Der Stuttgarter Kabarettist Mathias Richling (59) erhält an diesem Donnerstag den diesjährigen Kleinkunst-Ehrenpreis Baden-Württemberg. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird ihm von Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht. Es treffen Original und Fälschung aufeinander: Richlings Parodie auf Kretschmann genießt nahezu Kultstatus. Warum? Dazu äußert sich Richling im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Bundespräsidenten, Kanzler, Minister, Ministerpräsidenten: Es gibt kaum einen führenden Politiker, den Sie nicht parodieren. Spielt Winfried Kretschmann eine Sonderrolle?
Mathias Richling: «Jede Figur hat ihren Reiz. Aber Kretschmann ist eine, die herausragt. Er ist ein Mensch, der sich nicht geradebiegen lässt, der sich durch den Politikbetrieb nicht hat glattschleifen lassen. Er zeigt Ecken und Kanten. Das macht ihn sympathisch. Und es erleichtert die Parodie. Es gibt Figuren, die ich mir härter erarbeiten muss. Selbst aus dem Bundespräsidenten, der Kanzlerin und dem FDP-Chef kann man etwas machen. Aber es erfordert Zeit und Mühe. Das Problem bei Kretschmann ist die Frisur. Das dauert, bis man die richtig hinbekommt.»
Funktioniert politisches Kabarett nur mit Parodie?
Richling: «Die Parodie ist ein Mittel der Satire. Es ist nicht das Ziel, einen Politiker einfach nur nachzumachen. Es geht darum, die Person und ihre Eigenschaften in einer Karikatur darzustellen, um sich damit politisch und satirisch mit ihm auseinanderzusetzen. Bei aller Kritik an der Politik des Betroffenen: Parodie kann auch mal eine Hommage sein, also ein Ehrenerweis. Das trifft für mich bei Helmut Schmidt, aber auch manchmal bei Winfried Kretschmann zu.»
Ein schwäbischer Polit-Kabarettist lobt seinen Landesvater. Ist das nicht ungewöhnlich?
Richling: «Kretschmann ist ein Typ, wie es ihn kaum noch gibt in der Politik. Ich finde, wir brauchen mehr davon. Und dieser grüne Ministerpräsident, in Verbindung mit den Protesten gegen Stuttgart 21, hat uns Schwaben außerhalb der Heimat ein neues Image gegeben. Wir gelten jetzt als modern und innovativ. Das ist doch wunderbar. Als Schwabe bin ich froh darüber, dass man uns im Rest der Republik nicht mehr nur auf Spätzle und Kehrwoche reduziert. Als Kultfigur ist Kretschmann derzeit unser größter Exportschlager.»
Quelle:
dpa/lsw