alt. „Es boomen vor allem Standard oder Latein ab einem Alter von 40 Jahren.“ Der Trend: Im Gegensatz zu früher hielten sich die „Oldies“ heute selbst bis ins hohe Alter fit. „Das Gesundheitsbewusstsein hat zugenommen“, sagte Scheible. Oft steckten auch Zuschüsse von Krankenkassen dahinter.
Auch die Tanzschulen bestätigen, dass sich immer mehr Senioren über das Parkett schieben. Die ältesten Tänzer schnürten sich sogar mit über 90 Jahren regelmäßig die Tanzschuhe, sagte Jürgen Ball, Leiter der Tanzlehrerakademie des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV).
Dass die Gesellschaft immer älter werde, wirke sich zunehmend auf das Angebot der Tanzschulen aus. „Im Kursbereich wird sich in den nächsten Jahren der Fokus mehr auf die Generation „Best Agers“ konzentrieren“, sagte Ball, Mitglied im ADTV-Präsidium. Schon heute bewegten sich rüstige Rentner in Vereinen und Altersheimen zum Beispiel beim Rollator-Tanz oder Tanzen mit dem Rollstuhl zur Musik.
Rund 380 ADTV-Tanzlehrer unterrichten den Angaben nach in 133 Tanzschulen in Baden-Württemberg, in ganz Deutschland sind es 2525 Tanzlehrer in 800 Schulen. Bundesweit zählt der Verband jährlich rund zwei Millionen Tanzschüler, der Südwest-Ableger verzeichnet alleine mehr als 300 000 Teilnehmer. „Tanzen ist ein wunderbares Instrument, um Geist, Seele und Körper zu verbinden“, sagte Ball. Trotz der Popularität der „Exoten“ - von Argentinischem Tango bis Zumba - sei der beliebteste Tanz immer noch der Langsame Walzer.
Das Stuttgarter Kultusministerium fördert den Breiten- und Freizeitsport des Tanzsportverbands Baden-Württemberg nach eigenen Angaben jährlich mit rund 130 000 Euro aus dem Sporthaushalt. Hinzu kämen Zuschüsse für neue Sportstätten (2012: 120 000 Euro), weitere Geldspritzen für den Leistungssport, die Förderung von Nachwuchstalenten, Veranstaltungszuschüsse oder Schulprojekte in Höhe von insgesamt mehreren zehntausend Euro. Zum Vergleich: Der gesamte Topf für Sportfördermittel an den Landessportverband ist in diesem Jahr mit 68 Millionen Euro gefüllt.
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dpa/lsw