Auch im kommenden Winter stehen für Deutschland und Baden-Württemberg wieder zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten unter anderem in Österreich und Italien zur Verfügung, um für den Fall einer extremen Kälteperiode und hoher Nachfrage bei gleichzeitig unzureichender Einspeisung durch die erneuerbaren Energien sicher versorgt zu sein.
Umweltminister Franz Untersteller erklärte, dass die Ausgangslage bei der Stromversorgung vor den Wintermonaten mit der des Vorjahres vergleichbar sei und Bundesnetzagentur sowie neben anderen der baden-württembergische Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW ihre Hausaufgaben gemacht hätten.
Franz Untersteller: „Die Bundesnetzagentur hat auf der Basis von Extremszenarien für die Wintermonate Anfang 2015 einen bundesweiten Reservebedarf von 3,6 Gigawatt identifiziert. Dafür hat TransnetBW 0,6 Gigawatt in Italien vertraglich gesichert. Weitere 0,9 Gigawatt werden in Reservekraftwerken in Baden-Württemberg vorgehalten. Der Rest kommt im Bedarfsfall aus süddeutschen und österreichischen Kraftwerken, die die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Amprion als Netzreserve kontrahiert haben. Damit kann die Kälte kommen.“
Mit Blick auf den vergangenen Winter korrigierte Untersteller die von Bundeswirtschaftsminister Gabriel bei den Stuttgarter Nachrichten gemachte Aussage, Baden-Württemberg habe Strom aus alten Öl-Kraftwerken in Österreich bezogen, um die Versorgung zu gewährleisten. Untersteller sagte: „Eine solche plakative Äußerung mag medial hilfreich sein. Ich lege aber Wert auf die Feststellung, dass sie nicht nur plakativ, sondern auch falsch ist. Das besagte Öl-Kraftwerk in Österreich ist im vergangenen Winter nicht mal für eine Stunde für Baden-Württemberg am Netz gewesen! Ich möchte Minister Gabriel auffordern, in der Debatte über die Energiewende doch bitte sachlich zu bleiben.“
Auch bei der Gasversorgung sei Baden-Württemberg gut aufgestellt, so der Minister weiter. Nachdem vom Transportnetzbetreiber terranets bw Kapazitäten bis zum Ende des Jahres schon länger gesichert gewesen seien, sei inzwischen auch das erste Quartal 2015 abgedeckt. Terranets bw meldete den Abschluss gesicherter Gaslieferverträge für einen angemeldeten Bedarf von knapp 22 GWh/h. Darüber hinaus gebe es Verträge über so genannte unterbrechbare Lieferungen in Höhe von gut 2 GWh/h.
In beiden Bereichen, Strom und Gas, seien aber noch Anstrengungen nötig, um die Versorgungssicherheit auch über das Jahr 2015 hinaus zu sichern, warnte Untersteller. So schaffe im Strombereich zum Beispiel die Abschaltung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld im Laufe des nächsten Jahres eine neue Erzeugungssituation in Süddeutschland. Und im Gasbereich führe die andauernde Ukrainekrise die Verwundbarkeit der Gasversorgung auch in Deutschland deutlich vor Augen.
Die Reform des Strommarkts und der Netzausbau bei Strom und Gas seien unverzichtbare Instrumente, um Versorgungssicherheit auch mittel- und langfristig zu gewährleisten.