Die Job-Chancen für schwer vermittelbare Arbeitslose im Südwesten sollen durch ein neues Angebot des Landes steigen. Mit dem bundesweit einmaligen Programm «Passiv-Aktiv-Tausch» will die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) den Langzeitarbeitslosen den Einstiegs in den ersten Arbeitsmarkt erleichtern. Den Arbeitgebern wird die Anstellung eines Langzeitarbeitslosen schmackhaft gemacht, in dem der Staat zweieinhalb Jahre lang den Großteil des Gehalts zahlt.
Als Ziel nannte Altpeter in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: «Diese Menschen sollen von ihrer Arbeit leben und gewisse Fähigkeiten wieder erlernen können, die sie für den ersten Arbeitsmarkt brauchen.» Einsatzstellen könnten Beschäftigungsgesellschaften, Wohlfahrtsverbände und Kommunen, aber auch Unternehmen sein. «Bedingung ist, dass damit kein regulärer Arbeitsplatz verdrängt wird.»
Bei dem Programm erhält der Arbeitslose 1.400 Euro brutto monatlich für eine Vollzeitstelle. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus 400 Euro Eingliederungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit, 350 Euro der Stadt- und Landkreise aus dem Topf für Unterkunft und Verpflegung für Hartz-IV-Empfänger und 150 Euro Arbeitgeberbeitrag. Das Land steuert 500 Euro bei. Nach der Förderung von zweieinhalb Jahren muss der Arbeitgeber den Mitarbeiter mindestens ein halbes Jahr weiter beschäftigen. Dabei wird ein Mindeststundenlohn von 8,50 Euro pro Stunde angesetzt.
Der «Passiv-Aktiv-Tausch» soll erst als Modell eingeführt und drei Jahre lang wissenschaftlich begleitet werden, sagte Altpeter. «Wir wollen wissen, ob eine flächendeckende Einführung und eine Übernahme in Bundesrecht sinnvoll wäre.» Am Ende könnte eine Bundesratsinitiative des Landes stehen. Am 10. Januar wird Altpeter das Konzept dem Kabinett vorstellen.
In Baden-Württemberg sind nach Angaben der Ministerin rund 70.000 Menschen seit mehr als einem Jahr arbeitslos, 27.000 Menschen befinden sich länger als zwei Jahre in dieser misslichen Lage. Von ihnen haben 7.000 Vermittlungshemmnisse wie gesundheitliche oder psychische Belastungen. «Die meisten dieser Menschen wollen sich in den Arbeitsmarkt integrieren und nicht in der sozialen Hängematte ausruhen», zeigte sich Altpeter überzeugt.
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dpa/lsw