Vertreter aus Wirtschaft, Industrie, Energiewirtschaft, Handwerk sowie des Deutschen Gewerkschaftsbunds und des Öko-Instituts haben in Stuttgart mit Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller den Stand der Energiewende im Land erörtert. Schwerpunkte der inzwischen achten Sitzung der Monitoring-Gruppe Energiewende waren der aktuelle Stand der Energiewende mit Blick auf die gesetzten Ziele und das Thema Versorgungssicherheit.
Der Geschäftsführer der für das Stromübertragungsnetz in Baden-Württemberg zuständigen Transnet BW, Rainer Joswig, kam in seinem Vortrag zu dem Ergebnis, dass die Stromversorgung im Land in den nächsten Wintern gesichert sei. Das fortschreitende Ungleichgewicht bei der Erzeugung in Nord- und Süddeutschland erfordere allerdings schon jetzt vermehrte Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Engpässen im Stromnetz entgegenzuwirken.
„Deswegen brauchen wir dringend den Ausbau der Übertragungsnetze“, betonte die Monitoring-Gruppe einhellig. Denn nur so lasse sich das hohe Niveau an Versorgungssicherheit für den Wirtschafts- und Industriestandort Baden-Württemberg auch langfristig jederzeit gewährleisten. „Den nun vorgesehenen größeren Stellenwert der Erdverkabelung begrüße ich, er kann zu einer größeren Akzeptanz für den Netzausbau führen“, erklärte Minister Untersteller. Die Mitglieder der Monitoring-Gruppe teilten dabei hinsichtlich der drohenden zusätzlichen Belastung der Wirtschaft und der Verbraucher die Auffassung des Umwelt- und Energieministers, wonach im Hinblick auf die höheren Kosten der Erdkabel Augenmaß notwendig sei. „Wichtig ist nun, dass der Bund rasch die neuen Regeln erlässt und den Vorhabensträgern klare Vorgaben gibt, damit weitere Zeitverzögerungen beim Netzausbau vermieden werden“, forderte die Monitoring-Gruppe.
Beim Gas hat sich die Versorgungssicherheit laut Katrin Flinspach, Geschäftsführerin der terranets bw, mit dem Ausbau der Nordschwarzwald-Leitung deutlich verbessert. Der erste Bauabschnitt ist bereits im Dezember 2014 ans Netz gegangen, Anfang 2016 soll die insgesamt 71 Kilometer lange Erdgasleitung vollständig fertig gestellt sein.
Kontrovers diskutierte die Gruppe die vom Bund geplante Reform des Strommarktes. „Der vorgelegte Entwurf für ein Strommarktgesetz fördert alte und klimaschädliche Braunkohlekraftwerke, zudem ist dies eine besonders teure Lösung für die Stromkunden, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten“, sagte Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller. Die Gewerkschaften betonten, dass eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende deren Auswirkungen auf Beschäftigung und regionale Wirtschaftsstrukturen angemessen berücksichtigen sollte. Einig war sich die Monitoring-Gruppe darin, dass der Bund unnötige Kosten vermeiden müsse. Die nach wie vor sehr hohe und für einen Industriestandort unverzichtbare Qualität der Versorgungssicherheit dürfe auch künftig nicht in Frage stehen, zugleich müsse hier aber ein kosteneffizienter Weg eingeschlagen werden.