Eine halbe Stunde oberhalb von Wertheim liegt ein Felsen, der von drei Seiten vom Main umflossen wird. Dort oben stand einst eine Burg. Von ihr ist nichts mehr zu sehen, doch werden manch unheimliche Ereignisse von dort oben berichtet.
Die Sage erzählt, dass die letzte Gräfin auf dem Schloss eine geizige und hartherzige Frau gewesen sei. Sie beutete ihre Bauern aus, doch besonders hasste sie die Bettler und armen Leute, die um eine kleine Gabe an ihr Burgtor klopften. Um endlich Frieden vor ihnen zu haben, beschloss sie, den Main auch um die vierte Seite des Felsens zu leiten, um den Weg für das „Gesindel” zu versperren.
Der Burgvogt äußerte Bedenken, Gott möge es missfallen, dem Fluss ein anderes Bett zu geben. Sie aber sagte: „Es mag Gott lieb oder leid sein; mein Vorhaben wird ausgeführt! So wenig ich diesen Ring wiedersehe, so wenig unterbleibt es!” Damit zog sie einen Ring vom Finger und warf ihn in den Fluss. Noch am selben Abend aber fand der Koch in einem Karpfen, den er für das Festmahl zubreitete, den Ring wieder und brachte ihn arglos zur Gräfin. Die wurde totenbleich, und im selben Moment fuhr ein Blitz vom Himmel und mit einem gewaltigen Donnerschlag versank die Burg im Berg.
Alle sieben Jahre soll man die Burg am Grunde des Mains sehen können. Und alle sieben Jahre öffnet sich an der Stelle, wo die Burg einst stand, eine Höhle. Ein Schäfer suchte einmal darin Schutz vor einem Unwetter. Er kehrte erst nach sieben mal sieben Jahren wieder zurück und keiner kannte ihn mehr. Ein andermal entdeckten einige Burschen aus Kreuzwertheim einen tiefen Schacht. Sie ließen den Mutigsten von ihnen an einem Strick in die Höhle hinab. Als sie ihn wieder heraufgezogen hatten, konnte er lange nicht sprechen. Doch dann berichtete er von langen Tafeln, an denen Menschen in altertümlichen Trachten schweigend gesessen hatten, und von Gold, Silber und Edelsteinen, die er gesehen habe. Doch das Erlebte hatte den Jungen so erschreckt, dass er bald darauf starb.