Tag der Deutschen Einheit

„Es war eine friedliche Revolution“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei einem Interview (Foto: dpa)

Ministerpräsident Winfried Kretschmann wünscht sich für das Fest zum Tag der Deutschen Einheit an diesem Mittwoch und Donnerstag in Stuttgart gutes Wetter und fröhliche Stimmung. An die Wiedervereinigung habe er immer geglaubt, sagt Kretschmann im Interview. Denn: „Keine Mauer hat auf Dauer Bestand.“

Wo waren Sie am 9. November 1989, als auf einer Pressekonferenz eher beiläufig ankündigt wird, die DDR werde mit sofortiger Wirkung die Grenzen öffnen, und was haben Sie als erstes gedacht?

Winfried Kretschmann: Ich habe das damals durchs Fernsehen erfahren. Wo das war, kann ich heute nicht mehr sagen. Mir schoss durch den Kopf, dass der Mauerfall das Ergebnis einer echten Revolution war. Ich habe auch an meine Verwandten gedacht, die in der DDR lebten und die ich hin und wieder besuchte.

Sind Sie nach dem Mauerfall nach Ostdeutschland gereist und was ist Ihnen dort besonders positiv oder negativ aufgefallen?

Kretschmann: Ich bin bald nach der Wende mit den Grünen nach Dresden gefahren. Das lag daran, dass Sachsen Partnerland von Baden-Württemberg war. Es zeigten sich verheerende Umweltprobleme, zum Beispiel an der Elbe. Kein Vergleich zu heute.

Hatten Sie zuvor schon an die Möglichkeit einer Einheit Deutschlands geglaubt?

Kretschmann: Ich habe immer daran geglaubt, dass die Wiedervereinigung kommt. Als wirklich bewegendes Ereignis empfand ich, als Menschen mit Kerzen aus den Kirchen kamen. Damit konnte die SED nicht umgehen. Das lag außerhalb ihres Vorstellungsbereiches. Es war eine friedliche Revolution.

Was bedeutet der Tag der Deutschen Einheit für Sie als Landespolitiker?


Kretschmann: Der Tag der Deutschen Einheit ist für mich als überzeugten Föderalisten ein besonderes Ereignis. Die Tatsache, dass der Föderalismus aus der Asche sowohl des Dritten Reichs als auch der SED-Diktatur wiederauferstanden ist, bekräftigt mich da immer wieder.

Welche anderen Mauern in der Welt müssten noch fallen?

Kretschmann: Die zwischen Nord- und Südkorea beispielsweise oder die, die sich durch Israel zieht. Das sind Mauern, die mich immer wieder an die ehemalige in unserer Republik erinnern. Ich bin aber auch hier überzeugt: Keine Mauer hat auf Dauer Bestand!

Quelle:

dpa