Der Teufelsbündner Dr. Faust, dessen Seele in Goethes literarischer Fassung in den Himmel gelangt, fand der Volkssage nach sein geheimnisvolles und bitteres Ende in einem kleinen badischen Städtchen.
Es war im Jahr 1548, da soll der berühmte Doktor Faust als Bibliothekar beim Grafen von Staufen in Dienst gestanden sein. Er logierte im Gasthaus zum Löwen. Eines Abends, es war schon dämmrig, ging ein Bauer mit seinem Buben vom Feld nach Hause. Da zog eine unheimliche Gestalt wie ein riesiger schwarzer Vogel über sie durch die Luft. Von Furcht ergriffen suchten sie am Johanniterkreuz betend Zuflucht.
In der Stadt angelangt kehrten sie noch beim Löwenwirt ein. Da saß am Kachelofen ein schwarz gekleideter Herr mit Doktoren-Barett auf dem Kopf und neben ihm einer, der, mit dem Schwert an seiner Seite, wie sein Knecht aussah. „He Bauer!”, rief der Doktor, „hast du nicht eben einen großen schwarzen Vogel gesehen und bist mit deinem Buben zu den Johannitern gelaufen?” Und der andere sagte: „Die können dir auch nicht helfen, denn sie meisten von ihnen gehören mir!” Und er lachte schrill, dass es einem durch Mark und Bein fuhr.
Gut zehn Tage logierte der Doktor mit seinem Schwager, wie er ihn nannte, im Löwen. Eines Nachts gerieten die beiden auf ihrem Zimmer in Streit und machten solch einen Lärm, dass das ganze Haus davon erwachte. Gerade als der Wirt hinaufgehen und Frieden stiften wollte, war es still. Als aber am anderen Morgen keiner der beiden zur Morgensuppe erschien und man nachsehen ging, fand man im Zimmer nur den Doktor mit blaurotem Gesicht und verdrehtem Hals tot am Boden liegen. Von dem anderen fehlte jede Spur. Nur ein pestilenzartiger Schwefelgestank hing in der Luft. So hat der Teufel die Seele des Doktor Faust in die ewige Verdammnis geholt, als der Pakt mit ihm abgelaufen war.