Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hat einen „Fachdialog Spannungsschwankungen/kurze Versorgungsunterbrechungen“ veranstaltet. Anlass hierfür waren Berichte von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, die über sensible Produktions- und Computeranlagen verfügen, denen zufolge kurze Versorgungsunterbrechungen und Spannungseinbrüche in den Stromnetzen zunehmend ihre Anlagen stören würden.
Mit Blick auf die Ergebnisse des Fachdialogs erklärte Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller: „Die Elektronik in modernen Produktionsanlagen wird immer sensibler. Damit werden die Anlagen auch anfälliger für Spannungsschwankungen im Stromnetz und kurze Versorgungsunterbrechungen im Millisekundenbereich, die allem technischen Fortschritt zum Trotz auch in Zukunft nie völlig auszuschließen sein werden.“
Zwar habe es Spannungseinbrüche mit einer Dauer von weniger als einer Sekunde schon immer gegeben, sagte der Minister weiter, aber heutzutage könnten diese Ereignisse bei besonders sensiblen Anlagen zu kostspieligen Produktionsausfällen führen. „Die hiermit verbundenen Probleme der Wirtschaft nehmen wir sehr ernst“, sagte Franz Untersteller. „Es war daher wichtig, dass sich bei unserem Workshop über 100 Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die Ursachen und mögliche Gegenmaßnahmen ausgetauscht haben.“
Spannungseinbrüche und kurze Versorgungsunterbrechungen rühren überwiegend von Kurz- oder Erdschlüssen in Kabel- und Freileitungsnetzen her, die atmosphärische Ereignisse wie Blitzeinschläge, Sturm, starke Schneefälle oder Raureif verursachen oder die auf Fremdeinwirkungen wie Baumfällarbeiten, Erd- und Baggerarbeiten oder Vogelkot beruhen. Auch schadhafte Anlagen und Leitungen des Stromnetzes, an das die Kunden angeschlossen sind, können Störungen verursachen. In einzelnen Fällen sind Störungen auch auf den veralteten Zustand des Stromnetzes zurückzuführen.
Ein weiteres Ergebnis des Fachdialogs war, dass die Netzbetreiber eine Zunahme von kurzen Versorgungsunterbrechungen und Spannungseinbrüchen in den Stromnetzen nicht feststellen können. Die entsprechende Störungsstatistik zeige in den letzten Jahren sogar einen eher rückläufigen Trend. „Im Hinblick auf die Akzeptanz der Energiewende besonders wichtig ist die Feststellung der Expertinnen und Experten, dass die zunehmende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien keinen Einfluss auf die Anzahl oder die Dauer dieser Ereignisse hat“, betonte Minister Untersteller.
Prof. Dr.-Ing. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben, erklärte: Die Sicherheit, aber auch die Qualität der Stromversorgung sind für die Wirtschaft und besonders für die Industrieunternehmen des Landes von existenzieller Bedeutung. Auch wenn diese mit der Versorgung bisher überwiegend zufrieden sind, gilt es dennoch den vereinzelt zunehmenden Störungen sowie den Anforderungen moderner Industrieanlagen hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb sollten künftig auch die kurzzeitigen Stromausfälle unter drei Minuten erfasst und bewertet werden. Außerdem ist die Stabilität der Netze durch gezielte Instandhaltung und bedarfsgemäßen Ausbau sicher zu stellen. Zu beachten sind auch die mit dem weiteren Ausbau der dezentralen Energieversorgung verbundenen höheren Anforderungen an das Stromnetz.
Minister Untersteller: „Spannungsschwankungen im Stromnetz und kurze Versorgungsunterbrechungen sind ein altbekanntes Phänomen. Moderne Produktionsanlagen mit hochsensibler Elektronik sollten hiervor gewappnet werden.“
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops zufolge müssten sich insbesondere die betroffenen Unternehmen selbst mit geeigneten Vorsorgemaßnahmen vor kurzen Versorgungsunterbrechungen und Spannungseinbrüchen wappnen und sich so gegen teure Ausfälle ihrer hochsensiblen Anlagen absichern. Die Installation einer unterbrechungsfreien Stromversorgung oder eines kinetischen Energiespeichers im betroffenen Unternehmen sei aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoller als die pauschale Absicherung vorgelagerter, ganzer Netzbereiche. Unabhängig davon müssten zudem die Netzbetreiber ihre zum Teil maroden Netze bedarfsgerecht ausbauen und die notwendigen Investitionen zum sicheren Betrieb ihrer Netze tätigen. Zur Finanzierung müssten bei der Novelle der Anreizregulierungsverordnung die Rahmenbedingungen für die Netzbetreiber entsprechend verbessert werden.